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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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konventionelle Sprengsätze anzubringen. Ich wusste, dass es Überlebende geben und du zu ihnen gehören würdest – dein Mantisal war zwar beschädigt, aber mühelos erreichbar. Ich wusste auch, dass Iveronica nach der Zerstörung der Generatoren nur noch wenige Mantisale hierherbringen konnte – schließlich wollte ich nicht, dass Hunderte von Umbrathan auftauchen. Und ich wusste, dass du zu den Fahrern gehören würdest. Anders hätte es nicht funktioniert.«
    »Überlebende«, sagte Meelan und starrte ihn düster an. »Ich habe es eine Sekunde vor der Druckwelle hinaus geschafft, während ein Enteledont mir den Kopf abzubeißen versuchte, und ich bin dem Überschlag der Druckwelle in den Interraum mit knapper Not entwischt.«
    »Das gehört nun mal dazu.«
    »Manchmal frage ich mich, welche Prioritäten du nun genau hast, Saphothere.«
    »Du kennst meine Prioritäten, Meelan. Und du kanntest das Risiko, als du dich mir angeschlossen hast«, entgegnete Saphothere. »Und ich hoffe auch, dass dir vollkommen klar ist, wie sich die Dinge von jetzt an höchstwahrscheinlich entwickeln werden.«
    »Ja, das ist mir klar!«, zischte sie.
    Das glasige Skelett, das sie einhüllte, war von roten Adern durchzogen, ähnlich glühenden Drähten, die in einer schwarzen Wolke verankert waren, und die Luft wurde aufs Neue stickig. Auf Polly wirkte es wie ein Motor an der Grenze – ein defektes Wasserstoffauto, belastet bis an den Punkt, an dem Motorbauteile rot glühten. Ab und zu vibrierte das Skelett, als geriete etwas allmählich aus dem Gleichgewicht, ehe der finale Zusammenbruch erfolgte. Als das unerträglich wurde, stellte Polly fest, dass sie keine besondere Willenskraft aufzuwenden brauchte, um sich aus dieser Hölle zu befreien. Nur ein Blick in das Grau und Schwarz und die Überlegung, diesen anderen Ort der Hypersphären und endlosen Flächen heraufzubeschwören, das reichte schon, und sie landete wieder im Wirklichen.
    Diesmal war kein Meer zu sehen oder zu hören. Kurz sah Polly einen Himmel im Dämmerlicht, als sie durch wabernden schwarzen Rauch blickte, sowie einen Fluss aus Feuer, der sich vom brodelnden Kessel eines Vulkans herabschlängelte, während ein kataklysmisches Tosen in ihren Ohren dröhnte. Schwefelgestank stieg ihr stark und beißend in die Nase. Sie nieste, als etwas Salziges und Stechendes hineinstieg. Dann schmeckte sie Sand und Asche im Mund und stolperte über gewundenes Gestein davon, dessen Hitze sie schon durch die Schuhe spürte, während es unter ihr zitterte und zuckte wie ein sterbendes Tier. Ein Felsbrocken von den Ausmaßen eines Familienautos hämmerte rechts von ihr zu Tal, brach aber nicht auseinander, sondern verformte sich rings um den glühenden Kern, als er aufschlug, die Lavakruste zertrümmerte und Spritzer gelben Dampfes freisetzte. Dann prallte er ein zweites Mal mit dumpfem Schlag auf und brach mit einem Großteil seiner Masse in eine durch Gas gebildete Höhlung durch.
    Das ist keine einladende Gegend.
    Polly lief los, den Blick fest auf den Boden gerichtet, auf den sie trat, Mund und Nase mit der Hand abgedeckt. Weitere heiße Gesteinsklumpen regneten herab. Sie sah kurz, wie etwas von den Ausmaßen eines Eisenbahnwagens hinter einer zerknitterten Felsnase einschlug und eine Wolke aus der schwarzen Asche hochschleuderte, die überall in Verwehungen und rußigen Teichen herumlag. Heiße Körnchen rieselten Polly in die Haare und brannten sich in die Kopfhaut.
    Verschiebe dich, um Himmels willen, verschiebe dich!
    Aber sie schaffte es nicht. Nichts schien ihr geblieben – keine Kraft, kein Wille.
    Die Erde bebte unter ihr, und Polly warf einen Blick zurück, als eine Eruption alles hinter ihr in eine brodelnde Wolke aus Rot und Grau hüllte, die mit unglaublicher Schnelligkeit auf sie einstürzte und dabei die Landschaft zu verzehren schien. Und irgendwo schien das genügend Kräfte freizusetzen – vielleicht sah der Torus selbst ein, dass er angesichts dieser Gewalten nicht überleben oder auch nur ein Bruchstück von Pollys Arm mitnehmen konnte. Polly verschob sich, erblickte Graues und Schwarzes, das nichts weiter zu sein schien als eine Erweiterung des Vulkanismus, und der Käfig baute sich nicht mal um sie herum auf. Sie kam wieder zum Vorschein und rollte schreiend über einen See aus kalter Asche. Die Sonne schien vom Himmel, und nur eine Spur Schwefelgeruch hing in der Luft.
    Erneut hatte sich das Pseudo-Mantisal nicht bilden können, aber diesmal lag es

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