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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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heller Stimme nach. Menschikow verpaßte dem armen Narren eine Kopfnuß, die seinen Schädel knirschen ließ. Er heulte auf und trollte sich zwischen die Säulen. Alexej sah seinen Vater flehend an: »Bitte nicht, allergnädigster Herr Vater. Wenn ich soviel trinke, bin ich am Morgen ganz schwach.«
    »Dann bist du am Morgen ganz schwach? Laß’ deine Hosen runter, damit wir sehen, ob du nicht eigentlich ein Weib bist! Sieh’ dir Martha an, die trinkt noch mich unter den Tisch! So bekommt unser Sohn gleich die richtige Einstellung!« Er tätschelte meinen Bauch und wandte dann seine vor Zorn dunk len Augen wieder Alexej zu. »Trink! Oder ich lasse dich stäuben!«
    Alexej zitterte am ganzen Körper: »Auch ich bin Euer Sohn, Euer Erbe! Ihr solltet Euch um meine Gesundheit sorgen, anstatt mich zu plagen!«
    Ich hielt den Atem an. Die gesamte Tischgesellschaft schien zu erstarren, und selbst der Zwerg drückte sich in einiger Entfernung die fetten Fäuste vor seine kleinen Augen.
    »Mein Erbe?« Peters Stimme donnerte nur so durch den Raum. Es erstaunte mich, daß der Putz nicht von den ewig feuchten Wänden der Schlüsselburg fiel. Seine Augen zuckten, und die Adern auf seiner Stirn traten hervor. Alexej rollte sich aus Furcht in seinem Stuhl zusammen. Apraxin hielt den Blick gesenkt, und Menschikow studierte angelegentlich seine Fingernägel, die vor Ochsenfett trieften. »Ich mag morgen sterben, Alexej Petrowitsch, aber ich sage dir, du wirst wenig Freude an deinem Erbe haben, wenn du meinem Beispiel nicht folgst! Du mußt alles lieben, was zu der Stärke und der Größe deines Landes beiträgt, und dich nicht hinter …« Er suchte nach Worten: »… hinter stinkenden Pfaffen- und Weiberröcken verstecken!«
    Peter spuckte aus, und ich konnte sehen, daß er vor Zorn am ganzen Körper zu schwitzen anfing. Seine Hand legte sich um seine dubina . Die Knute hatte bislang friedlich neben ihm auf dem Stuhl gelegen. »Mein Erbe bist du, wenn du treue und weise Ratgeber für deine Pflichten vorweisen kannst! Mein Erbe bist du, wenn du keine Mühe sparst, das Allgemeingut für deine Untertanen zu sichern! Aber mein Rat scheint an dir vergeudet zu sein!« Er sprang auf seine Füße und schlug mit der dubina peitschend durch die Luft. »Ich sage dir, und allen hier, eines! Niemand ist mein Erbe, weil er zwischen den Schenkeln seiner Mutter geboren wurde! Niemand! Ich mag der Zar sein, aber auch ich bezahle meinen Preis. Ich leide am meisten. Es gibt keinen Tag, an dem ich Rußland nicht vor mein eigenes Leben setze. Ich lebe nur für Rußland! Und ich sterbe nur für Rußland!«
    Er starrte in die Runde, die zu Tode verschüchtert stillsaß. Nach diesen Worten leerte er seine eigene Tasse auf den Boden und ließ sie von seinem Mundschenk neu füllen. Er hielt sie seinem Sohn hin und befahl ihm mit wieder ruhiger Stimme: »Und jetzt: Trink, in drei Gottes Namen, oder es wird dir leid tun!«
    Alexej ergriff die Tasse, begann aber nicht schnell genug mit dem Trinken. Menschikow war in drei Schritten bei ihm: Er zwang ihm mit einem Griff seiner großen Hände den Kiefer auf. Dabei drückte er Alexejs Arme nach oben und schüttete den Inhalt der Tasse in seinen Rachen. Alexej spuckte, gurgelte und hustete zum Gotterbarmen. Ich stieß Peter leicht an. Er wandte mir seine Aufmerksamkeit zu, und ich schüttelte unmerklich den Kopf. Einen Augenblick lang zögerte er, wies dann aber Alexander Danilowitsch an: »Laß ihn. Schau, er hat sich ja schon angepinkelt vor Furcht«, meinte er voll Verachtung.
    Menschikow ließ den Zarewitsch augenblicklich los. Auf den ledernen Hosen, die Alexej trug, war für alle deutlich eine feuchte Spur zu sehen, die sich von seinem Gesäß hin zu den Knien zog. Der Junge begann zu weinen, und seine Schultern zuckten erbärmlich. »Hinaus«, sagte Peter knapp und ließ sich seine Tasse neu füllen. Alexej floh in Tränen, und die Anwesenden brüllten vor Lachen.
    Menschikow stimmte ein Spottlied an. Apraxin, der neben mir saß, strich sich nur über seine schon von weißen Strähnen durchzogenen Haare.
    Am Morgen des folgenden Tages fragte ich Peter: »Weshalb behandelst du ihn so hart? Liebst du ihn nicht?«
    Er überlegte kurz. »Ich bereite ihn lediglich auf sein Leben als Zar vor. Das ist ein Leben ohne echte Liebe.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich liebe dich. Und ich will nicht, daß unser Kind wie Alexej wird.«
    »Das wird es nicht. Alexej wurde nicht in Liebe oder Lust gezeugt, sondern nur aus

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