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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Informationen, der auf uns
einströmte.«
    »Das klingt nach viel Lärm.«
    »Vielleicht haben Sie Recht. Aber ich bin daran
gewöhnt.«
    »Doch auch hier finden sich Dinge, die unsere Sinne
erfreuen. Atmen Sie tief ein… können Sie ihn riechen,
den Anflug von Frost, der schon in der Luft liegt? Der Geruch des
Feuers – Sie werden bald lernen, nur nach dem Duft des
Rauches eine Holzart von der anderen zu
unterscheiden…«
    »Und noch etwas«, murmelte sie. »Ein
Moschusgeruch. Wie im Zoo. Es gibt Tiere hier draußen,
Tiere, die es in dieser Gegend nicht geben sollte, auch nicht zu
Ihrer Zeit.«
    Impulsiv ergriff er ihre Hand. »Wir sind hier
sicher«, beruhigte er sie. Bisesa sagte nichts darauf, sie
zog auch ihre Hand nicht weg, und nach einer Weile nahm er,
unsicher geworden, die seine fort. »Ich bin ein
Großstadtjunge«, sagte er, »geboren in Boston.
So ist das alles, dieses offene, weite Land, auch für mich
neu.«
    »Und was hat Sie hierher geführt?«
    »Jedenfalls nichts, was ich geplant hätte. Ich war
immer schon neugierig, wollte immer schon wissen, was um die Ecke
los war oder eine Straße weiter. Und so habe ich mich
freiwillig für einen verrückten Auftrag nach dem
anderen gemeldet, bis ich hier landete, am Ende der
Welt.«
    »Oh, da sind Sie diesmal sicher noch viel weiter
gekommen, Josh. Aber ich glaube, Sie sind genau der Typ, der mit
unserem bemerkenswerten Abenteuer bestens zurechtkommt.«
Sie beobachtete ihn, einen Anflug von Humor in den Augen –
vielleicht spielte sie nur mit ihm.
    Unbeirrt fuhr er fort: »Sie haben nicht viel
Ähnlichkeit mit den Soldaten, die ich kenne.«
    Sie gähnte. »Meine Eltern waren Farmer. Sie hatten
einen großen, ökologisch geführten Hof in
Cheshire. Ich war ein Einzelkind und dachte, ich würde
einmal die Farm übernehmen – ich habe unser Land
wirklich geliebt. Aber als ich sechzehn war, hat mein Vater die
Farm plötzlich verkauft. Ich glaube, er nahm an, es
wäre mir nie ernst mit der Übernahme
gewesen.«
    »Aber es war Ihnen ernst.«
    »Ja. Ich hatte mich sogar schon für einen
Studienplatz an der Hochschule für Landwirtschaft
angemeldet. Die ganze Sache hat einen Riss zwischen mir und
meinen Eltern aufgetan. Aber möglicherweise hat sie ihn auch
nur vertieft. Jedenfalls wollte ich dann weg von daheim und zog
nach London. Und sobald ich alt genug war, ging ich zum
Militär. Klarerweise hatte ich keine Ahnung, wie es dort
zugehen würde – das körperliche Training, der
Drill, die Waffen, der schwere Fuhrpark… Aber ich habe
schließlich daran Gefallen gefunden.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie jemanden
totschießen«, sagte er. »Aber das ist es doch,
was Soldaten tun, oder?«
    »Nicht zu meiner Zeit«, entgegnete sie.
»Jedenfalls nicht in der britischen Armee.
Friedenssicherung – das ist es, wofür wir hinausgehen
in die Welt. Natürlich ist man manchmal gezwungen zu
töten – oder sogar Krieg zu führen, um den
Frieden zu erhalten –, aber das ist eine völlig andere
Sache.«
    Er ließ sich zurücksinken und starrte zu den
Sternen. »Es ist seltsam, Sie über Ihre Probleme mit
der Familie sprechen zu hören – über das Versagen
einer Verständigung zwischen Ihnen und Ihren Eltern,
über verloren gegangene Ambitionen. Wenn ich mir das
überlege, neige ich zu der Vorstellung, dass die Menschen in
hundertfünfzig Jahren eigentlich für all das zu klug
sein müssten. Zu hoch entwickelt, wie Professor Darwin
sagen würde!«
    »Ach, ich denke nicht, dass wir uns mittlerweile sehr
viel weiter entwickelt haben, Josh, aber immerhin werden wir bei
manchen Dingen klüger. Bei religiösen Dingen etwa.
Nehmen wir Abdikadir und Casey. Frommer Muslim und weltlicher
Christ, man würde denken, weiter als die beiden kann man
voneinander nicht entfernt sein. Aber sie sind beide
Oikumene.«
    »Das Wort stammt aus dem Griechischen – wie
ökumenisch?«
    »Genau. Während der letzten Jahrzehnte standen wir
immerzu hart an einem offenen Kampf zwischen Christentum und
Islam. Wenn man genauer hinsieht, ist das eigentlich absurd, denn
beide Religionen haben tiefe gemeinsame Wurzeln und beide
basieren auf dem Bekenntnis zum Frieden. Aber all die
Versöhnungsgesten auf höchster Ebene, die zahllosen
Konferenzen zwischen Bischöfen und Mullahs, führten zu
gar nichts. Und die Oikumenen bilden eine Bewegung, die aus
einfachen Leuten besteht und versucht, das zu erreichen, was alle

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