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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Wichtigtuerei, aber es hatte ohnehin keiner
der Männer viel Zeit für die Zivilisten. Dennoch
mochten sie ihn recht gern; mit seinen Berichten für den CMG und mit den Geschichten aus den
Mannschaftsunterkünften verlieh Ruddy diesen
»Tommies«, die so fern der Heimat waren, eine
Eloquenz, die sie selbst nicht besaßen.
    Josh drängte sich durch die Menge vor zu Ruddy.
»Was soll so kurios sein an unserem fliegenden Freund? Ein
Zaubertrick?«
    Ruddy grunzte missmutig. »Doch wohl eher ein Trick des
Zaren! Allenfalls ein neuer Typus von Heliograph.«
    Cecil de Morgan, der Händler, trat neben die beiden.
»Wenn es Dschadu ist, dann würde ich gern das
Geheimnis erfahren, das hinter der Magie steckt. He –
du!« Er wandte sich an einen der Sepoys. »Deinen Kricketschläger – leih mir den doch
mal…!« Kr packte den Schläger und ließ
ihn durch die Luft sausen – unter der Kugel und rundherum.
»Sehen Sie? Da ist nichts, was sie in der Luft hält
– kein unsichtbarer Draht oder Glasstab, wie gebogen auch
immer.«
    Die Sepoys waren sichtlich wenig amüsiert. »Asli nahin! Fareib!«
    »Einige von ihnen sagen, das wäre ein Auge –
das Auge des Bösen«, murmelte Ruddy. »Vielleicht
brauchen wir ein nazzuu-watto, um seinen verderblichen
Blick abzuwenden.«
    Josh legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Mein Freund,
ich glaube, du hast mehr von Indien in dir, als du zugeben
willst. Es ist vermutlich nur ein Ballon, gefüllt mit
heißer Luft. Nichts Aufregenderes als das.«
    Aber Ruddy war von einem besorgt aussehenden jungen Offizier
abgelenkt, der sich durch die Menge hindurchzwängte und
offenbar nach jemand Bestimmtem suchte. Ruddy eilte auf ihn zu,
um mit ihm zu sprechen.
    »Ein Ballon, sagen Sie?«, wandte de Morgan sich an
Josh. »Wie kommt es, dass er dann so still steht in dieser
Brise? Außerdem – sehen Sie her!« Er schwang
den Kricketschläger wie eine Axt hoch und ließ ihn
gegen die schwebende Kugel donnern. Es verursachte zwar einen
widerhallenden Knall, aber zu Joshs Verblüffung prallte der
Schläger einfach ab, und die Kugel blieb so reglos in der
Luft hängen, als wäre sie in Stein gehauen. De Morgan
hielt den Schläger hoch, und Josh konnte sehen, dass er
gespalten war. »Habe mir fast meine vermaledeiten Finger
gebrochen! Und nun sagen Sie mir, Sir, haben Sie je so etwas zu
Gesicht bekommen?«
    »Eigentlich nicht«, räumte Josh ein.
»Aber wenn es jemanden gibt, der das Ding einer profitablen
Verwendung zuführen kann, dann sind es ganz gewiss Sie,
Morgan!«
    »De Morgan, Joshua.« De Morgan verdiente
seinen üppigen Lebensunterhalt damit, Jamrud und die anderen
Forts an der Grenze mit allem Möglichen und Unmöglichen
zu beliefern. Er war rund dreißig – ein großer,
etwas ölig wirkender Mensch; und selbst hier, meilenweit von
der nächsten Stadt entfernt, trug er einen neuen Khakianzug
in zartem Olivgrün, dazu ein himmelblaues Halstuch und einen
Tropenhelm, der so weiß war wie Schnee. Er gehörte zu
jenem Typ Mann, bemerkte Josh nach und nach, der magisch
angezogen wurde von den Rändern der Zivilisation, wo fette
Profite lockten und wo man es mit der Einhaltung der Gesetze
nicht so genau nahm. Den Offizieren waren er und seinesgleichen
ein Dorn im Auge, aber de Morgan mit seinem Vorrat an Bier und
Tabak – ja selbst Prostituierten, wenn es die Umstände
erlaubten – war bei der Mannschaft äußerst
beliebt. Und was die Offiziere – und Ruddy – betraf,
so wirkte ein gelegentliches Beutelchen Haschisch Wunder.
    Nach de Morgans Schaunummer schien das Interesse zu erlahmen.
Da die Kugel sich weder bewegte noch drehte, keine Anstalten
machte, sich zu öffnen oder Geschosse abzufeuern, begann das
Publikum sich rasch zu langweilen, wozu auch der
ungewöhnlich kühle Spätnachmittag beitrug, der die
Leute vor Kälte schaudern ließ. Der Nordwind wollte
sich nicht legen, die Gesellschaft zerstreute sich, und einzeln
oder zu zweit kehrten die Männer ins Fort zurück.
    Doch plötzlich ertönte Geschrei vom anderen Ende der
auseinander gehenden Gruppe: Wiederum war irgendetwas
Ungewöhnliches aufgetaucht. De Morgan, dem bereits der Duft
nach unerwarteten Geschäftsmöglichkeiten die
Nüstern blähte, rannte schon in diese Richtung.
    Ruddy zog Josh an der Schulter. »Genug dieser
Zaubertricks«, sagte er. »Wir sollten
zurückgehen. Es wartet bald eine Menge Arbeit auf uns,
fürchte ich.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich

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