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Die Wohlgesinnten

Die Wohlgesinnten

Titel: Die Wohlgesinnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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bestimmten Kreisen der Rechten, unter anderem auch der Nationalsozialisten, sehr geschätzt. Später hat man ihn, glaube ich, allzu sehr in die Nähe von Röhm gerückt, und seit 1934 hat er Publikationsverbot. Doch eines Tages wird man dieses Verbot aufheben. Noch etwas möchte ich dir sagen: Noch heute macht der Nationalsozialismus den Kirchen viel zu viel Konzessionen. Allen ist das bewusst, und der Führer leidet darunter, doch in Kriegszeiten kann er sich nicht erlauben, sie offen zu bekämpfen. Die beiden Kirchen haben noch zu viel Einfluss auf das bürgerliche Denken, daher sind wir gezwungen, sie zu dulden. Aber das wird nicht ewig dauern: Nach dem Krieg können wir uns wieder mit dem inneren Feind befassen und uns aus dieser Umklammerung, diesem moralischen Würgegriff befreien. Wenn Deutschland eines Tages von seinen Juden gesäubert sein wird, muss es auch von deren verderblichen Ideen gesäubert werden. Dann wirst du sehen, dass viele Dinge in einem anderen Licht erscheinen.« Ich hörte auf zu reden; Partenau sagte nichts. Der Weg schlängelte sich an den Felsen entlang hinunterzum Meer; schweigend gingen wir an einem schmalen, leeren Strand entlang. »Willst du schwimmen?«, schlug ich vor. »Es muss eisig sein.« – »Es ist kalt; aber die Russen schwimmen oft im Winter. An der Ostsee ist es auch üblich. Das bringt das Blut in Wallung.« Wir zogen uns nackt aus, und ich rannte ins Wasser; laut schreiend folgte mir Partenau; einige Augenblicke lang biss mir die Kälte des Wassers in die Haut, wir schrien und lachten, schlugen wild um uns und stolperten durch die Wellen, bis wir genauso schnell wieder hinausliefen. Ich legte mich auf meine Jacke, flach auf den Bauch; Partenau streckte sich neben mir aus. Ich war noch nass, aber mein Körper war warm, ich spürte die Tropfen und die blasse Sonne auf der Haut. Einen langen Augenblick widerstand ich lustvoll dem Verlangen, Partenau anzusehen, dann wandte ich mich ihm zu: Auf seinem weißen Körper schimmerte das Meerwasser, sein Gesicht aber war rot gefleckt. Er hielt die Augen geschlossen. Als wir uns wieder anzogen, fiel sein Blick auf mein Geschlecht: »Du bist beschnitten?«, rief er überrascht aus und wurde noch röter. »Entschuldige.« – »Oh, das hat nichts zu sagen. Eine Infektion in der Pubertät, das kommt häufig vor.« Das Schwalbennest war noch zwei Kilometer entfernt, wir mussten wieder auf die Klippen emporsteigen; auf dem Balkon hinter dem zinnenbewehrten Turm befand sich eine kleine Kneipe, sie war leer und lag hoch über dem Meer; das Schwalbennest selbst war geschlossen, aber es gab Portwein und einen atemberaubenden Blick über die Küste, das Gebirge und Jalta, das sich in der Tiefe der Bucht verbarg, weiß und verschwommen. Wir tranken ein paar Gläser und sprachen wenig. Partenau war wieder blass, atmete aber noch schwer nach dem Aufstieg und schien in Gedanken vertieft. Dann brachte uns ein Lastwagen der Wehrmacht nach Jalta zurück. Dieses Spielchen setzte ich noch ein paar Tage fort, doch schließlich gelangte alles zu dem Ende, das ich mir erhofft hatte. Letztlich war es garnicht so kompliziert. Partenaus fester Körper bot wenig Überraschungen; er kam mit offenem, rundem Mund, der wie ein schwarzes Loch klaffte; und seine Haut strömte einen süßlichen, etwas widerlichen Geruch aus, der mich bis zum Wahnsinn erregte. Wie soll man diese Empfindungen jemandem beschreiben, der sie nicht kennt? Am Anfang, beim Eindringen, ist es gelegentlich etwas schwierig, besonders wenn es trocken ist. Doch einmal eingedrungen, ah, das ist so gut, ihr könnt es euch nicht vorstellen. Das Kreuz wird hohl, und es bildet sich eine leuchtend blaue Schmelzmasse aus Blei, die euch das Becken füllt, langsam im Rückenmark aufsteigt, den Kopf erreicht und ihn auslöscht. Diese wunderbare Wirkung ist offenbar der Berührung des eindringenden Glieds mit der Prostata, der Klitoris des armen Mannes, zu verdanken, die beim Penetrierten direkt an den Mastdarm grenzt, während sie bei der Frau, falls meine anatomischen Vorstellungen richtig sind, durch einen Teil des Fortpflanzungsapparates vom Darm getrennt ist, was erklären würde, warum die Frauen im Allgemeinen so wenig Gefallen am Analverkehr finden, es sei denn, als Lust im Kopf. Für die Männer ist es anders; ich habe mir oft gesagt, dass die Prostata und der Krieg die beiden Gaben sind, mit denen Gott den Mann dafür entschädigen wollte, keine Frau zu sein.
    Trotzdem habe ich nicht immer

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