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Die Würde der Toten (German Edition)

Die Würde der Toten (German Edition)

Titel: Die Würde der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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Tattoo. Drache und Tiger. Er notierte die Adresse vom Dragontiger-Sports-Gym, steckte die Fotos in die Innentasche der Jacke und schnappte seinen Autoschlüssel.

    Auf dem Weg zum Parkplatz versuchte er, seine Gedanken zu ordnen. Ohne einen Plan in das Studio zu fahren, ergab keinen Sinn. Außerdem wäre es ihm lieber gewesen, Henry nicht zu hintergehen. Aber das hätte bedeutet, sie mit ihrer Lüge konfrontieren zu müssen.
    In seine Gedanken hinein klingelte sein Handy. Auf der Anzeige leuchtete Katjas Nummer. Er nahm das Gespräch entgegen, klemmte das Telefon zwischen Ohr und Schulter und öffnete den Wagen.
    Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln kam sie zügig zum Punkt. »Hast du es dir überlegt?«
    Adrian warf einen Blick unter den Beifahrersitz. »Was?«
    »Die Frage soll wohl ein Scherz sein? Die Wohnung – du wolltest mir heute Bescheid geben. Uns läuft die Zeit davon. Die Frist endet an diesem Wochenende. Wenn wir jetzt nicht zusagen, sind die Sonderkonditionen Geschichte. Das ist eine einmalige Chance!«
    »Hmhm.« Adrian kramte im Handschuhfach.
    »Heißt das jetzt ja?«
    Adrian kramte weiter. Das blöde Navi musste doch irgendwo sein.
    »Adrian!«
    »Entschuldige, Katja, wie war das?«
    »Die Wohnung in Freising …«
    Er schlug das Handschuhfach zu. »Au, verdammt!« Das Handy fiel zwischen die Sitze und hastig angelte er es wieder hervor. »Katja? Bist du noch da?« Er schob den Daumen in den Mund. »Tut mir leid, ich habe mir den Finger eingeklemmt. Also, die Wohnung, ich weiß nicht. Das passt gerade gar nicht. Ich habe so viel im Kopf. Wir können doch nächste Woche …«
    »Nein, können wir nicht, verdammt noch mal!«
    Erschrocken wurde ihm klar, dass er überhaupt nicht zugehört hatte. Noch nie war sie so laut geworden.
    »Adrian, ich verstehe nicht, was mit dir los ist. Du hast dich so verändert. Ich mache mir langsam Sorgen.« Erstaunt registrierte er, dass ihr Tonfall von Zorn zu Verzweiflung gekippt war.
    »Was auch immer du dauernd im Kopf hast, mit mir hat es nichts zu tun! Seit Elisabeth tot ist und du angefangen hast diese Person zu treffen … Du weißt, dass es so nicht weitergehen kann. Wir müssen reden.«
    Müde lehnte er den Kopf gegen die Seitenscheibe. Er wusste gar nichts, wollte es nicht wissen und schon gar nicht reden.
    »Ich hätte dich jetzt so gerne hier bei mir in München, Liebling.« Nun war ihre Stimme honigsüß. »Dann könnten wir den ganzen Ärger endlich aus der Welt schaffen, aber ich muss dieses Wochenende arbeiten. Rufst du mich an?«
    Das wiederum hörte sich unsicher an, verzagt, fast flehend. So kannte er sie nicht. Wieder ließ er sie auf eine Antwort warten.
    »Sonntag ist der letztmögliche Termin. Ich hoffe, dass du bis dahin wieder zu dir gekommen bist. Denn wenn das nicht sofort aufhört«, sie holte tief Luft, »dann ist es aus zwischen uns.«
    Eine fette Krähe segelte über den Parkplatz und landete neben seinem Wagen. Ihr Schnabel hieb kraftvoll auf etwas auf dem Boden ein, aber er konnte nicht erkennen, was sie zwischen den Klauen festhielt.
    »Ich meine das ernst, Adrian.«
    »Ich will nicht, dass Schluss ist.« Seine Stimme blieb ruhig, fast ausdruckslos.
    »Aber das ist es, wenn du weiter dauernd bei dieser Frau bist, und bei deinem Vater.«
    Er schloss die Augen und schlug bedächtig dreimal mit dem Kopf gegen das Fenster, ehe er antwortete. »Wird das ein Ultimatum oder eine Erpressung?«
    »Nenn es, wie du willst. Aber ich erwarte eine Entscheidung von dir. Eine eindeutige Entscheidung für mich, für uns!«
    Die von ihr gekappte Verbindung hinterließ ein leeres Gefühl in seinem Kopf, und es dauerte einige Sekunden, bis er das tutend e Telefon vom Ohr nahm, die Suche nach dem Navi aufgab und den Zündschlüssel drehte.

* * *

    Henry hatte den Tag fast wie in Trance verbracht. Auf Westermanns Anweisung hin hatte sie den Sarg über dem zertrümmerten und in Plastikfolie eingewickelten Leichnam wieder mit Tuch ausgeschlagen. Danach musste sie sich übergeben. Lolek und Bolek beseitigten die Reste des Massakers, ehe Sven Fiedler zum Dienst erschien. Heute war sie zum ersten Mal froh über seine launigen Sprüche und sein einfaches Gemüt. Er erwartete keine Konversation von ihr und war sich selbst Unterhaltungsprogramm genug.
    Auf dem Weg zum Krematorium war sie so nervös, dass sie sich zwei weitere Male übergeben musste. Sven mutmaßte fröhlich eine Schwangerschaft und kümmerte sich bis zu seinem Dienstende fürsorglich um

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