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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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Drucker zweimal aus und fügte Farbkopien des Manuskripts von Ruac bei. Beides tat er in zwei Umschläge, von denen er einen an COLONEL TOUCAS, GENDARMERIEGRUPPE DER DORDOGNE, PÉRIGUEUX, und den anderen an M. GÉRARD GIROT, LE MONDE adressierte.
    Luc gab die Umschläge Isaak mit der Bitte, falls er innerhalb von vierundzwanzig Stunden nichts von ihm hörte, beide ihren jeweiligen Adressaten zukommen zu lassen.
    Isaak rieb sich bekümmert die Stirn, stimmte aber wortlos zu.
    Isaak hatte ein schnelles Auto, ein Mercedes-Coupé. Sobald Luc über den Périphérique Intérieur auf die A 20 gelangt war, gab er kräftig Gas. Das Navi des Bordcomputers sagte ihm, dass er noch 470 Kilometer vor sich hatte, und nannte ihm eine Ankunftszeit von 1:08. Er musste also mehr als eine Stunde aufholen. Jedes Mal, wenn der Radardetektor anschlug, ging Luc vom Gas und hielt die zulässige Höchstgeschwindigkeit ein. Er konnte es sich nicht leisten, von der Polizei angehalten zu werden, jede Verzögerung konnte Sara das Leben kosten. Er wusste, wie brutal die Einwohner von Ruac waren.
    Luc war nie beim Militär gewesen, ja nicht einmal bei den Pfadfindern. Er hatte keine Ahnung, wie man boxte oder jemand zu Boden warf. Und er hatte keine Waffe bei sich, nicht mal ein Taschenmesser. Aber was hätte ihm das auch genützt.
     
    Luc war wieder im Périgord, seinem vertrauten Revier. Auf der Autobahn hatte er viel Zeit aufgeholt, aber nicht genug, er würde also auch auf den kleinen Straßen ziemlich schnell fahren müssen. Zum Glück herrschte dort mitten in der Nacht nicht viel Verkehr.
    Es blieb immer noch genügend Zeit, um Colonel Toucas zu verständigen. Vermutlich wäre es vernünftiger, die Angelegenheit den Profis zu überlassen. Auch wenn Ruac tiefste Provinz war, hätte innerhalb einer Stunde ein Sondereinsatzkommando der Gendarmerie dort sein können. Luc hatte im Fernsehen hin und wieder gesehen, wie schwerbewaffnete und vermummte Polizisten Geiseln aus der Hand von Gangstern befreiten. Wie sollte ein untrainierter Archäologe mittleren Alters so etwas schaffen?
    Er verwarf den Gedanken, Sara von der Gendarmerie befreien zu lassen. Das war seine Aufgabe. Luc biss die Zähne zusammen und trat aufs Gaspedal. Der Mercedes machte einen Satz nach vorn.
     
    Um 23:55 Uhr erreichte Luc den Ortsrand von Ruac. Er hatte es rechtzeitig geschafft. In der Kurve, in der Hugo ums Leben gekommen sein sollte, fuhr er instinktiv langsamer, und dann war er auch schon auf der Hauptstraße von Ruac.
    Es war eine wolkenverhangene Nacht, in der ein unangenehm kalter Wind ging. In der Ortschaft gab es keine Straßenbeleuchtung, und alle Häuser waren dunkel.
    Luc fuhr durch den Ort und sah, wie in einem einzeln stehenden Haus das Licht anging, erst im oberen Stockwerk, dann im Erdgeschoss. Es war das dritte Haus neben dem Café. Luc trat auf die Bremse und fuhr rechts ran.
    Im Rückspiegel beobachtete er, wie zwei dunkel gekleidete Männer auf beiden Seiten der Straße Posten bezogen, und vor dem Wagen konnte er dasselbe Schauspiel verfolgen.
    Er saß in der Falle.
    Luc stieg aus und streckte sich.
    Als die Haustür des beleuchteten Hauses geöffnet wurde, zuckte er zusammen. Vielleicht zielte von dort jemand mit einem Gewehr auf ihn und machte kurzen Prozess, so wie mit den Studenten. Würde so sein Ende aussehen?
    Odile war angezogen, als wollte sie auf eine Party gehen. Sie trug eine festliche Bluse mit tiefem Ausschnitt und einen engen schwarzen Rock, in dem sie fast wie ein Vamp aussah. Ihr Make-up saß, als hätte sie eine Stunde dafür gebraucht, und ihre Lippen schimmerten in sinnlichem Rot.
    »Hallo, Luc«, sagte sie. »Sie sind ja auf die Minute pünktlich.« Sie klang so freundlich, als würde sie ihn zu einem intimen Abendessen erwarten.
    Luc spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte und ihm höllisch schlecht wurde.
    Er zwang sich zu antworten, brachte aber nur zwei gekrächzte Worte heraus: »Hallo, Odile.«

DREIUNDDREISSIG
    Freitag, Mitternacht
    Das Wohnzimmer roch muffig und abgestanden nach jahrzehntealtem Kamin-und Zigarettenrauch, und über allem schwebte ein Hauch von Odiles schwerem, süßlichem Parfüm.
    Sie waren allein. Odile bot Luc einen Ohrensessel neben dem Fenster an, auf dessen Damastbezug pinkfarbene Rosen mit leuchtend grünen, dornigen Stielen eingestickt waren. Der Sessel war so altmodisch wie der Rest der Einrichtung, die eher zu einer altersschwachen Großmutter gepasst hätte.
    »Wo ist Sara?«
    »Setzen Sie

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