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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Widerstand leisten konnte.
    Kolja wünschte sich inständig, den Kontakt in die
Länge zu ziehen, diesem Mann aus dem einundzwanzigsten
– seinem eigenen - Jahrhundert zu lauschen; er hatte das
Gefühl, Casey, den er nie persönlich kennen gelernt
hatte, wäre zu seinem besten Freund auf der ganzen Welt
geworden.
    Aber dazu war keine Zeit mehr. Es gab keine Wünsche mehr
für Kolja, keine kleinen Freuden. Er redete und redete,
berichtete alles, was er über Dschingis Khan wusste,
über seine Armee, seine grausame Kriegführung. Und er
berichtete über Sable und was sie getan hatte – und
wozu sie seiner Befürchtung nach fähig sein mochte.
    Er sprach so lange er konnte – wie sich herausstellte,
etwa eine halbe Stunde lang. Dann tauchte Sable mit zwei
kräftigen mongolischen Wachen auf, die ihn vom Mikrofon
wegrissen und das Funkgerät energisch mit den Schäften
ihrer Lanzen zertrümmerten.

 
{ 32 }
KRIEGSRAT
     
     
    Alexanders Kundschafter brachten die Nachricht, dass die
Spitze des Mongolenheeres nur noch wenige Tagesritte entfernt
war. Zur Überraschung seiner Berater entschied der
König, dass der Versuch gemacht werden sollte, einen
Waffenstillstand auszuhandeln.
    Alexander hatte sich entsetzt gezeigt von dem, was er von den
Zukunftsmenschen über die schrecklichen Verwüstungen
erfuhr, von denen die westliche Welt durch den Vorstoß der
Mongolen heimgesucht worden war. Alexander mochte zwar selbst ein
blutbesudelter Eroberer sein, aber seine Ambitionen gingen
über ein simples Erobern hinaus: Seine Absichten waren ganz
gewiss anspruchsvoller als jene des Khans, der fünfzehn
Jahrhunderte nach ihm die Bühne der Welt betrat. Er war zwar
durchaus entschlossen, den Mongolenhorden die Stirn zu bieten,
aber jetzt gingen seine Intentionen doch eher in die Richtung,
etwas Neues in dieser leeren Welt zu bauen und sie nicht noch
weiter zu zerstören. »Wir und unsere Kameraden, die
Rotröcke von jenseits des Ozeans, wie auch diese Reiter aus
den öden Weiten Asiens, sind allesamt Überlebende von
Verschiebungen in Zeit und Raum – wundersamer Ereignisse,
die die Vorstellungskraft jedes Menschen übersteigen
müssen. Haben wir denn keine andere Antwort auf all dies,
als einander hinzuschlachten? Gibt es nichts, was wir voneinander
lernen können, als den Einsatz von Waffen und
Kampftechnik…?«
    Also befahl er, einen Trupp Abgesandter zusammenzustellen und
sie mit Geschenken und Tributen für den Khan zu versehen, um
den Boden für Verhandlungen mit den mongolischen
Anführern vorzubereiten. Der Trupp würde mit einer
eindrucksvollen Eskorte von tausend Mann reisen und sollte unter
dem Kommando des Ptolemäus stehen.
    Ptolemäus war einer der engsten Gefährten des
Königs, Mazedonier und seit seiner Kindheit mit Alexander
befreundet – ein kantiger Krieger, dunkel, schweigsam und
augenscheinlich klug und schlau. Vielleicht war er eine gute Wahl
für eine so heikle Mission: Bisesas Telefon verriet ihr,
dass Ptolemäus in einer anderen Realität nach dem Tode
Alexanders und der Aufteilung seiner Eroberungen Pharaoh des
antiken Reiches der Ägypter geworden wäre. Doch als er
nun Vorbereitungen für seine Aufgabe traf, stapfte
Ptolemäus mit einer Miene wie Blitz und Donner durch den
königlichen Palast, und Bisesa fragte sich, ob seine Wahl
für diese gefährliche und mit hoher Wahrscheinlichkeit
todbringende Mission irgendetwas mit den endlosen Intrigen und
Schachzügen in Alexanders innerstem Kreis zu tun hatte.
    Auf Abdikadirs Anregung hin teilte Hauptmann Grove der Truppe
den kompetenten Korporal Batson und einige britische Soldaten zu.
Es hatte auch den Vorschlag gegeben, jemand aus Bisesas Gruppe
mitzuschicken, da angenommen wurde, dass Sable bei dem zu
befürchtenden Angriff eine führende Rolle spielte. Aber
Alexander hatte entschieden, dass seine drei Gestrandeten aus dem
einundzwanzigsten Jahrhundert zu kostbar waren, um ihr Leben bei
einem solchen Abenteuer zu riskieren, und somit war diese Frage
erledigt. Doch auf Eumenes’ Bitte hin verfasste Bisesa ein
Schreiben, das Batson Kolja übergeben sollte, falls er dem
Kosmonauten begegnete.
    Und dann marschierte die Truppe zum Klang von Trommeln und
Trompeten aus den Toren von Babylon Richtung Osten; die
mazedonischen Offiziere waren in ihre Paradeuniformen mit den in
hellem Purpur gehaltenen Umhängen gekleidet, und Korporal
Batson und die anderen Briten in Kilts und

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