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Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition)

Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition)

Titel: Die Zeit des Schweigens ist vorbei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Kopp
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fort.
    Mama drückte mich noch einmal. »Ich melde mich in den nächsten Tagen, ich will doch wissen, wie es dir geht, ich weiß ja gar nicht, wo du jetzt hinkommst!«
    Das Einzige, was sie wussten, war, dass der »Verein zum Schutz unserer Kinder e. V.« sich meiner annehmen würde. Was das genau bedeutete, wohin ich kommen würde, wussten sie nicht. Alles zu meinem Schutz.
    Egal, wie fremd ich mich gefühlt hatte, egal, wie dünn die Verbindung mit meiner Mutter zwischenzeitlich gewesen war: Dieser Abschied war grausam und irgendwie endgültig. Sie hatte mich früher verlassen, wenn sie trank und nicht da war. Ich hatte sie verlassen, weil ich die Regeln nicht ausgehalten hatte, frei sein wollte. Eltern sind doof, Pubertät eben. Das hier war anders. Keiner von uns hatte sich dafür entschieden. Ein Abschied von außen, aufgezwungen und doch ohne Alternative. Es war scheiße. Schnell, schnell da durch, bevor man es gar nicht mehr aushält.
    Meine Eltern stiegen ins Auto und winkten, als sie losfuhren. Ich stand auf dem Parkplatz zwischen einem fremden Ehepaar und blickte den Rücklichtern des alten weißen Dacia hinterher. Dass es ein Abschied für lange Zeit sein würde, ahnte ich, als ich zu den fremden Menschen in den fremden Wagen stieg. Ich wusste allerdings nicht, dass meine Mutter bereits das Sorgerecht an den Verein überschrieben hatte. Und dass sie ein Schriftstück unterzeichnet hatte, dass sie Stillschweigen darüber wahren würde, wo ich hingebracht wurde. Als sie mir auf dem Parkplatz gesagt hatte, dass sie sich melden würde, dass ich zurückkommen könnte, wenn es mir nicht gefiele, hatte sie schlicht gelogen.
    Diese Lüge tat weh. Ich habe mich verdammt allein gefühlt, als sie nicht anrief. Und mir wieder all die Fragen gestellt, die ich mir zuvor schon gestellt hatte: Liebt sie mich nicht genug? Was hab ich jetzt wieder falsch gemacht? Heute weiß ich, dass es eine Lüge war, die meiner Mutter nicht leichtgefallen ist. Wissen macht erpressbar, und ein Zurück hätte vielleicht meinen Tod bedeuten können. Sie hatte nicht nur mich schützen müssen, sondern auch sich selbst. Damals haute mir das aber so richtig den Boden unter den Füßen weg.
    *
    Fünf Wochen gingen ins Land, bis ich zum ersten Mal wieder die Stimme meiner Mutter hörte. Kontrolliert unter dem wachsamen Auge des Vereinsvorsitzenden. Es fiel mir schwer, nett zu ihr zu sein. Ich war wütend, weil sie sich so lang Zeit gelassen hatte, sich zu melden.
    »Du hast es mir versprochen!« Ich hätte mich ohrfeigen können, dass ich wie ein kleines Kind klang. Die Tränen standen mir in den Augen, ich musste mich räuspern, damit ich mich wieder fing. »Außerdem hast du gesagt, ich kann selbst entscheiden, ob ich bleiben will oder nicht!«, stieß ich wütend hervor. Ich fühlte mich im Stich gelassen, es spielte gar keine Rolle, ob ich bleiben wollte oder nicht.
    Sie schluckte, suchte nach Erklärungen, Entschuldigungen für ihr Schweigen. Ihre Sätze ließen mich nach außen hin völlig kalt. »Das hast du jetzt davon! Ich komm nie, nie wieder zurück und das ist deine Schuld!«
    Egal, dass es aus anderen Gründen kein Zurück mehr für mich geben würde. Egal, dass sie diesmal wirklich nichts dafür konnte. In diesem Moment schwappte alles hoch. Ich wollte ihr weh tun, weil sie mir so weh getan hatte. Ich wollte ihr die Schuld geben, am besten an allem, weil sie mir nie zugehört hatte, an mir gezweifelt und mir die Tür vor der Nase zugeknallt hatte. Ich hasste sie, weil der Glaube ihr wichtiger gewesen war als ich. Ich hasste sie, weil sie offenbar alles dafür tat, dass noch das letzte Fünkchen Vertrauen zwischen uns verglühen würde. Warum hatte sie mich vor der Welt da draußen nicht gewarnt? Stattdessen Verbote ausgesprochen, ohne sie zu erklären. Regeln gesetzt, die ich zu diesem Zeitpunkt nicht verstand. Wenn sie nur gesagt hätte, dass die Verbote dafür da seien, mich zu schützen, hätte ich vielleicht lernen können, vorsichtiger zu sein. Mit mir und mit den Leuten, auf die ich mich eingelassen habe. So hat sie mich doch regelrecht aus dem Haus getrieben!
    Zutiefst verletzt war ich, einmal mehr. Und ungerecht, ich weiß. Aber welches Kind ist schon gerecht seinen Eltern gegenüber?

Mein neues Leben
Schritte, mutig zu begehen
Neue Wege zu verstehen
Und in des Schaffens süßer Hast
Die Schatten vergessen, jedoch nur fast
    Die erste Zeit verbrachte ich in der Familie des Vereinsvorsitzenden. Ich wurde von Anfang an in

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