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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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heraus.«
    »Dad, wie kannst du nur? Ich habe Charles nicht geliebt. Deswegen kannst du mir doch nicht böse sein!«
    »Herrgott, Alex, ich bin dir nicht böse, weil du ihn nicht liebst, sondern weil du es so weit hast kommen lassen! Warum hast du seinen Antrag überhaupt angenommen?«
    »Weil … weil ihr mich alle angestarrt habt«, stotterte ich, bemüht, die richtigen Worte zu finden. »Ich kam mir vor wie ein Kaninchen in der Falle! Ich konnte nicht nein sagen.«
    »Alex.« Er fasste sich ein wenig. »Verstehst du denn nicht? Ich weiß wirklich nicht, was ich noch für dich tun soll. Ich habe dir so einiges durchgehen lassen, weil du neben deiner Mutter der wichtigste Mensch in meinem Leben bist. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht länger die Nächte um die Ohren schlagen aus Sorge um dich. Was hast du denn jetzt vor? Ich hatte gehofft, wenn du Charles heiratest, dann wärst du versorgt und ich müsste mir deinetwegen nicht mehr den Kopf zerbrechen.«
    »Dann hör endlich auf, dir meinetwegen den Kopf zu zerbrechen!«, schrie ich.
    »Dann sag mir, was du jetzt vorhast, Alex«, schrie er zurück. »Du willst Charles nicht heiraten, du willst nicht in meiner Firma arbeiten. Was willst du sonst tun? Ich weiß wirklich keinen Rat mehr!«
    »Ich werde es schon zu etwas bringen. Ganz bestimmt.«
    »Und wie? Mit welchen Fähigkeiten kannst du denn aufwarten? Begreifst du nicht, wie ich leide, wenn ich sehe, wie orientierungslos du bist?«
    Und dann geschah etwas höchst Bemerkenswertes.
    Meine Mutter, die an der Tür stand, schaltete sich ein. »Das reicht jetzt, Bill«, sagte sie. »Lass mich alleine mit Alex reden.«
    Sowohl mein Dad als auch ich waren geschockt. Ich hatte sage und schreibe dreiundzwanzig Jahre alt werden müssen, um zu erleben, dass sie ihm einen Befehl erteilte.
    »Überlass das mir, Maxine«, wehrte er ab.
    »Geh in dein Arbeitszimmer, Bill«, befahl sie. »Und du komm ins Haus, Alex.«
    »Maxine, ich weiß sehr gut, was ich tue«, schrie mein Vater sie an.
    »Bill! Ab in dein Arbeitszimmer, und lass dich gefälligst nicht mehr blicken, bis ich es dir gestatte!«
    Wahrscheinlich fragen Sie sich schon seit geraumer Zeit, was an diesem Tag, den ich ja als den sechsten besten Tag meines Lebens angekündigt habe, eigentlich so toll sein soll.
    Nun, dazu komme ich jetzt.
    Meine Mutter führte mich ins Wohnzimmer und schloss die Tür. Ich rechnete fest damit, dass sie mich auffordern würde, zurück zu Charles zu gehen, weil es das Beste für mich sei. Doch weit gefehlt.
    »Alex«, sagte sie und ergriff meine Hand. »Dein Vater ist im Moment wütend auf dich, weil er dich sehr liebt und sich große Sorgen macht. Das verstehst du doch, nicht?«
    »Schon, aber er lässt mich einfach keine eigenen Entscheidungen treffen.«
    »Er kann eben nicht anders. Wenn du erst selbst Kinder hast, verstehst du das vielleicht. Aber eines musst du wissen: Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so stolz auf dich wie heute.«
    Prompt heulte ich los, mit solcher Inbrunst, dass die Niagarafälle dagegen ein mickriges Rinnsal waren.
    »Hör zu, Alex, denn was ich dir jetzt sage, ist sehr wichtig.« Sie reichte mir ein Taschentuch.
    Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder beruhigt hatte.
    »Glaubst du etwa, ich bedauere nicht manchmal, welchen Verlauf mein Leben genommen hat?«, sagte sie. »Wenn ich hin und wieder darüber nachdenke, dann frage ich mich, ob ich der Welt je irgendeinen Nutzen gebracht habe. Ich habe nie gearbeitet, ich stand nie auf eigenen Füßen. Früher konnte eine Frau in deinem Alter entweder Lehrerin werden oder heiraten. Eine andere Alternative gab es für meine Generation nicht. Meine Eltern haben mir einen guten Mann gesucht und das war’s. Heute ist das anders, aber das will dein Daddy nicht wahrhaben. Du hast das Glück, in einer Zeit zu leben, in der du aus dir machen kannst, was immer du willst. Du musst nicht heiraten, wenn du nicht möchtest. Du hast die Wahl, im Gegensatz zu mir damals. Alex, Schätzchen, tu mir einen Gefallen: Geh und erobere die Welt.«
    Ich war sprachlos. Und seit meinem Gespräch mit Alice Oppenheim ist mir noch stärker bewusst, wie glücklich ich mich schätzen kann und wie anders das Leben für sie und meine Mutter ausgesehen hat.
    So sehr ich meine Mom liebte, ich wollte auf keinen Fall eine Kopie von ihr sein. Ich wusste, dass ich mein Leben nicht als Charles’ Ehefrau verbringen wollte. Ich erwartete mehr vom Leben, und jetzt, da mir meine Mutter

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