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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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bemächtigt, und das Fleisch fühlte sich an, als hinge es nur lose an den Knochen. Wie üblich erwies sich der Hunger jedoch als stärker, verglichen mit dem Erholungsbedürfnis. Sie richtete sich auf die Knie auf und sah sich um. Der Sumpf ringsherum war still und wirkte unheimlich, und obwohl die Sonne schien, war die Luft kalt und klamm.
    »Wo und zu welcher Zeit bin ich denn jetzt, verdammt?«, fragte sie mit rauer Stimme. »Und warum habe ich mir vor der Verschiebung nicht etwas zu essen geschnappt?«
    Falls du dir die Zeit dazu genommen hättest, dann vermute ich, hättest du eine Operation am offenen Herzen erlebt, ohne dabei den Vorteil einer Narkose zu genießen. Was die Frage nach der Epoche angeht: Ich vermute, dass jeder deiner Sprünge ein Vielfaches des vorherigen Sprunges umfasst, sodass du wahrscheinlich mehr als tausend Jahre vor der Zeit gelandet bist, als Claudius den Kanal überquerte, um die antiken Britannier niederzumetzeln.
    Inzwischen war ihr klar, dass es keine Rückfahrt in die Zukunft geben würde. Als sie diesmal eine Empfindung wie von einer enormen Beschleunigung erlebt hatte, konnte sie irgendwie die Richtung erspüren, die sie nehmen müsste, um wieder in die Zukunft zu reisen. Tief in sich hatte sie gewusst, dass die Schuppe sie auch in diese Richtung tragen konnte, aber jeder Versuch, sich in diese Richtung zu verschieben, war vereitelt worden – wie bei einem Schwimmer, der gegen Wellengang ankämpfte.
    Als Polly endlich die Kraft aufbrachte, um auf die Beine zu kommen, erschrak sie über eine Übelkeit erregende Schaukelbewegung. Endlich wurde ihr klar, dass sie auf einer Schilfmatte stand, die eine kleine Insel umringte. Während sie zum Inneren der Insel ging, um auf festen Grund zu gelangen, blickte sie von einer Seite zur anderen und entdeckte dabei nichts anderes als eine Wasserfläche, die von weiteren Inseln gesprenkelt war. Als sie an dem Wasser leckte, das in den Ärmel des Überziehers gesickert war, schmeckte sie Salz, sodass es den Anschein hatte, als gäbe es hier nicht nur keinerlei Aussicht auf Speisen, sondern auch nichts zu trinken.
    »Ich frage mich, ob ich mich von diesem Ding befreien könnte«, sagte sie und fuhr mit der Hand über die Schuppe, die sich inzwischen völlig glatt anfühlte.
    Warum? Möchtest du hier bleiben?
    Das Mindeste, was sie sich wünschte, war die Rückkehr in ihre eigene Zeit und Zugriff auf zivilisierten Komfort, aber sie wollte dabei einen so klaren Kopf behalten, wie sie jetzt hatte. Und ihr Ehrgeiz ging über dieses Minimalziel hinaus: Sie wollte auch die Vorteile behalten, die sie aus der ›Muse Nandru‹ bezog, und die Schuppe weiter benutzen, damit sie sich genau aussuchen konnte, welche Zeit sie jeweils ansteuerte.
    »Irgendwie muss ich lernen, sie zu steuern«, brummte sie.
    Unwahrscheinlich. Die Überwachung deiner Blutzuckerwerte bestätigt, dass sie eine Art Parasit ist und du für sie im Grund, nur eine Energiequelle darstellst, die ihre Zeitsprünge versorgt. Deshalb bist du auch jedes Mal so hungrig – sie verbrennt jede verfügbare Ressource deines Körpers. Auf der Habenseite steht natürlich, dass du nie Übergrößen benötigen wirst …
    »Ach Scheiße, wie witzig!«
    Ah-hah, da kommen die Eingeborenen!
    Mit einem Blick aus Pollys Augen hatte Nandru ihn zuerst entdeckt; auf einem der Salzwasserwege kam ein lederbespanntes Boot in Sicht. Als es näher heran war, stellte Polly fest, dass der Mann in dem Boot klein und untersetzt war und dunkles, öliges Haar und einen knorrigen Körper hatte. Er trug eine Art Hose aus Fellen, ein ärmelloses Hemd aus struppigem Pelz und ein Muschelhalsband. Als der Mann Polly erblickte, hörte er sofort auf zu paddeln und packte einen Speer mit langer Spitze, die aus einem Sägemesser von einem Knochen bestand. Polly starrte ihn an und fragte sich, ob sie womöglich in der Steinzeit war. Sie hatte einmal einen entsprechenden Eintrag auf einer Lexikondisk gefunden, den die Vorbesitzer im Apartment-PC zurückgelassen hatten. Polly hatte die Disk eine Zeit lang studiert, ehe ihr langweilig wurde und sie sie als Untersetzer benutzte.
    »Die Steinzeit?«, fragte sie.
    Wahrscheinlich, also sei vorsichtig! Dieser Bursche hat sicher noch nichts von der Emanzipation der Frau gehört.
    Sie sah, wie der Eindringling den Speer weglegte, dabei jedoch weiter ein Gesicht machte, das von grenzenlosem Misstrauen kündete, wie er dann das Paddel zur Hand nahm und näher heranfuhr. Polly fragte

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