Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
Vom Netzwerk:
ich tun.
    »Ich bin hier, um Sie, so gut es geht, zu unterstützen«, sagt er.
    »Der Stadtrat weiß das sicher zu schätzen.«
    Ein winziges Lächeln huscht über sein Gesicht.
    »Ich muss arbeiten.« Ich entziehe ihm meine Hand, drehe mich um und gehe zur Tür. Als ich sie aufreiße, schlägt mein Herz wie ein Kolbenmotor. Ich kann die Stimme in meinem Kopf, die mir sagt, dass ich gerade alles falsch gemacht habe, nicht zum Schweigen bringen. Ich hätte diplomatischer sein sollen, professioneller. Und vor allem cooler.
    Jemand ruft hinter mir her, aber ich gehe weiter. Ich bin zu wütend, um vernünftig zu sein. Am wütendsten bin ich auf mich selbst. Ich hätte es nicht so weit kommen lassen sollen und selbst Unterstützung von einer anderen Behörde anfordern müssen.
    Im Flur marschiere ich zum Aufzug, wo ich mit der Faust auf den Knopf schlage. Es dauert mir alles zu lange. Auf dem Weg zum Treppenhaus höre ich meinen Namen, drehe mich um und sehe Auggie auf mich zueilen.
    »Kate! Warten Sie!«
    Ich will nicht mit ihm reden, doch weglaufen geht nicht. Also bleibe ich stehen und warte.
    »Tut mir leid, was da drinnen gerade passiert ist.« Sein Gesichtsausdruck erinnert mich an einen kleinen Hund, der auf den Teppich gepinkelt hat und weiß, dass er dafür bestraft wird.
    »Waren Sie auch involviert?« Mehr muss ich nicht sagen.
    »Ich weiß ja, dass Sie das BCI nicht sofort um Hilfe bitten wollten, aber …«
    »Eine Vorwarnung wäre nett gewesen, Auggie.«
    Er läuft dunkelrot an. »Kate, es lag nicht in meiner Hand.«
    Ich bin stinksauer, aber jetzt ist keine Zeit für eine politische Diskussion. Der Schaden ist angerichtet. Außerdem muss ich ein noch viel gefährlicheres Tier zur Strecke bringen.
    Mit einem Blick zum Sitzungssaal sagt er leise: »Hüten Sie sich vor Norm. Er will Sie zu Fall bringen.«
    Mein Handy klingelt, doch ich ignoriere es. »Vielleicht hat das damit was zu tun, dass er betrunken Auto gefahren ist und ich ihn erwischt und verhaftet habe.«
    »Er will auch das Büro des Sheriffs einschalten, Kate.«
    Mistkerl,
denke ich und hole mein Handy aus der Gürteltasche. »Was ist?«
    »Chief!« Monas Stimme ist schrill. »Ich hab gerade einen Anruf von Bob Stedts Sohn gekriegt. Er und seine Freundin haben eine Tote in der alten Huffman-Farm gefunden.«
    Die Worte lassen mein Blut zu Eiswasser gefrieren. Ich sehe Auggie an, der mich mit einer Mischung aus Panik und Sorge betrachtet.
    »Rufen Sie Glock an.« Ich drehe Auggie den Rücken zu, wünschte, ich hätte das Gebäude verlassen, als ich noch eine Chance dazu hatte. »Sagen Sie ihm, wir treffen uns dort. Sagen Sie den Jugendlichen, sie sollen sich in ihr Auto setzen und die Türen verschließen. Und dass sie nichts anrühren dürfen. Sie sollen am Tatort bleiben, es sei denn, es besteht Gefahr. Sagen Sie Doc Coblentz, er soll sich bereithalten. Ich bin auf dem Weg.«
    Mit zittriger Hand schiebe ich das Handy in die Tasche zurück. Ich sehe Auggie an, fühle mich krank, als hätte ich etwas Schlimmes getan.
    »Was ist passiert?« Doch sein bleiches Gesicht verrät mir, dass er die Antwort schon kennt.
    »Noch eine Tote.« Ich reiße die Tür zum Treppenhaus auf und renne los.

14. Kapitel
    Sterben ist schlimm, doch Sterben von Mörderhand ist schlimmer. Ganz gleich, wie oft ich das gesehen habe, trifft mich seine Hässlichkeit und Sinnlosigkeit mit elementarer Gewalt. Ich rase mit hundertdreißig über den Highway, doch als ich die schneeglatte Thigpen Road erreiche, nehme ich den Fuß vom Gas. Die Huffman-Farm liegt am Ende eines kurzen Feldwegs, umgeben von nackten Bäumen, deren Äste sie wie knochige Finger umschließen.
    Ich lenke den Explorer in die Einfahrt und folge den Reifenspuren hinters Haus.
    Robbie Stedt und ein junges, mir unbekanntes Mädchen im Teenageralter sitzen aneinandergedrängt in einem Pick-up.
    Ich parke den Wagen und öffne die Tür. Die Jugendlichen verlassen ihr Auto und kommen angelaufen.
    »Was ist passiert?«
    Stedt ist kreidebleich. Er hat Tränen in den Augen. Einen halben Meter vor mir bleibt er stehen, und ich rieche Erbrochenes. »Da drinnen ist eine Tote.«
    Mein Blick wandert zu dem Mädchen. Ihre roten Wangen sind mit Wimperntusche verschmiert. Sie sieht wesentlich tougher aus als Robbie Stedt. »Wie heißt du?«, frage ich sie.
    »J… Jess Hardiman.«
    »Ist sonst noch jemand im Haus?« Ich ziehe die . 38 er aus dem Holster.
    »Nur die … Tote.«
    »Wo?«
    »Schl… Schlafzimmer.«
    »Bleibt

Weitere Kostenlose Bücher