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Die Wohlgesinnten

Die Wohlgesinnten

Titel: Die Wohlgesinnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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immer in Königsberg. Beruflich war ich trotz aller Ermutigungen des Reichsführers an einen toten Punkt gelangt: Speer hatte mich abgeschrieben, ich stand nur noch mit seinen Untergebenen in Verbindung, und meine Dienststelle, von der niemand mehr etwas verlangte, diente nun als Briefkasten für die Klagen verschiedener Unternehmen, Organisationen oder Ministerien. Von Zeit zu Zeit brüteten Asbach und die anderen Mitglieder der Gruppe eine Studie aus, die ich hierhin und dorthin schickte; mir wurde höflich oder gar nicht geantwortet. Aber ich verstand nicht so recht, was ich falsch gemacht hatte, bis zu dem Tag, an dem Herr Leland mich zum Tee einlud. Das fand in der Bar des Adlon statt, eines der wenigen guten Restaurants, die noch geöffnet waren, ein regelrechter Turm zu Babel, Dutzende von Sprachen waren zu hören, und alle Mitgliederdes ausländischen diplomatischen Korps schienen sich hier zu verabreden. Ich traf Herrn Leland an einem etwas abseits stehenden Tisch an. Mit gemessenen Bewegungen servierte mir ein Oberkellner den Tee, und Leland wartete, bis er gegangen war, bevor er das Wort an mich richtete. »Was macht deine Gesundheit?«, fragte er. »Danke gut, Herr Leland. Ich bin wieder vollkommen auf dem Posten.« – »Und die Arbeit?« – »Auch gut, der Reichsführer scheint zufrieden. Ich habe kürzlich einen Orden bekommen.« Er sagte nichts und nahm einen Schluck Tee. »Aber es ist schon einige Monate her, dass ich Minister Speer gesehen habe«, fuhr ich fort. Er machte eine unwillige Handbewegung: »Das hat keine Bedeutung mehr. Speer hat uns sehr enttäuscht. Wir müssen uns jetzt um andere Dinge kümmern.« – »Worum denn?« – »Das ist noch nicht spruchreif«, sagte er mit seinem leichten charakteristischen Akzent. »Und wie geht es Herrn Dr. Mandelbrod?« Er sah mich kalt und streng an. Wie immer konnte ich sein Glasauge nicht von dem gesunden unterscheiden. »Mandelbrod geht es gut. Aber ich muss dir sagen, dass du ihn enttäuscht hast.« Ich sagte nichts. Leland trank noch einen Schluck Tee, bevor er fortfuhr: »Ehrlich gesagt, du hast nicht alle unsere Erwartungen erfüllt. In letzter Zeit hast du nicht viel Initiative gezeigt. Was du in Ungarn geleistet hast, war unbefriedigend.« – »Ich bitte Sie, Herr Leland … Ich habe mein Bestes getan. Und der Reichsführer hat mich zu meiner Arbeit beglückwünscht. Aber die Konkurrenz zwischen den Abteilungen war einfach zu stark, alle haben sich gegenseitig behindert …« Leland schien meine Worte überhaupt nicht zu beachten. »Wir haben den Eindruck«, sagte er schließlich, »dass du nicht verstanden hast, was wir von dir erwarten.« – »Und was erwarten Sie von mir?« – »Mehr Energie. Mehr Einfallsreichtum. Du sollst Lösungen vorlegen, keine Hindernisse schaffen. Und dann, erlaube mir die Feststellung, verzettelst du dich. Der Reichsführerhat uns dein letztes Memorandum geschickt: Statt deine Zeit mit solchen Kindereien zu vergeuden, solltest du an das Wohl Deutschlands denken.« Ich spürte, wie mir die Wangen brannten, und ich bemühte mich, meine Stimme zu beherrschen. »Ich denke an nichts anderes. Aber wie Sie wissen, war ich sehr krank. Außerdem habe ich … noch andere Probleme.« Zwei Tage zuvor hatte ich eine sehr unangenehme Unterhaltung mit Rabingen gehabt. Leland sagte nichts, er hob die Hand, und der Oberkellner erschien, um ihn nach seinen Wünschen zu fragen. An der Bar lachte ein junger Mann viel zu laut, sein Haar war onduliert, er trug einen karierten Anzug und Fliege. Ein kurzer Blick genügte mir: Es war lange her, dass ich daran gedacht hatte. Leland ergriff wieder das Wort: »Wir sind über deine Probleme informiert. Es hätte niemals so weit kommen dürfen. Wenn du nicht umhinkonntest, diese Frau zu töten, in Ordnung, aber dann hättest du es auf richtige Weise machen müssen.« Mir war das Blut aus dem Gesicht gewichen: »Hören Sie, Herr Leland«, brachte ich schließlich tonlos hervor. »Ich habe sie nicht getötet. Das war ich nicht.« Er sah mich ruhig an: »Mag sein«, sagte er. »Du musst wissen, dass uns das völlig egal ist. Wenn du es getan hast, war es dein Recht, dein gutes Recht. Als alte Freunde deines Vaters haben wir volles Verständnis dafür. Aber du hattest kein Recht, dich zu kompromittieren. Das beeinträchtigt deine Nützlichkeit für uns ganz außerordentlich.« Ich wollte wieder protestieren, aber er schnitt mir das Wort mit einer Handbewegung ab. »Warten wir ab, wie sich die

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