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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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glorreichen Schulzeit erlebt hatte. Diesmal drohten mir lebenslänglich und zweimal pro Tag richtige Prügel. Morgens von den Wärtern, die endlich eine Zielscheibe für ihren Frust gefunden hätten, und abends unter der Dusche von den Mitgefangenen, die in mir den Generalvertreter aller Bullen sehen würden.
    Mir wurde ziemlich mulmig bei dem Gedanken an solche Zukunftsaussichten. Ich brauchte noch eine letzte Chance, um alles wieder ins Lot zu bringen. »Schorsch, Kumpel«, begann ich.
    »Hör auf, Jo, und sag’s.«
    »Gib mir noch zwei Tage. Lumpige achtundvierzig Stunden, und ich präsentiere dir den Mörder.«
    »Nein, Oberhammer erwartet meinen Bericht.«
    »Lass die Ergebnisse der Spurensicherung verschwinden.«
    »Ja, klar. Einfach schnell mal verschwinden lassen. Mann, du hast ’nen Hau. Das geht nicht.«
    »Schorsch, ich bitte dich inständig, meinetwegen auch der alten Zeiten wegen, gib mir noch eine Chance, damit ich die Sache klären kann. Ansonsten bin ich fällig. Und du weißt genau, was mich da erwartet.«
    Heinlein kämpfte mit sich. Natürlich wusste ich, was ich da von ihm verlangte. Unterschlagung von Beweismitteln, Begünstigung, Beihilfe … Wenn das rauskäme, wäre auch er die längste Zeit Polizeibeamter gewesen, und wir könnten uns eine Zelle teilen.
    »Ich spreche mit Pia und den EDlern. Ich lass alles noch mal gegenchecken, vorwärts und rückwärts. Dabei sollen sie mehr als gründlich vorgehen. Das wird sie einige Stunden beschäftigen.«
    »Schorsch … Danke!«
    »Dank nicht mir, sondern meiner Dummheit. Wenn die Sache schief geht, bin ich der Erste, der dir ’ne Tracht Prügel verabreicht. Versprochen.«
    »Versprochen!«
    Als wir den Obduktionsraum wieder betraten, fand ich einen ratlosen Ernst an der geöffneten Brusthöhle Nikolas vor. Neben ihm standen Karl, sehr an den Ausführungen Yasminas interessiert, und sie selbst, nach Erklärungen suchend. »Nein, die können Sie nicht sehen oder anfassen. Sie ist unsichtbar.«
    »Aber bei einem Priester vielleicht doch. Gerade bei einem Mann der Kirche müsste man doch mehr sehen als bei einem gewöhnlichen«, entgegnete Ernst hartnäckig.
    »Ein Priester ist kein anderer Mensch als wir alle. Er ist sich nur bewusst, dass seine Seele Gott gehört.«
    »Dann ist sie bei ihm?«
    »Jetzt schon.«
    Pia kam aus dem Nebenraum mit dem Schnipsel aus Nikolas Faust. »Der Papierfetzen hat nichts Neues erbracht. Fett und Schweiß sind zweifelsfrei von dem Toten.«
    »Und was gibt’s bei der Leiche?«, fragte Heinlein.
    »Todesursache bleibt die Dekapitation, bis ich die abschließenden Ergebnisse aus der Toxikologie habe. Weit mehr Sorgen macht mir der Schnitt.«
    »Was ist damit?«
    »Ich hab ein Stück Haut unters Mikroskop gelegt, nachdem ich an dem Halswirbelschnitt einen kleinen Riss, besser eine Einkerbung entdeckt habe. Er ist sehr, sehr klein, aber er ist vorhanden.«
    »Und das bedeutet?«, fragte ich.
    »Weiß ich noch nicht. Es kann alles Mögliche sein, deshalb habe ich das Stück Haut unter dem Mikroskop nochmal betrachtet. Auch da habe ich die Einkerbung entdeckt. Was aber zusätzlich vorhanden war, war Öl.«
    »Öl?«
    »Nicht viel, aber eindeutig Öl, wie man es bei der Waffenpflege benutzt, zum Beispiel nach dem Schleifen.«
    »Das heißt, wir suchen einen Metzger, der sein Handwerkszeug in Schuss hält und zusätzlich noch einölt. Mann, was für ein beflissener Killer«, fasste Heinlein zusammen.
    »Möglich«, antwortete Pia, »aber es gibt da noch eine zweite Möglichkeit.«
    »Und die wäre?«, fragte ich.
    »Der Täter könnte jemand sein, der mit einem leichteren Gerät, wie zum Beispiel einem Säbel, sehr gut umgehen kann.«
    »Aber das hast du gestern ausgeschlossen«, opponierte Heinlein.
    »Ja, aber heute ist heute.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte ich.
    »Wenn jemand die körperliche Kraft und die notwendige Technik im Umgang mit Schlagwaffen besitzt, dann könnte der Hieb von so einer Person geführt worden sein. Diese Voraussetzungen erfüllen zwar auch ein Metzger, ein Waldarbeiter oder ein Gärtner, aber ich habe noch nie davon gehört, dass sie ihr Handwerkszeug mit Waffenöl pflegen.«
    »An wen denkst du dabei?«, fragte ich.
    »Die Auswahl ist groß. Sie fängt bei Kampfsportlern an, die sich in der Kunst des japanischen Schwertkampfes üben, und reicht bis zu schlagenden Verbindungen. Davon haben wir ja einige in der Stadt. Wir suchen ein sehr scharfes Schwert, das gut gepflegt ist und eine winzig

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