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Die Würde der Toten (German Edition)

Die Würde der Toten (German Edition)

Titel: Die Würde der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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erleichtert in die angebotene Hand eingeschlagen.
    Henrys thanatopraktische Behandlungen sollten künftig anderen Bestattern als externe Dienstleistung zur Verfügung gestellt werden. Davon hatte Jürgen oft gesprochen, und das konnte er Anneliese mit gutem Gewissen erzählen. Sie würde sich freuen. Und alles andere blieb allein seine Sache. Die Zugeständnisse, die Westermann ihm abverlangt hatte. Natürlich würde ein Teil der Einnahmen in den Taschen des Vermittlers landen. Das war normal. Weniger normal waren die Höhe der Provision und die an deren Forderungen, die der freundliche Geldgeber plötzlich stellte. Doch auch die standen nicht zur Diskussion. Als er endlich begriff, mit wem er es zu tun hatte, war es zum Neinsagen zu spät gewesen.
    Eberhard Moosbacher rieb beim Gedanken an das Gespräch seine schweißnassen Hände an der Hose trocken. Es ging um seinen Sohn, um seine Frau, um ihre Existenz. Er hatte keine Wahl. Jetzt nicht mehr.
    Auf der Anrichte neben dem Fenster konnte er drei Umschläge liegen sehen. Er brauchte nicht viel Phantasie, um den Inhalt zu erraten. Rechnungen, Mahnungen, letzte Zahlungsaufforderungen. Trotzdem musste er dringend eine zuverlässige Aushilfe beschaffen, für die weniger anspruchsvollen Arbeiten im Geschäft. Die zusätzliche finanzielle Belastung würde sich hoffentlich bald bezahlt machen, wenn nun neue Aufträge ins Haus kamen. Dann musste Henry sich auf ihr Handwerk konzentrieren können. Sie beherrschte es hervorragend, mit unglaublichem Blick für Details.
    Eberhard Mosbacher seufzte. Henry entging nichts. Und genau hier lag möglicherweise ein nicht zu verachtendes Problem. Noch eines, das er allein in den Griff bekommen musste.
    Anneliese hob den Kopf und lächelte ihn an. »Warum stehst du denn auf dem Flur? Komm herein und setz dich zu mir! Wir können gleich Abendbrot essen.«
    Er atmete tief durch, setzte ein heiteres Gesicht auf und be grüßte sie mit einem liebevollen Kuss auf die Stirn. »Ich habe gute Neuigkeiten, Anneliese. Einen neuen Geschäftspartner und einen Zahlungsaufschub.«
    Sie legte das Gemüsemesser beiseite und streichelte seinen Arm. »Ach, wie wunderbar, Eberhard! Dann war dein Vorsprechen gestern bei der Bank also doch erfolgreich.«
    Wortlos tätschelte er ihre Hand und holte dann die Teller aus dem Geschirrschrank. Ihr direkt ins Gesicht zu lügen, brachte er nicht übers Herz.

* * *

    Adrian schaute aus dem Fenster auf die Straße hinunter. Er hasste es zu telefonieren, was die komplizierte Beziehung zu Katja zusätzlich erschwerte. Zusätzlich zur Entfernung, zusätzlich zu Elisabeth, zusätzlich zu seiner Weigerung konkrete Pläne für eine gemeinsame Zukunft zu machen. Und nun kam plötzlich noch ein Vater ins Spiel.
    »Das ist doch nicht dein Ernst. Nur weil die gesagt hat, du musst mit ihm reden?«
    »Ja.«
    »Und hast du ihn gefunden?«
    Der Name stand einfach im Telefonbuch, daneben eine Adresse im Frankfurter Stadtteil Praunheim.
    »Ja.«
    »Und jetzt?«
    »Wir sehen uns Morgen.«
    Sie hatten zwei kurze Nachrichten über ihre Anrufbeantworter getauscht und das war es. Er hatte seinen Namen genannt, den Anlass, und einen Ort vorgeschlagen. Viktor Bertram hatte ebenso knapp bestätigt.
    »Wozu soll das gut sein?«
    Adrian zuckte nur die Achseln, obwohl Katja das nicht sehen konnte.
    »Warum machst du es dann, wenn du offenbar selbst keinen Sinn darin siehst?«
    »Henry meint, er hat ein Recht darauf, es zu erfahren.«
    » Aber er weiß es jetzt doch schon. Also wozu noch ein Treffen?«
    Katjas schmale Finger trommelten ungeduldig mit den Nägeln gegen ein Weinglas. Er kannte das Geräusch. Sie machte das oft.
    »Henry meint, das ist vielleicht die letzte Chance.«
    »Was für eine Chance?«
    »Zu reden.«
    »Und worüber? Herrgottnochmal, lass dir doch nicht jedes Wort einzeln rauslocken!«
    »Henry meint …« Er wurde von einem klatschenden Geräusch unterbrochen. Das klang, als habe Katja mit der flachen Hand auf den Tisch geschlagen.
    »Wenn ich diesen Namen noch mal höre, krieg ich einen Koller! Meinst du selbst eigentlich auch irgendwas?«
    Es war ihm gar nicht aufgefallen. Aber was Henry sagte, leuchtete ihm inzwischen nun mal ein, auch wenn er nicht wirklich das Bedürfnis spürte, den Mann zu treffen, der ihn gemacht hatte. Mit Elisabeth. Allein der Gedanke verursachte ihm Unbehagen, und er verdrängte ihn rasch.
    »Es ist ein vernünftiger Anlass«, versuchte er zu erklären. »Kann ja sein, dass er mir seine Version

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