Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Kriegstrommeln. Unter
wildem Gebrüll stürmten die Reiter los. Der
plötzliche Ausbruch dieses ohrenbetäubenden Lärms
war so schaurig wie das Heranrasen einer immensen Naturgewalt
– einer Springflut oder einer Schlammlawine.
    Aber nur einen Herzschlag später erschollen schon die
Trompeten der Mazedonier, und die Soldaten rannten zu ihren
Stellungen. Kurze Befehle im harten Dialekt von Alexanders
Männern folgten: Formieren! Position halten! In Linie
aufitellen! Und schon bildete die mazedonische Infanterie
eine acht Mann starke Mauer aus Leder und Eisen.
    Alexander war selbstverständlich vorbereitet gewesen; er
hatte diesen Angriff erwartet und den Feind so nahe herankommen
lassen, wie er es riskieren konnte. Und nun war der Punkt
gekommen, an dem seine Falle zuschnappen sollte.
    Abdikadir nahm seinen Platz ein – drei Reihen hinter der
vordersten Linie. Zu beiden Seiten hatte er nervöse Tommies.
Als er ihre raschen Seitenblicke auffing, zwang er sich zu einem
aufmunternden Lächeln und hob die Kalaschnikow hoch.
    Den ersten Mongolen, den er genauer zu Gesicht bekam,
erblickte er durch das Visier seiner Waffe.
    Die schwere Kavallerie der Mongolen befand sich im Zentrum des
Ansturmes, ihr folgte die leichte. Die Reiter trugen
Rüstungen, die aus Büffellederstreifen gefertigt waren,
und Metallhelme mit Lederschutz für Hals und Ohren. Jeder
Mann verfügte über Waffen im Überfluss: zwei
Bogen, drei Köcher, eine Lanze mit einem scheußlich
aussehenden Haken am Ende, ein Beil, einen gebogenen Säbel.
Selbst die Pferde waren gepanzert; breite Lederplatten
schützten ihre Flanken und Eisenhauben die Köpfe.
Waffenstarrend und mit diesen Rüstungen sahen die Mongolen
kaum mehr aus wie Menschen, sondern eher wie riesige
Insekten.
    Aber es ging nicht alles ihrem Plan entsprechend. Auf ein
Trompetensignal hin tauchten Bogenschützen hinter der
Brustwehr der Stadtmauer auf, und Pfeile zischten über
Abdikadirs Kopf hinweg durch die Luft und bohrten sich in die
vorwärts stürmende Mongolenkavallerie. Sobald ein
Reiter fiel, gab es eine kurze Unruhe, ehe der Sturm umgehend
wieder fortgesetzt wurde.
    Immer mehr Pfeile fielen vom Himmel, jetzt mit in Pech
getauchten brennenden Spitzen, die in pechgetränkten, im
Boden verborgenen Heuballen landeten; unmittelbar darauf stieg
Rauch hoch, und Flammen loderten unter den Mongolen empor.
Männer schrien auf, und ihre Pferde scheuten und
verweigerten. Doch obwohl der Sand aus Verwundeten im Getriebe
ihres Ansturms die Mongolen bremste, konnte er sie nicht
aufhalten.
    Erneut donnerte ihre schwere Kavallerie gegen die
Mazedonierfront.
    Entlang der ganzen Linie fielen Alexanders Truppen
zurück.
    Die Wucht des Angriffes und die schiere Raserei, mit der die
Mongolen ihre Schwerter und Streitkolben schwangen, machte dies
unvermeidbar.
    Vor Abdikadir, der nun kaum mehr als drei Schritte von den
wüstesten Kämpfen entfernt war, bäumten sich
Pferde auf, und flache Mongolengesichter tauchten über den
um ihr Leben kämpfenden und sterbenden mazedonischen
Fußsoldaten auf. Abdikadir konnte das Blut riechen, Staub
und den Schweiß verängstigter Pferde – und dazu
einen durchdringenden Gestank nach ranziger Butter, der nur von
den Mongolen selbst stammen konnte. Das dichte Gedränge von
Männern und Tieren und dazu das Gebrüll von zehntausend
Stimmen machten das Kämpfen, ja selbst das Heben einer
Waffe, schwierig. Doch über allem zischten die Klingen, und
Blut und menschliche Körperteile flogen in einem beinahe
absurden, bestialischen Gemetzel durch die Luft, und nach und
nach mutierte das Kampfgeheul zu Schmerzensschreien. Aber der
Druck auf die Mazedonier ließ nicht nach, denn hinter der
schweren Kavallerie der Mongolen stieß die leichte
Kavallerie dorthin nach, wo zuvor Platz gemacht worden war, und
stach mit Schwertern und Speeren nach allem, was ihr
unterkam.
    Doch Alexander schlug zurück. Tapfere Fußsoldaten
rannten von den hintersten Linien der Mazedonier nach vorn,
lange, mit Haken versehene Lanzen in den Händen; wenn die
Spitze der Lanze ihr Ziel verfehlte, konnte der Haken einen
Krieger vom Pferd zerren. Zahlreiche Mongolen fielen, aber die
mazedonischen Infanteristen wurden niedergemäht wie Blumen
von einer Sense.
    Und nun ertönte durch den ganzen Lärm ein klares
mazedonisches Trompetensignal.
    Im Zentrum des Schlachtfeldes, genau vor Abdikadir, zogen sich
die Überlebenden aus den vorderen

Weitere Kostenlose Bücher