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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Hochsommer herrschte, war der Wind eisig, und
Abdikadir schlang fröstelnd die Arme um seine Mitte.
    Nach all den Monaten seiner Abwesenheit war er beeindruckt von
den jüngsten Entwicklungen: Die Einwohner der Stadt hatten
hart gearbeitet. Alexander hatte den entvölkerten Teil mit
einigen seiner Offiziere und Veteranen besiedelt und einen der
Generäle zusammen mit einem früheren babylonischen
Beamten als gemeinsame Statthalterschaft eingesetzt. Das
Experiment schien zu funktionieren: Die neue Bevölkerung,
eine Mischung aus mazedonischen Kriegern und babylonischen
Granden, schien halbwegs gut miteinander auszukommen.
    Es gab zahlreiche Debatten, was mit dem Gebiet am Westufer des
Flusses, das mit der Zeit zu einer riesigen Schutthalde verkam,
geschehen sollte. Für die Mazedonier war es Ödland;
für die Menschen der Zukunft war es eine archäologische
Fundgrube, die eines Tages möglicherweise Hinweise auf die
massive Zeitversetzung und auf die dadurch verursachte Spaltung
der Stadt in zwei Teile bieten könnte. Der auf der Hand
liegende Kompromiss bestand darin, dass man den Bezirk für
den Moment so beließ, wie er war.
    Flussabwärts von der Stadt hatte Alexanders Armee einen
riesigen natürlichen Hafen so erweitert, dass er tief genug
war, um ozeantaugliche Schiffe aufzunehmen. Diese Schiffe wurden
aus Hölzern der Gegend in rasch errichteten Trockendocks
gebaut. Es gab sogar einen kleinen Leuchtturm, dessen
Öllampen sich in dahinter aufgestellten, hochglanzpolierten
Schilden spiegelten.
    »Das ist wirklich großartig!«, bemerkte
Abdikadir zu Eumenes. Sie standen zusammen auf der Kaimauer des
neuen Hafens, hoch über den kleinen Schiffen, die sich
bereits in seine Wasser wagten.
    Eumenes erklärte, Alexander wüsste sehr genau, dass
schnelle Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten den
Schlüssel für den Zusammenhalt eines Imperiums
darstellten. »Das zu erfahren, war eine teure Lektion
für den König«, stellte Eumenes trocken fest. In
den fünf Jahren hatte er gelernt, sich einigermaßen
auf Englisch auszudrücken, und Abdikadir konnte mittlerweile
halbwegs Griechisch. Mit ein wenig gutem Willen waren sie
durchaus in der Lage, ohne Dolmetscher auszukommen.
»Alexander«, fuhr Eumenes fort, »verdankte
seinen raschen Vormarsch durch Persien der Qualität der
königlichen Reichsstraßen. Als wir weit im Osten ans
Ende der persischen Straßen stießen, wussten seine
Fußsoldaten, dass es nicht weitergehen konnte, wie sehr
sich seine Ambitionen auch über alles hinwegsetzen wollten.
Und so mussten wir anhalten. Das Meer jedoch ist die Straße
der Götter und benötigt keine Menschenkraft, um sie
anzulegen.«
    »Dennoch kann ich kaum glauben, dass ihr in so kurzer
Zeit so viel erreicht habt…« Abdikadir
verspürte so etwas wie schlechtes Gewissen, wenn er dieses
Produkt emsigen Schaffens betrachtete. Vielleicht war er doch zu
lange weg gewesen…
    Aber er hatte seine Erkundungsreise genossen. In Indien hatten
Abdikadir und sein Trupp einen Pfad durch den Dschungel gehackt,
wobei sie jede Menge exotische Pflanzen und Tiere, aber kaum
Menschen zu Gesicht bekamen. Ähnliche Expeditionen wurden
nach Osten und Westen, nach Norden und Süden ausgeschickt,
durch Europa, Asien und Afrika. Das Kartografieren dieser neuen,
opulenten Welt schien in Abdis Herx eine Leere zu füllen,
die der Verlust seiner eigenen Welt hinterlassen hatte –
zusammen mit dem Trauma des furchtbaren Gemetzels beim Ansturm
der Mongolen. Vielleicht war es der Versuch, die Außenwelt
zu erforschen, um sich vom Aufruhr in seiner inneren abzulenken
– und vielleicht war er seinen wahren Verantwortlichkeiten
zu lange aus dem Weg gegangen.
    Er wandte den Blick von der Stadt weg nach Süden, wo die
glitzernden Spuren der Bewässerungskanäle durch die
grünen Felder schnitten. Hier lag die wirkliche Aufgabe der
Welt: Nahrung wachsen zu lassen. Dies hier war schließlich
der Fruchtbare Halbmond, die Geburtsstätte der
systematischen Landwirtschaft, und einst hatten diese
künstlich bewässerten Felder ein Drittel des
Nahrungsmittelbedarfes des persischen Reiches gedeckt; es konnte
einfach keinen besseren Ort für einen Neubeginn des
Ackerbaus geben. Aber Abdikadir hatte die Felder bereits in
Augenschein genommen, und er wusste, dass die Dinge nicht sehr
hoffnungsvoll aussahen.
    »Es ist diese scheußliche Kälte«,
klagte Eumenes. »Für die Astronomen mag dies ja der

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