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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Worte.
    »Der König beglückwünscht Berthold zu seiner geschickten und unterhaltsamen Darbietung …«
    Der König zeigte Spuren von Verärgerung, und Polly vermutete, dass Cromwell die königlichen Ansichten nicht gerade präzise wiedergab.
    »Der König möchte, dass Berthold diesen Geldbeutel annimmt …«
    Cromwell nahm einen solchen zur Hand und warf ihn Polly zu, die ihn geschickt mit dem offenen Requisitensack auffing und dann knickste.
    »Der König möchte sich nun zurückziehen.«
    Das war erkennbar nicht ganz das, was Heinrich vorschwebte, denn er bedachte Polly nach wie vor mit einem Blick, der hätte zensiert werden müssen. Cromwell half dem König jedoch erst auf die Beine und dann ins Bett.
    Nach dem königlichen Abgang löste sich die Feier rasch auf – und verlagerte sich zu einigen der draußen errichteten Zelte für diejenigen, die weiterfeiern wollten.
    »Hölle und Teufel!«, rief Berthold, als er das eingenommene Geld zählte und dabei den Sack mit Essensresten betrachtete, die Mellor auf den Tischen aufgelesen hatte. »Wir könnten sofort abreisen und ein Jahr oder noch mehr davon leben!«
    »Aber heute noch nicht«, beharrte Mellor.
    »Höchstens noch zwei Abende«, entgegnete Berthold. »Dann verlieren sie allmählich das Interesse.« Er zog den Stöpsel von einer Kanne, die er auf einem Tisch neben sich fand, und nahm einen tiefen Schluck daraus.
    Zwischen den Schichten aus Schwarz und Grau wurde etwas erkennbar, das am Rande der Sichtbarkeit wie Perlmutt schimmerte und Regenbogenfarben zeigte.
    »Fistik!«, fauchte Meelan, die sich weitgehend erholt hatte.
    Da Tack dieses Wort inzwischen als Fluch identifiziert hatte, nahm er die Quelle ihrer Verärgerung genauer in Augenschein. Das Ding breitete sich als Linie zwischen zwei Flächen aus und reichte auf beiden Seiten bis in weit entfernte Dimensionen, jenseits von allem, worauf sich Tack zu konzentrieren vermochte, ohne dass er das Gefühl bekam, das Hirn würde sich aus dem Schädel losreißen. Gelegentlich kam dieses Objekt nahe genug, um Substanz zu entwickeln – das scheinbar einzig Feste an diesem Ort außerhalb des Mantisals. Während er es anstarrte, empfand Tack eine wachsende Frustration, weil er keine Fragen danach stellen durfte. Die Zeitspanne, über die hinweg er in diese farbleere Unendlichkeit starrte, forderte nun Tribut von seinem Sehvermögen, das verschwamm, und Müdigkeit senkte sich wie ein Backstein auf ihn. Er döste ein und wurde später wieder halb wach, um zu sehen, wie Meelan den verbliebenen Arm in eines der Augen des Mantisals steckte. Gleichzeitig zog sich Coptic daraus zurück und wandte sich ab, die Augen auf einmal tiefschwarz.
    Dann feierte eine bunt gekleidete Menge in der Nähe und warf Speisen auf einen Mann, der mit Uhren jonglierte … während, der wirren Logik der Träume folgend, Tack die zertrümmerten Amethyste aufsammelte, in die sich die heruntergefallenen Uhren verwandelt hatten. Alles war jetzt Farbe, und diese Farbe wurde zum Geruch heißen Sandes. Dann schob sich ein Stiefel unter Tacks Flanke und drehte ihn rüde um, sodass er wach wurde und in diesen Sand stürzte.
    Als Coptic neben Tack auf den Boden sprang, klang sein Lachen hohl, denn die gute Laune ging in Müdigkeit unter. Auch Meelan wirkte müde, und die Augen waren schwarz angelaufen wie die ihres Partners. Wie er dort lag, sah Tack das Mantisal verschwinden, indem es auf exakt die gleiche Art wegklappte, die man sah, wenn man es von der Seite her betrachtete. Er stand auf und hob den Rucksack auf, der neben ihn geplumpst war, und er atmete schwer in der unvermittelten Hitze.
    Wieder fanden sie sich an einem Ufer wieder – nur war es diesmal das Ufer eines Meeres. Am Strand verstreut lagen Schildkrötenpanzer, Haufen von schmuddeligem Seegras und in der Nähe auch die ausgetrockneten Überreste eines Hais, an denen Vögel herumhackten, die an zerfledderte Minigeier erinnerten. Hinter dem Strand breitete sich ein Nadelwald mit gigantischen Bäumen aus. Konstanter Lärm drang zwischen den Bäumen hervor, teilweise identifizierbar, zum größten Teil aber völlig fremdartig. Der Gesang der Vögel klang rauer in dieser Zeit und drückte eine wütende Unmittelbarkeit aus. Hier und da stieg ein klagender Schrei zum Crescendo an, und irgendwo beklagte ein klangvolles Stöhnen das ständige Getöse.
    »In welcher Zeit sind wir?«, rutschte es aus Tack heraus.
    Coptics riesige Hand erwischte ihn seitlich am Kopf und schlug ihn

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