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Die Wohlgesinnten

Die Wohlgesinnten

Titel: Die Wohlgesinnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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Geschlechts‹, so wie es einen Schwarzen Orden gibt. Das ist der Grund der Verunglimpfungen. Aber das ist ein politisches und kein ideologisches Problem. Von einem wirklich nationalsozialistischen Standpunkt könnte man die brüderliche Liebe ganz im Gegenteil als das wahre Bindemittel einer kriegerischen und schöpferischen Volksgemeinschaft betrachten. Auf seine Weise dachte Platon genauso. Erinnerst du dich an die Rede des Pausanias, wo er die anderen Völker kritisiert, die, wie etwa die Juden, die Männerliebe ablehnten: Denn die Barbaren halten dies … für schimpflich, und ebenso das Streben nach Ausbildung des Geistes und Körpers … Wo es daher die Satzung als schimpflich festgestellt hat, dem Liebhaber zu Willen zu sein, da liegt dies an der niedrigen Gesinnung derer, bei denen sie es festgestellt hat, nämlich an dem Eigennutz der Herrscher und der Feigheit der Beherrschten. Ich habe übrigens einen französischen Freund, der Platon für den ersten echten faschistischen Autor hält.« – »Ja, aber trotzdem! Die Homosexuellen sind effeminiert, Mannfrauen, wie du gesagt hast. Wie soll ein Staat Männer dulden, die ihm nicht als Soldaten dienen können?« – »Da täuschst du dich. Du gehst von einer falschen Vorstellung aus, wenn du dem männlichen Soldaten den effiminierten Homosexuellen gegenüberstellst. Den Typus gibt es natürlich, aber er ist ein modernes Produkt der Verderbtheit und Degeneriertheit unserer Städte: Juden oder verjudetes Pack, das sich aus den Klauen der Priester und Pfaffen nicht befreit hat. In der Geschichte haben die besten Soldaten,die Elitesoldaten, immer andere Männer geliebt. Sie hatten Frauen, die ihnen das Haus besorgten und denen sie Kinder machten, aber ihre Gefühle behielten sie ihren Kameraden vor. Nimm Alexander! Und Friedrich den Großen, selbst wenn man es bei ihm nicht wahrhaben will, es ist das Gleiche. Die Griechen haben sogar ein militärisches Prinzip daraus abgeleitet: In Theben hat man die Heilige Schar gegründet, eine Einheit aus dreihundert Mann, die als die beste Elitetruppe ihrer Zeit galt. Gekämpft wurde paarweise, jeder an der Seite seines Freundes; wenn der Liebhaber alt wurde und ausschied, wurde sein Geliebter der Liebhaber eines jüngeren Mannes. So spornten sie gegenseitig ihren Mut an, bis sie unbesiegbar wurden; vor dem Freund hätte keiner von beiden gewagt, dem Feind den Rücken zuzuwenden und zu fliehen; in der Schlacht trieben sie sich gegenseitig zu Heldentaten an. Bei Chaironea kämpften sie gegen die Makedonier, bis auch ihr letzter Mann niedergemacht war: ein erhebendes Beispiel für unsere Waffen-SS. Ähnliche Verhältnisse herrschten in unseren Freikorps; alle alten Kämpfer, die auch nur eine Spur ehrlich sind, werden es zugeben. Du siehst, man muss das von einem geistigen Standpunkt aus betrachten. Es liegt auf der Hand, dass nur der Mann wirklich schöpferisch ist: Die Frau schenkt Leben, sie erzieht und nährt, aber sie erschafft nichts Neues. Blüher, ein Philosoph, der seinerzeit den Männern des Freikorps sehr nahestand und sogar an ihrer Seite kämpfte, hat gezeigt, dass die Liebe unter Männern – da diese sie anspornt, sich gegenseitig an Mut, Tugend und sittlichem Verhalten zu übertreffen – sowohl zum Krieg als auch zur Entstehung von Staaten beiträgt, die lediglich erweiterte Spielarten von Männergesellschaften wie dem Militär sind. Es handelt sich also um eine höhere Entwicklungsstufe, für Männer von verfeinerter Geistesart. Die Umarmungen der Frauen taugen für die Masse, das Herdenvieh, aber nicht für die Führer. Erinnerstdu dich an die Rede des Phaidros: Eben dasselbe sehen wir aber auch bei dem Geliebten, daß er vor allem sich vor seinen Liebhabern schämt, wenn er bei etwas Schimpflichem erblickt wird. Ließe es sich daher ins Werk setzen, einen Staat oder ein Heer aus lauter Liebhabern und Geliebten zu bilden, so ist gar nicht zu denken, wie ein Staat im Innern besser verwaltet werden könnte, als wenn alle seine Bürger sich alles Schimpflichen enthalten und im Wetteifer zum Guten einander überbieten; aber auch im gemeinsamen Kampfe würden die so Verbundenen, selbst in geringer Zahl, ich möchte sagen, alle Menschen besiegen. Zweifellos hat dieser Text die Thebaner stark beeinflusst.« – »Dieser Blüher, den du erwähntest, was ist aus ihm geworden?« – »Ich glaube, er lebt noch. Während der Kampfzeit wurde er in Deutschland viel gelesen und trotz seiner monarchistischen Anschauungen in

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