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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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übereingekommen, uns zu treffen. Er wollte uns erlauben, in den Städten zu leben, sofern wir keine Menschen jagten, und wir wollten ihm erzählen, wer für die Vermisstenfälle verantwortlich war. Ich bin sicher, dass es dich nicht schockieren wird zu erfahren, wer dieser Mann ist.«
    »Koschtschei«, krächzte Iwan.
    Paisley nickte. »Dein Vater hat ihm vertraut. Das war ein Fehler. Er erzählte Koschtschei von unserem Treffen, und dieser folgte ihm heimlich. Wir fanden das heraus und glaubten, dass dein Vater vorhätte, uns zu betrügen – so kam es, dass er getötet wurde. Genau, wie Koschtschei es wollte.« Sie zuckte erneut mit den Schultern. »Erst zu spät fanden wir heraus, dass auch wir benutzt worden waren. Wir bedauern den Tod deines Vaters. Er war ein edler Mann.«
    Iwan starrte sie wie betäubt an. Aber es ergab alles einen Sinn. Er schloss die Augen, und Billi beobachtete, wie rasender Zorn in ihm hochkochte. Er presste sich die Fäuste gegen den Kopf und biss die Zähne zusammen, um die Wut am Ausbrechen zu hindern.
    » Njet, njet, njet«, sagte er immer wieder. Billi berührte seine Hand; ein raues Schluchzen drang tief aus seiner Brust hervor.
    »Wer wusste davon?«, fragte Iwan.
    »Viele der Bogatyri. Wir haben beobachtet, wie Koschtschei sich eine Armee von treuen Gefolgsleuten aufgebaut hat. Sobald er die Kontrolle über den Reichtum deines Vaters hatte, hat er sich alle Männer gekauft, die er brauchte. Viele sind nach dem Tod deines Vaters reich geworden.«
    »Welche Botschaft bringt ihr?«, fragte Billi.
    »Geh nach Hause, Templerin. Das Frühlingskind ist dort, wo es sein sollte. Olga warnt dich davor, noch weiter vorzudringen: Dann wäre es für sie eine Frage der Ehre, gegen dich zu kämpfen, und das ist etwas, was sie nicht tun möchte.«
    »Und was ist mit dem Fimbulwinter?«, fragte Billi. »Wölfe erfrieren genauso wie Menschen.«
    »Fimbulwinter?«, fragte Iwan und sah sie verwirrt an. Das hatte sie ihm vorenthalten, und nun erkannte Billi, dass sie einen Fehler begangen hatte: Sie hätte ihm vertrauen sollen. Sie hatte einiges zu erklären.
    Die Frau blickte finster drein. »Das ist eine Lüge. Die Göttin hat versprochen, uns einen großartigen Frühling zu schicken. Sie würde die Wölfe nicht verraten, die ihr seit Urzeiten treu gedient haben.«
    »Es sieht den Göttern nicht ähnlich, sich um Sterbliche zu sorgen«, sagte Billi. Sie hatte durch Michael genug Schrecknisse erlebt und wusste, dass geringere Wesen immer dem Ehrgeiz der göttlichen geopfert wurden. »Der Fimbulwinter kommt, und es wird Baba Jaga nichts ausmachen, wenn die Rudel verhungern. Das Frühlingskind hat das direkt von eurer Göttin erfahren.«
    »Es irrt sich und hat Angst. Sein Tod wird ein glorreiches Opfer sein, weit besser als das, was Koschtschei mit ihm plant.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Iwan. »Wenn das, was du sagst, zutrifft, warum hilft Koschtschei den Tempelrittern dann, das Frühlingskind zu finden? Die Rettung der Kleinen hat für ihn keinen Zweck. Er hat dabei nichts zu gewinnen.«
    »Du täuschst dich. Er hat durchaus etwas zu gewinnen.« Die Frau wandte sich ab. »Wir werden euch zeigen, was er mit dem Frühlingskind vorhat.«

25
    »Folgt uns«, sagte Paisley.
    Der Mann mit dem dichten Bart ließ Dimitri aufstehen und steckte das Messer weg.
    Die Polenitsy stiegen in ihr eigenes Auto, einen schlichten, unauffälligen weißen Volvo. Paisley winkte ihnen zu, ihnen zu folgen, als sie den Motor starteten.
    »Und was hast du sonst noch verschwiegen?«, blaffte Iwan im selben Moment, als er sich hinsetzte.
    »Bitte, Iwan. Wir brauchen ihre Hilfe.«
    Iwan verschränkte die Arme. »Erzähl’s mir. Alles.«
    »Das werde ich. Aber lass uns losfahren.« Das Auto der Polenitsy rollte in den leichten Verkehr davon.
    Iwan nickte Dimitri knapp zu, und dieser ließ den Motor an.
    »Was meintest du mit dem Fimbulwinter?« Er stützte den Kopf in die Hände. Er wirkte gebrochen. Das Wissen, dass Koschtschei seinen Vater verraten hatte, war beinahe zu viel für ihn. Das und die Tatsache, dass die Bogatyri sich so schnell hatten korrumpieren lassen. Das Erbe seines Vaters – alles, wonach er strebte – lag in Trümmern.
    Also erklärte Billi ihm alles, während sie den Polenitsy nachfuhren. Sie erzählte Iwan, wie sie Wassilissa gefunden und herausbekommen hatten, dass sie nicht nur ein übersinnlich begabtes Kind, sondern ein Avatar war, ein Wesen mit der Macht, über die Natur zu gebieten. Iwan

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