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Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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Hirsch« oder »Weißschwanzhirsch« bedeutet, ein anderer Name für den Hirsch. Der nordamerikanische Hirsch gehört zur selben Art wie der Rothirsch in Europa.
    Ein Hirschbulle wiegt etwa 320 Kilogramm und hat eine Schulterhöhe von 1,50 Meter; Hirschkühe wiegen 230 Kilogramm und sind nur wenig kleiner; Kälber wiegen bei der Geburt etwa 14 Kilogramm. Die Hirschbullen gehören wegen ihrer imposanten Geweihe wohl zu den am meisten fotografierten Tieren im Park. Ihr Geweih beginnt im Frühjahr zu wachsen und wird im folgenden März oder April abgeworfen. Die Wapitis ernähren sich von Gras, Büschen und von den Rinden der Espen. Die Paarungszeit (Brunft) ist von September bis Oktober. Die Kälber werden von Mai bis Ende Juni geboren.
    Yellowstone bietet den Forschern und Besuchern die einzigartige Gelegenheit, die scheuen Wölfe bei Interaktionen mit anderen Wildtieren zu beobachten.
    Wenig bekannt war zuvor, wie Wölfe ihre Beute bei der Jagd töten. Beobachtungen aus der Luft – wie Dave Mech es in Minnesota praktiziert – gaben nur wenig Aufschluss. In Yellowstones Lamar Valley jedoch haben die Zuschauer einen Logenplatz. Und so konnte in den letzten Jahren ausgiebig beobachtet werden, wie Wölfe Hirsche jagen:
    Bei einem Angriff reagieren die Hirsche normalerweise mit Flucht. Bleiben sie in einer eng geschlossenen Gruppe, verlieren die Wölfe innerhalb von 20 bis 30 Sekunden das Interesse. Wenn sich die Herde jedoch trennt, verfolgen die Beutegreifer fast immer die kleinere Gruppe. Jagt ein größeres Wolfsrudel, teilt es sich meist auf und jagt die verschiedenen Hirschgruppen unabhängig voneinander. Der Erfolg ist nahe, wenn von einer Hirschgruppe am Ende nur noch ein Tier übrig bleibt.
    Wenn die Wölfe Hirschkälber angreifen, die nur wenige Tage oder Wochen alt sind, dann gibt es selten eine Verfolgungsjagd, stattdessen eher ein Vorschießen, Greifen des Kalbs und Wegziehen von der Mutter. Oft wird bei dieser Taktik das Kalb nur verletzt, was dazu führt, dass der Wolf um die Hirschkuh herum »arbeiten« muss, um schließlich doch noch zu seiner Beute zu kommen, wobei die Mutter natürlich ihr Kalb massiv verteidigt.
    In 65 Prozent der Fälle tötet ein Wolf einen erwachsenen Hirsch, indem er ihm in die Kehle beißt. Dabei rennt er neben dem Hirsch her und verbeißt sich unterhalb des Halses; bei neu geborenen Kälbern dagegen greift er sich das Tier von oben am Hals. Ist mehr als ein Wolf an der Jagd beteiligt, findet eine Arbeitsteilung statt. Ein Wolf verbeißt sich in den Hals oder die Schnauze, ein anderer greift an den Flanken oder Beinen an und so weiter.
    Eine der größten Kontroversen bei der Wiederansiedlung der Wölfe war die Frage, ob die Beutegreifer die Populationen von Hirschen und anderen Huftieren dezimieren würden. Die Jäger und Outfitter waren der Auffassung, dass die Wölfe sämtliche Hirsche von Montana und Wyoming fressen und damit alles jagdbare Wild ausrotten würden. Aber es hat sich gezeigt, dass die Yellowstone-Wölfe nur wenig Einfluss auf die Hirschpopulation haben. Bei den Populationszahlen der Hirsche spielen insbesondere Dürre, harte Winter, Jagd außerhalb des Parks und auch andere Tiere eine Rolle.
    Die Herde im nördlichen Yellowstone-Nationalpark zählte in den letzten 20 Jahren durchschnittlich etwa 13.000 Tiere (mit einer Fluktuation zwischen 9.000 und 19.000 Tieren). Im Winter 2003 wurden etwa 9.000 Hirsche gezählt, 2005 weniger als 5.000. Der wichtigste Faktor beim Rückgang der Hirschzahlen ist jedoch nicht der Wolf, sondern die Härte des Winters.
    Eine Studie von Doug Smith und Dave Mech untersucht den Einfluss des Winters auf das Gleichgewicht zwischen Wolf und Hirsch. Sie bezieht sich hauptsächlich auf zwei sehr unterschiedliche Winter in Yellowstone. In den Wintern 1996 bis 1997 und 1997 bis 1998 folgten die Wissenschaftler jeweils im März den Druid-Peak-, Rose-Creek- und Leopold-Rudeln und erfassten, wie viele Jagdausflüge erfolgreich waren, wie viele Hirsche sie töteten und wie viel von jedem Kadaver gefressen wurde.
    1996/97 war einer der härtesten Winter, die es in Yellowstone je gegeben hat. Im Dezember und Januar schneite es sehr viel, und danach fiel Regen, der bei Tiefsttemperaturen gefror und es für die Huftiere fast unmöglich machte, an Nahrung zu kommen. Rekordwanderungen der Hirsche wurden gemeldet und viele Tiere verschwanden ganz einfach. Jetzt hatten die Wölfe eine höhere Erfolgsrate. Sie töteten mehr Hirsche und fraßen weniger

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