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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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hingen. Endlich waren sie mitten dazwischen und landeten auf einer Plattform, die an eine merkwürdige Verschmelzung einer riesigen Austernschale mit einem Hubschrauberlandeplatz erinnerte.
    Saphothere zog die Hände aus den Augen des Mantisals und sagte: »Erinnerst du dich an die Maske in deinem Rucksack? Du wirst sie brauchen, um den Eingang zu erreichen, da wir uns hier oben im Vakuum befinden.« Er deutete auf eine ovale Tür an der Verbindungsstelle der Landeplattform mit dem Hauptgebäude. »Du wirst allerdings rennen müssen.«
    Tack öffnete den Rucksack und holte die Maske hervor. Als Saphothere ihm ursprünglich erklärt hatte, wie sie funktionierte, hatte Tack gehofft, er würde sie nie benutzen müssen. Sie wirkte organisch, wie das abgeschnittene Gesicht einer riesigen grünen Grille, und die Innenseite glänzte feucht. Als er sich die Maske aufs Gesicht setzte, umfloss das weiche Innere seine Züge und verschmolz damit. Einen Augenblick lang konnte er nichts sehen; dann schaltete sich ein Monitor ein, der am unteren Rand von komplementären Displays gesäumt war. Das Atmen war nur einen Hauch anstrengender als sonst. Anscheinend speicherte die Maske reinen Sauerstoff – den sie aus der Umgebung aufgesaugt hatte – und gab ihn frei, sobald jemand sie aufsetzte.
    »Jetzt mach schon!«, drängte ihn Saphothere, der sich die eigene Maske aufsetzte und hinaussprang. Tack folgte ihm und lief auf die Tür zu. Anfänglich hatte er das Gefühl, seine Haut wäre gefroren, dann brannte sie auf einmal. Er sah Dampf von seiner Kleidung aufsteigen und sich zerstreuen. Saphothere, der neben ihm hertrabte, schien in dieser Umgebung völlig entspannt. Als sie vor der ovalen Tür eintrafen, warf Tack einen Blick zurück und sah das Mantisal zur Seite des Landeplatzes hinüberschweben, wo schon andere seiner Art versammelt waren. Saphothere packte den vorstehenden Türgriff, zog die Tür auf und betrat als Erster eine Luftschleuse von der Form einer abgeflachten Kugel. Sobald die Tür geschlossen war, spritzte Luft in die Schleuse, und schon einen Augenblick später konnten die Männer ihre Masken absetzen.
    »Was jetzt?«, fragte Tack.
    Saphothere ging nun voraus durch die nächste Tür und damit in ein Chaos aus Klang und Farbe. Tack konnte das kaum alles verdauen: eine Riesenhalle mit Behausungen in allen Formen und Größen, aufgehängt in glänzenden rechtwinkligen Gerüsten; Gärten und Parks, manche davon senkrecht stehend; Laufwege, die sich wie Bänder durch die Luft zogen; Verkehrsmittel jeder Art, die überall herumsausten; und überall Heliothan, Tausende und Abertausende von ihnen. Tack blickte zu Saphothere hinüber und sah, dass der Mann gerade seinen Taschencomputer bediente.
    »Du bist zu langsam und zu schwach und würdest hier drin …«, Saphothere deutete auf das Chaos ringsherum, »… innerhalb von Minuten ums Leben kommen, wahrscheinlich durch einen Unfall. Noch ist das nichts für dich.« Mit diesen Worten drückte Saphothere irgendein Steuerungselement an seinem Computer. Tack erlebte das nur allzu vertraute Gefühl, wie die Neuprogrammierungsleitung ansprang. Alles wurde grau um ihn, und als Letztes spürte er, wie Saphothere ihn auffing, als er stürzte.
    Regen hämmerte wie ein herabstürzendes Meer auf sie, und Polly rutschte im Schlamm aus und fiel auf die Nase. Die Nasenlöcher füllten sich mit dem Gestank verfaulender Vegetation, und in der Dunkelheit hörte sie allerlei Dinge rufen und schreien.
    »Ja, ich weiß – hier sollte man sich lieber nicht herumtreiben«, sagte sie. Dann wünschte sie sich schon, sie hätte nichts gesagt, denn die Tierlaute verstummten.
    Sie stemmte sich hoch, blickte sich in der Dunkelheit um und sah riesige Bäume hinter dem Vorhang aus Regen aufragen.
    »Hast du nichts zu sagen?«, wandte sie sich nervös an Nandru, erschrocken von der Vorstellung, womöglich wirklich allein zu sein.
    Oh, zu sagen habe ich immer etwas. Zurzeit jedoch versuche ich, mit Hilfe eines der militärischen Logistikprogramme von Muse deine Zeitbeschleunigung zu errechnen.
    »Kannst du dann vorhersagen, in welcher Epoche ich als Nächstes lande?«, fragte Polly lautlos, überzeugt davon, bedrohliche Bewegungen da draußen zu spüren.
    Na ja, ich habe einige Zeitangaben zur Verfügung, mit denen ich arbeiten kann … innerhalb vager Grenzen. Bislang hat es den Anschein, als erfolgte deine Beschleunigung exponentiell, obwohl der genaue Exponent nur schwer zu bestimmen ist. Mit

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