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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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zog, die nichts mit Blut, Gedärm und klaffenden Wunden gemein hatte.
    »Sei nicht so ungeduldig!«, blaffte Pia Ernst an. »Ich brauch noch den Wundsaum, dann kannst du loslegen.«
    Ernst geduldete sich nur unter stillem Protest. Pia schnitt ein Stück Haut aus der Stelle, an der die Waffe in den Hals eingedrungen war, und legte es in eine Schale. »So, jetzt, bitte schön«, und Ernst schritt zur Tat.
    Jingle Bells schwoll plötzlich an, als wollte Heinlein den müden Pferden den Anstieg befehlen. Zudem suchte sein Blick in allen Ecken des Raums nach einem Ausweg.
    »Schorsch, nicht so laut! Das haben wir sonst alles auf Band!«, rief Karl.
    Ich deutete Heinlein an, mir vor die Tür zu folgen, und er wehrte sich nicht. Yasmina blieb und beobachtete Ernst, der eine gerade Schnittlinie an der Schädeldecke Nikolas anbrachte.
    »Gibt es was Neues?«, fragte ich Heinlein auf dem Gang.
    »Die Sache ist ernst«, antwortete er. »Heute Morgen lag der Bericht der EDler auf meinem Schreibtisch. Fingerabdrücke und Speichelprobe sind identisch mit den deinen.«
    »Das hätte ich dir auch vorher sagen können. Ich habe es ja bereits zugegeben.«
    »Es ist weder der Ort noch die Zeit für coole Sprüche. Ich wiederhole, die Sache ist ernst. Du bist mein Mörder und mein Einbrecher in Personalunion. Es gibt nicht den leisesten Verdacht, dass jemand anderes in Frage kommt.«
    »Du irrst, es ist ein zweiter Mann im Spiel. Doch zuvor sage ich dir noch einmal, dass ich den Einbruch bereits zugegeben habe. Auch, dass ich bei Nikola war und die Ware wie verabredet übergeben habe. Dann verließ ich das Pfarrhaus. Nikola war noch am Leben. Glaub mir endlich.«
    »Was für ein ›zweiter Mann‹?«
    »Ich habe gestern am Tatort nicht drüber sprechen wollen, weil der Bischof und diese Signora dabei waren. Was du noch nicht weißt, ist Folgendes: Als ich die Ware lieferte, war Nikola nicht alleine. Da war noch ein Mann im Raum, ein Priester allem Augenschein nach. Nikola hat ihn mir nicht vorgestellt, er nannte ihn nur einen ›Freund‹. Er ist unser Mann.«
    Heinlein hörte aufmerksam zu. Doch glauben wollte er mir nicht. »Ein Priester …«
    »In schwarzer Montur.«
    »Wahrscheinlich mit einem Kreuz um den Hals.«
    »Genau. Woher weißt du?«
    »Wie hättest du sonst einen Priester erkannt.«
    »Es war ein Priester. Bombensicher.«
    »Und seinen Namen weißt du nicht.«
    »Nein, wenn ich dir’s doch sage. Er war groß, braun gebrannt und hatte dieses auffallende goldene Kreuz an einer Kette um den Hals. War bestimmt affenteuer.«
    »Bis auf die Bräune trifft diese Beschreibung ungefähr auf jeden zweiten Priester in der Stadt zu. Je weiter südlich du kommst …«
    »Schorsch, der Typ war anders. Keines von den üblichen, bleichen, nichts sagenden Gesichtern. Der hatte Stil. Er sah wie ein … ja, wie ein Manager aus. Von der Sorte kann es doch nicht so viele geben.«
    »Ein Manager …«
    Heinlein ging in Gedanken nochmal alles durch. Ein braun gebrannter Priester mit einem sündhaft teuren Kreuz um den Hals, der sich als Manager verkleidet. »Von einem zweiten Mann haben wir aber keine Spuren gefunden.«
    »Da müssen aber welche sein. Er hat keine Handschuhe getragen.«
    »Die Küche im Pfarrhaus war übersät mit Fingerabdrücken. Da kann alles Mögliche dabei sein.«
    »Separieren und zuordnen.«
    »Was, wovon und wem zuordnen? Ich brauch eine Spur.«
    »Kriegst du. Ich muss nur den Priester finden. Alles Weitere ist Routine. Lass mich an den Computer, und du bekommst ein Phantombild.«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?!«
    Heinlein machte es sich und mir nicht leicht. »Den Stress, den ich mit Oberhammer deswegen bekäme, rechtfertigt nicht deine vage Aussage über diesen mysteriösen zweiten Mann. Wenn er nur deinen Namen hört, sieht er rot und macht mir das Leben schwer. Ich brauche einen Anhaltspunkt, irgendwas Konkretes. Woher hattest du eigentlich die Schlüssel und den Zugangscode für die Räume?«
    »Von Nikola natürlich. Er hat sie mir gegeben, als er mich beauftragt hat. Danach habe ich sie ihm wieder zurückgegeben. Mein Fehler war nur, dass ich meine Spuren nicht verwischt habe.«
    »Dein Fehler war, dass du dich auf die Sache eingelassen hast.«
    Recht hatte er damit, und ich kam mir wie ein kleiner Schuljunge vor, der wider besseres Wissen etwas ausgefressen hatte. Nur dieses Mal würde es nicht mit Nachsitzen und zwanzig Schlägen mit der Weidenrute über die Finger getan sein, so wie ich es noch in meiner

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