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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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den Wagen und ging weiter.
    Aber der Wagen folgte ihm. Als er an seiner Seite war, kurbelte einer der Uditen das Fenster herunter, beugte sich nach draußen und rief: »Wenn Sie einbrechen wollen, helfen wir Ihnen. Wir haben keine Angst vor der Stadtbibliothek.«
    »Du hast verdammt recht damit«, stimmte das Udimädchen fröhlich zu.
    »Nein«, entschied Sebastian. Er mußte das allein erledigen; die drei Uditen konnten ihm nicht helfen, so gut sie es auch meinten.
    »Gehen Sie nach Hause, Mann«, riet ihm jetzt der Wortführer. »Heute nacht können Sie nichts mehr ausrichten; versuchen Sie es morgen noch mal.«
    Sie hatten recht; er nickte. »Okay«, sagte er. Er spürte unendliche Erschöpfung, nachdem ihm diese Tatsache bewußt geworden war; sobald sein Wille nachgab, folgte ihm auch der Körper. Er winkte den dreien zum Abschied zu und näherte sich dann einer beleuchteten Kreuzung, auf der Suche nach einem Taxi.
    Er hatte sich noch nie in seinem Leben so niedergeschlagen gefühlt.

    15. K APITEL

    Gottes Wissen reicht auch über alle Zeitläufe hinaus,
die in der Schlichtheit Seiner Gegenwart verharren.
– Boethius

    Als er eine halbe Stunde später in seine Wohnung zurückkehrte, war sie zu seiner Erleichterung leer; Giacometti und der Roboter Carl Junior hatten sie endlich verlassen. Alle Aschenbecher waren voller fertig gerauchter Zigaretten; er ging herum, stopfte sie in Packungen, gab dann in müder Verzweiflung auf und legte sich ins Bett. Zumindest roch die Luft im Schlafzimmer sauber und frisch; das Zurauchen so vieler Zigaretten hatte sie gereinigt.
    Er wurde von einem lauten Klopfen an der Tür geweckt. Benommen stand er auf, stellte fest, daß er noch vollständig angezogen war, und stolperte zur Tür. Niemand da; er hatte zu lange gebraucht. Aber vor der Tür fand er ein hellblaues, sorgfältig verpacktes Päckchen. Die gefälschte Abhandlung von Lance Arbuthnot.
    Gott, dachte er gequält; er hatte Kopfschmerzen und jeder Teil seines Körpers tat ihm weh. Es war neun Uhr, verriet ihm ein Blick auf die Uhr an der Küchenwand. Ein neuer Morgen. Die Bibliothek hatte bereits geöffnet.
    Er setzte sich ins Wohnzimmer und öffnete das Päckchen. Hunderte von maschinengeschriebenen Seiten mit sorgfältigen handschriftlichen Anmerkungen; eine völlig überzeugende Arbeit … Er war beeindruckt von diesem Werk der Uditen. Jede Stelle, in die er sich vertiefte, ergab einen Sinn; die Arbeit hatte eine eigene überspannte Logik – und genau das war es, was die Situation verlangte. Zweifellos würde sie der Überprüfung durch die Bibliothek standhalten.
    Ohne sich Sogum eingeführt oder seine morgendlichen Bartstoppeln angeklebt zu haben, rief er die Bibliothek an und fragte nach Douglas Appleford.
    Das Gesicht eines wichtigtuerischen, vertrockneten kleinen Bürokraten tauchte auf. »Ich bin Mr. Appleford.« Er musterte Sebastian.
    »Mein Name«, sagte Sebastian, »ist Lance Arbuthnot. Miss McFadden hat mit Ihnen über mich gesprochen.«
    »Oh, ja.« Appleford nickte angewidert. »Ich habe Ihren Anruf erwartet. Der Mann mit dem Meteortod.«
    Sebastian hielt das Manuskript vor den Bildschirm. »Darf ich Ihnen meine Abhandlung im Lauf des Morgens vorbeibringen?«
    »Ich kann Sie – aber nur kurz – um zehn Uhr dazwischenschieben.«
    »Ich werde da sein«, versicherte Sebastian und legte auf. Ich habe jetzt Zutritt zu allen Abteilungen mit Ausnahme der Abteilung A im obersten Stockwerk, erkannte er. Die Uditen sind erfahrene Leute … Es machte schon etwas aus, sie auf seiner Seite zu haben.
    Das Vidfon klingelte; er hob ab und sah sich Seiner Heiligkeit Ray Roberts gegenüber. »Auf Wiedersehen, Mr. Hermes«, grüßte Roberts salbungsvoll. »In Anbetracht der Bedeutung Ihrer Aufgabe in der Bibliothek halte ich es für angemessen, mich persönlich an Sie zu wenden. Um mich zu vergewissern, daß keine Mißverständnisse entstehen. Sie haben das Manuskript von Arbuthnots Abhandlung erhalten.«
    »Ja«, bestätigte Sebastian. »Und es wirkt überzeugend.«
    »Sie werden, was die Gegenseite angeht, nur ein paar Minuten in der Bibliothek sein; Douglas Appleford wird das Manuskript an sich nehmen, Ihnen danken und es archivieren. Im Höchstfall dauert es zehn Minuten. Das genügt natürlich nicht; Sie müssen sich in dem verwirrenden Labyrinth der Büros, Lesesäle und Lagerräume für den Großteil des Tages verirren. Dazu brauchen Sie einen Vorwand.«
    »Ich könnte …« begann Sebastian, aber Seine Heiligkeit

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