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Die Zarentochter

Die Zarentochter

Titel: Die Zarentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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schön, Sie endlich kennenzulernen!«
    Blinzelnd ergriff Olly die Hand des blonden jungen Mädchens, das plötzlich neben ihr aufgetaucht war. Sie hatte es nicht einmal kommen sehen, so sehr hatte der Vortrag ihres Gegenübers sie ermüdet.
    »Gestatten Sie, ich bin Prinzessin Maria Bariatinski. Madame Okulow ist eine gute Freundin meiner Mutter, sie meinte, Sie hätten wohl nichts dagegen, wenn ich mich ein wenig zu Ihnen geselle.«
    Olly lächelte. »Sehr gern, Prinzessin.«
    »Mein lieber Sergei, wissen Sie eigentlich, dass unsere Gastgeberin eine große Liebhaberin des Choralspiels ist? Schauen Sie, sie sitzt dort drüben.« Sanft, aber bestimmt winkte die Prinzessin den Orgelspieler davon.
    Olly schmunzelte. »Das haben Sie geschickt angestellt, vielen Dank.
    OhneSie wäre ich vor lauter Langeweile bald umgekommen. Nie hätte ich gedacht, dass mein erster Ball so einschläfernd sein würde.«
    Das war also Prinzessin Bariatinski, von der Anna ihr erzählt hatte. Was für ein wunderschönes Mädchen, durchfuhr es Olly. Noch nie hatte sie so tiefblaue Augen gesehen. Und dazu die dunklen vollen Brauen, die im Kontrast zu ihrem hellen Teint standen. Unwillkürlich griff sich Olly an die eigenen, schmal gezupften Brauen.
    Und dieses weizenblonde dicke Haar! Wie viele tausend Bürsten-striche mochte Maria wohl allabendlich durchführen? Die junge Prinzessin erinnerte Olly an die Gemälde der alten holländischen Meister, die ihre Mutter so liebte.
    »Es gibt wahrlich Interessanteres, als einem Vortrag übers Orgelspiel zu lauschen, zum Beispiel selbst Orgel zu spielen. Oder Piano«, stimmte Maria zu. »Mein Musiklehrer zum Beispiel …« Schon bald waren sie in eine angeregte Unterhaltung über ihre musikalischen Vorlieben vertieft. Mehr als einmal begann Olly einen Satz und Maria beendete ihn, oder umgekehrt. Beide hatten nach kürzester Zeit das Gefühl, sich schon seit Ewigkeiten zu kennen.
    »Wollen wir ein paar Schritte an die frische Luft gehen? Ihr Verehrer scheint sich nämlich mit dem Gedanken zu tragen zurückzukommen …« Maria Bariatinski nickte in Richtung des Orgelspielers.
    »Oje, bloß das nicht«, sagte Olga. Kichernd schlangen sie ihre Schaltücher enger um die Schultern und verschwanden rasch durch die zweiflügelige Terrassentür.
    Es war ein frischer Abend. Der Boden glänzte nass und roch nach kaltem Stein, und der Park des Palais war mit Hunderten von kleinen Lichtern erhellt.
    Olly hob die Nase und schnupperte. »Riechen Sie es auch? Liegt nicht schon ein Hauch von Frühling in der Luft?«
    »Vielleicht ist es auch nur das Eau de Toilette von einem der Herren«, sagte Maria, und sie mussten beide lachen. Im nächsten Moment legte Maria Olly eine Hand auf den Arm. »Aber Sie haben völlig recht, auf der Fahrt hierher habe ich in den Kanälen der Stadt viel mehr Eisschollen gesehen als gestern. Jetzt dauert es nicht mehr langeund das Eis schmilzt völlig weg. Ach, ich kann es kaum erwarten … Wenn die Straßen wieder befahrbarer sind, müssen Sie mich unbedingt in unserem Landhaus besuchen.«
    »Sehr gern«, sagte Olly voller Inbrunst. »Dass wir uns über den Weg gelaufen sind, ist das Allerschönste an diesem Abend!«
    »Oh, schauen Sie, da ist mein Bruder.« Maria stellte ihr Glas auf einem Fenstersims ab und winkte mit beiden Armen. »Iwan, hierher!«
    Olly biss sich auf die Lippe. Zu gern hätte sie Maria noch einen Moment für sich allein gehabt, es gab so viele Dinge, die sie von der Prinzessin erfahren wollte.
    Doch im nächsten Moment war Ollys Verdruss verflogen.
    Prinz Alexander Iwanowitsch Bariatinski trug die Uniform eines Offiziers der russischen Armee und war älter als seine Schwester, Olly schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Wie Maria hatte auch er blondes Haar und dunkle buschige Augenbrauen. Und wie sie war auch er ungewöhnlich attraktiv.
    »Sie sind also Saschas kleine Schwester Olga. Ihren Bruder kenne ich seit vielen Jahren, nun darf ich endlich auch Sie kennenlernen.« Iwan Bariatinski nahm ihre Hand und küsste sie formvollendet. Sogleich durchfuhr Olly ein Schauer, der nicht von der kühlen Nacht herrührte.
    »Eigentlich kenne ich die meisten von Saschas Freunden. Wie kommt es, dass wir uns noch nie begegnet sind?«, fragte sie mit einem leichten Zittern in der Stimme. Iwans Augen waren von einem noch tieferen Blau als die von Maria. Und wie er sie ansah … In Ollys Bauch summten plötzlich tausend Hummeln.
    Iwan lachte. »Das fragen Sie am besten Ihren Herrn Vater, er

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