Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
Vom Netzwerk:
biologisch und rechtlich als »genesen«, was weitreichende Auswirkungen für ihren Schutz hat.
2004 wurden die Wölfe in den Rockys von der Artenschutzliste gestrichen. Seit Mai 2011 dürfen sie überall außerhalb des Nationalparks gejagt werden. Jeder der Staaten Montana, Wyoming und Idaho hat seinen eigenen Managementplan und eigene gesetzliche Regelungen zur Kontrolle der Wölfe.
    In Yellowstone werden die Wölfe weiterhin vollen Schutz genießen. Unheil droht ihnen erst, wenn sie die Parkgrenzen überschreiten.
    Im Grunde bleibt somit nur abzuwarten, was mit der Population geschieht. Ich fürchte, dass es nicht lange dauern wird, bis die Wölfe wieder vom Aussterben bedroht sind.

Epilog: Der Preis der Freiheit
    Als ich Anfang der neunziger Jahre – lange vor der Wiederansiedlung – meinen ersten Wolf in Yellowstone sah, war ich fasziniert. Obwohl es hier offiziell keine Wölfe gab, hatte es ein vorwitziger Isegrim geschafft, vermutlich aus dem nördlichen Montana oder dem südlichen Kanada seinen Weg mehrere Hundert Kilometer vorbei an Städten, über Autobahnen und durch Ranchland bis in den »Wolfshimmel« von Yellowstone zu finden. Diesen Wolf, der wenig später bei der Internationalen Wolfskonferenz in Edmonton 1992 im Film zu sehen war, habe ich danach nie wieder gesehen. Dennoch wusste ich, dass die Wölfe nach Yellowstone kommen würden und vielleicht sogar bereits gekommen waren. Einige Jahre früher schon hatte ich im Glacier-Nationalpark im nördlichen Montana ein Wolfsrudel beobachtet. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann die Beutegreifer ihren Weg nach Süden finden.
    Daher stand ich zunächst der Wiederansiedlung skeptisch gegenüber. Ich war und bin immer noch der festen Überzeugung, dass eine von Menschen organisierte »Rückkehr« von Wölfen nicht nötig ist, wenn man den Tieren ausreichend Zeit, Ruhe und den notwendigen gesetzlichen Schutz gibt.
    Meine Meinung änderte sich, seit ich nach 1995 jedes Jahr mehrere Monate lang die Wölfe beobachte. Wer einmal ein Wolfsrudel mit 37 Tieren auf der Jagd gesehen hat, wird diesen Anblick nie mehr vergessen. Yellowstone bietet die einzigartige Gelegenheit, Wölfe in ihrem natürlichen Verhalten zu beobachten.
    Aus den ersten 14 Wölfen 1995 waren Mitte 2003 über 200 Wölfe geworden. Der Park, der einst – wie es Dave Mech einmal sagte – nach der Anwesenheit von Wölfen bettelte, quoll in den ersten Jahren über von Wölfen. Oft wusste ich gar nicht mehr, in welche Richtung ich mich drehen sollte – überall waren die Grauröcke zu sehen. Vor mir, hinter mir, an jedem Berghang konnte ich sie beobachten.
    Aber das rasante Wachstum der Wolfspopulation in Yellowstone hatte auch seine Nachteile. Es wurde eng im Park. Jedes gute Revier mit ausreichender Beute war besetzt. Was folgte waren territoriale Streitigkeiten und Kämpfe unter den Wölfen. Die Reproduktionsrate sank und die Welpensterblichkeit stieg an; es ist bekannt, dass eine Population, die zu groß wird, automatisch ihre Geburtenrate reduziert. Die Wölfe wanderten aus dem Park ab, in Gebiete, in denen sie nicht mehr geschützt waren. Manche Wolfshasser warteten schon an den Parkgrenzen auf sie, um sie zu töten. Die Parkwölfe vertrauten den Menschen. Sie waren keine Gefahr für sie.
Darüber hinaus haben die meisten Wölfe Radiohalsbänder. Es ist für Jäger kein Problem, die Frequenz der Halsbänder herauszubekommen und gezielt auf Wolfsjagd zu gehen. Die Halsbänder, die einst zu ihrem Schutz gedacht waren, bedeuten nun ihren Tod.
    Ich frage mich, ob man sich in der Euphorie der Wiederansiedlungspläne überhaupt weitere Gedanken über die Zeit nach dem erfolgreichen Abschluss des Programms gemacht hat? Die Wiederansiedlung war – neben dem berechtigten Plan, dem Ökosystem von Yellowstone den so dringend benötigten Beutegreifer zurückzugeben – auch eine politische Entscheidung, ein Präzedenzfall, ein Vorzeigeobjekt. 31 Wölfe wurden ihrer vertrauten Umgebung entrissen und in ein Gebiet gebracht, das ihnen reichlich Beute und viel Platz bot und ohne Jagddruck wie ein Paradies vorgekommen sein muss. Sie jagten, fraßen und vermehrten sich. Dass dies so und in solchen Zahlen geschah, hatte niemand in seinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt. Nun wurde der Platz zu eng, und die Wölfe taten das, was sie normalerweise tun: Sie wanderten ab und suchten sich ein neues Revier – in einem Gebiet, in dem sie nicht mehr geschützt waren, wo es weniger natürliche Beutetiere,

Weitere Kostenlose Bücher