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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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volle Wochen nicht zur Arbeit; das ist danach nie wieder vorgekommen.
    Dann lagen endlich die Ergebnisse vor.
    Entwarnung!
    Mein Vater verlangte eine weitere Untersuchung. Sie wandten sich erneut an die Ärzte in Philadelphia.
    Entwarnung!
    Mein Vater konsultierte sicherheitshalber noch einmal die Ärzte in New York.
    Entwarnung!
    Diese Diagnose haben meine Eltern dann offenbar gebührend gefeiert.
    Als es Mom ein paar Wochen später ziemlich schlecht ging, befürchteten alle das Schlimmste, insbesondere mein Vater.
    »Diese verfluchten Quacksalber«, tobte er. »Elende, unfähige Nichtsnutze!« (Das weiß ich wiederum nur von Onkel Morris.)
    Mom erbrach jeden noch so kleinen Bissen. Sie war ständig müde. Mein Vater war außer sich. Sie fuhren wieder nach New York, konsultierten erneut die Ärzte in Philadelphia. Wieder wurde meine Mutter untersucht.
    »Sie sind gesund«, behaupteten die Ärzte, sowohl in New York als auch in Philadelphia.
    »Und warum muss sie sich dann in einer Tour übergeben?«, tobte mein Dad.
    »Sie ist schwanger«, sagten die Ärzte in New York.
    »Sie ist schwanger«, sagten die Ärzte in Philadelphia.
    Und neun Monate später kam ich zur Welt.
    Nun könnte man die ganze Sache natürlich hinterfragen. Wer wie ich davon überzeugt ist, dass die lange Kinderlosigkeit meiner Eltern auf die funktionsuntüchtigen Spermien meines Vaters zurückzuführen war, der könnte durchaus auf die Idee kommen, dass meine Mutter womöglich eine Affäre mit Frank dem Briefträger hatte. Doch wer meine Mutter kennt, der weiß, sie hatte keine Affäre. Eines ist nämlich sicher: Wenn sich zwei Menschen so innig lieben wie meine Eltern, dann gehen sie nicht fremd. Ich glaube felsenfest daran, dass es ihre Liebe zueinander war, die nach all der Aufregung, nach den ausgestandenen Ängsten wegen des Knotens in der Brust in jener erhebenden Nacht meine Zeugung ermöglicht hat.
    Meine Eltern waren immer viel älter als die meiner Mitschüler. Meine Mutter war dreiunddreißig, als sie mich zur Welt brachte. Mein Vater war zweiundvierzig. Heutzutage ist das nichts Besonderes mehr, aber damals hat es mich stets ein wenig beunruhigt. Ich hatte immer Angst, sie könnten sterben, solange ich noch klein bin. (Welche Ironie!) Dafür fand ich die Zeiten, denen sie entstammten, einfach großartig. Ich liebte es, wenn sie mir von früher erzählten, von einer Zeit, als es – kaum vorstellbar – noch keine Fernseher gab, geschweige denn Mobiltelefone oder das Internet. Ich liebte es, von ihnen aus erster Hand zu erfahren, wie es in den Kaufhäusern der 50er Jahre zugegangen war. Ich liebte es, wenn sie zu Hause zur Musik von Frank Sinatra und Ella Fitzgerald und Gershwin und Cole Porter tanzten, Wange an Wange, nicht wie meine Generation, die sich Hintern an Hintern aneinanderreibt. Mit anderen Worten, was auch immer noch alles zwischen ihnen und mir geschehen wäre, ich kann mich glücklich schätzen, dass ich so tolle Eltern abbekommen habe. Keine Ahnung, womit ich das verdient habe.
    Wenn ich manchmal so darüber nachdenke, frage ich mich, wie es kam, dass ausgerechnet ich mich gegen alle anderen Spermien durchsetzen konnte und drauflosgeschwommen bin, in mein Leben hinein. Ich war nie sonderlich sportlich. Meine Geschwisterspermien müssen ganz schöne Schwächlinge gewesen sein.
    Nun, es heißt doch immer, man habe die Nase seines Vaters oder das Lachen der Mutter geerbt … Ist es möglich, die Liebe seiner Eltern zueinander zu erben? Wer weiß, vielleicht hat mir diese Liebe die Kraft verliehen, mir meine Existenz zu erkämpfen. Vielleicht kann mich diesbezüglich ja noch mal jemand hier aufklären.

     

S. O. S. aus dem Himmel!
     
    So, jetzt mal ganz im Ernst: Wie war das? Gut? Kitschig? Bescheuert? Akzeptabel?
    Wenn ich wie jetzt total verunsichert bin, rufe ich normalerweise Penelope oder meine Mom an. Sie finden immer die richtigen Worte, um mich zu beruhigen. Aber das ist diesmal ja ausgeschlossen. Ich brauche meine Mom! Wenn ich Pen nur ein Mal sagen hören könnte: »Das war spitze, Alex!«
    Hätte ich erwähnen sollen, dass ich ein Kaiserschnitt-Baby bin? Bekommen Kaiserschnitt-Babys einen Mitleidsbonus?
    Warum kann ich nicht mit meiner Mom Verbindung aufnehmen? Auf der Erde haben sie es geschafft, Leute zum Mond zu schießen und das Internet zu erfinden, und im Himmel gibt es selbstreinigendes Geschirr und Schuhe, die nicht drücken. Da kann mir doch keiner weismachen, dass in all der Zeit, die der Himmel nun

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