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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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dem griechischen Namen für die Hölle.
    Dann sagte Polly laut: »Also halten sie mich jetzt für eine Art Dämon?«
    Dämonin, Prophetin, Orakel … sie können sich anscheinend nicht entscheiden, überlegte die Zuschauerin beim Anblick des Sklaven, der hinter dem Mädchen stand und jede ihrer Äußerungen auf ein Stück Pergament kritzelte. Ihr laut geführtes Gespräch mit dem KI-Begleiter war wohl der Grund dafür, denn es war offenkundig nicht geschauspielert.
    Das Mädchen saß jetzt auch auf der Couchkante, hörte zu und antwortete, so gut sie konnte, wenn Claudius sie ansprach. Davon abgesehen, galt ihre Aufmerksamkeit unvermeidlicherweise den Tellern voller Speisen, die die Sklaven in einem fort brachten: Fisch in aromatischer Sauce, Fleisch mit süßem und knusprigem Überzug, getrocknete Feigen und frische Äpfel. Polly arbeitete sich sogar durch einen ganzen Austernteller. Als der Zuschauerin auffiel, wie Claudius einen großen Teller Pilze verdrückte, und daraufhin erneut ihre Datenbank konsultierte, flüsterte sie sich selbst zu: Das ist jetzt aber eine Vorliebe, die ihm noch Leid tun wird.
    Aber hier geschah alles in allem nur wenig, und als sie vorausblickte, sah die Zuschauerin, dass die Gäste, die noch nicht gegangen waren, auf ihren Couchen einschliefen. Claudius selbst schnarchte wie eine schlecht laufende Kettensäge, und bald tauchten vier Sklaven auf, packten seine Couch und trugen sie aus dem Zelt – gefolgt von der Truppe germanischer Leibwächter. Zwei Sklavinnen traten lautlos ein und machten Polly schnell klar, dass sie ihnen folgen sollte. Sie führten sie in ein anderes Zelt, das von einer Öllampe erhellt wurde und wo ein mit Pelzen und Seidendecken ausgestattetes Bett wartete. Das Mädchen winkte die Sklavinnen gebieterisch weg, als sie sie ausziehen wollten, befreite sich nur von den Stiefeln, kippte aufs Bett und war sofort eingeschlafen.
    Genieße es, solange du kannst.
    Die Zuschauerin übersprang die Nacht, nahm Einblick in den nächsten Tag und wurde Zeugin des Gemetzels.
    »Etwa zweitausend Jahre in der Zukunft, von deiner Zeit aus gesehen«, antwortete Saphothere auf die Frage, die Tack ihm gern schon vor langer Zeit gestellt hätte. »Nach dem muslimischen Dschihad und den sich anschließenden Ressourcenkriegen, nach dem nuklearen Winter, der das Ergebnis dieser Kriege war, und nach dem Sturz eurer ganzen Zivilisation auf Grund eurer Neigung, schwache Menschen und starke Seuchen zu züchten.«
    Tack riskierte es, nach der Flasche zu greifen, und füllte erst Saphotheres Glas nach und dann seins. »Schwache Menschen, starke Seuchen?«
    Saphothere packte sein Glas und stürzte den halben Inhalt hinunter. »Das hast du doch in deiner Zeit schon erlebt: Multiresistente Erreger in Krankenhäusern, neue Formen der Lungenentzündung, HIV-Übertragung per Tröpfcheninfektion. Unter Missachtung grundlegender Fakten der Evolution habt ihr exzessiv Antibiotika eingesetzt und habt durch diesen künstlichen Auswahlvorgang Bakterien produziert, die gegen Antibiotika resistent waren. Und das ist nur ein kleines Beispiel.«
    Darüber wurde in seiner Zeit schon viel diskutiert, wie sich Tack entsann, aber es schien nur wenig echten Willen zu geben, etwas gegen diese Entwicklung zu unternehmen. Wie konnten Ärzte einem Sterbenden auch die weitere Behandlung mit dem Argument verwehren, die Behandlung würde dadurch später mal unwirksam?
    »Schwache Menschen?«, gab Tack erneut das Stichwort.
    Saphothere starrte ihn an, und die Andeutung eines Lächelns verzog seine Miene. »Kein Begriff, der so richtig auf dich persönlich passt, aber du und andere deines Schlages, ihr wart eine Ausnahme.« Er erläuterte das nicht weiter, sondern fuhr mit den Worten fort: »Die normalen Menschen eures Zeitalters waren extrem verwöhnt durch Medikamente und medizinische Behandlung, und in eurer weichen, schlecht organisierten Gesellschaft gestattete man es den Schwachen und Dummen, sich unterschiedslos fortzupflanzen, ja, man ermunterte sie sogar dazu. Während die Jahrhunderte ins Land gingen, wurde dadurch der menschliche Genpool schwächer, Seuchen hingegen häufiger. Das zweite Dunkle Zeitalter begann mit einem Neurovirus – und für die meisten Menschen war das ein Leiden, das sie sich im Mutterleib zuzogen. Wie die Syphilis fraß es das Gehirn auf und zerstörte seine Opfer in ihren Dreißigern. Diese traurige Epoche dauerte tausend Jahre lang, bis zum Aufstieg der Umbrathan.«
    »Die Umbrathan

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