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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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retten. Wenigstens du, als Erstgeborener, solltest die Möglichkeit zur Flucht haben.«
    Endlich ließ Basrar von Simon ab. Er blickte ihm lange ins Gesicht, dann setzte er sich neben Simon auf den Boden des zerstörten Hauses.
    »Woher weißt du das alles?«
    Simon setzte sich auf. »Glaub mir, ich weiß noch viel mehr von dir.« Er zeigte auf Moon und Salomon, die schweigend die Szene beobachteten. »Wir alle kennen dich vielleicht besser als du dich selbst. Doch das alles kann ich dir jetzt nicht erklären. Ich habe nur eine Bitte: Verlass diesen Menschen und gehe zurück zu deiner Familie!«
    In Basrar arbeitete es. Es war ihm anzusehen, dass er nicht verstehen konnte, was hier um ihn herum vorging. »Aber ich möchte mit ihm gehen«, stieß er zu Simons Überraschung hervor.
    »Nein!«, schaltete sich jetzt Moon ein und sah Basrar eindringlich an. »Das willst du nicht. Es ist sein Zauber, der dich das glauben lässt. Dieser Mensch weiß mit schwarzer Magie umzugehen. Er hat einen Zauber um dich gelegt, damit du ihm folgst. Du musst dagegen ankämpfen.«
    »Ankämpfen?«
    »Geh zurück zu deiner Familie. Wende dem Schattengreifer den Rücken zu.«
    Basrar zögerte, ließ Simon aber frei.
    »Geh jetzt!«, forderte Salomon seinen Freund auf, der nichts von der Gefahr ahnte. »Je länger du wartest, desto stärker wird seine Macht über dich. Geh!«
    »Aber wo soll ich denn hin?«, fragte Basrar hilflos. »Diese Stadt wird untergehen. Du siehst es doch selbst. Die Römer haben den Tempel beinahe erreicht. Sie haben die ganze Stadt für sich eingenommen. Wo soll ich denn hin mit meiner Familie?«
    Simon stockte. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Ihm war nur wichtig gewesen, Basrar vor dem Schattengreifer zu retten. Doch in welch gefährliche Lage brachte er ihn damit! Was konnte Basrar denn schon erwarten, hier, in dieser Stadt? Schickte Simon ihn nicht in den sicheren Tod?
    Da fielen ihm die Worte des Zenturios wieder ein, die er auf dem Deck des Seelensammlers gesagt hatte: »Wer es bis heute Nacht nicht aus der Stadt schafft, der wird die Faust des römischen Imperiums zu spüren bekommen. Und es wird das Letzte sein, was er zu spüren bekommt!«
    »Du musst aus der Stadt flüchten, Basrar«, sagte Simon schnell. »Du musst deine Familie von hier fortbringen. Die Römer werden jeden, der morgen …«
    »Die Römer?« In Basrars Augen flackerte sofort wieder Misstrauen auf. »Woher weißt du von den Plänen der Römer? Bist du etwa doch ein Überläufer?«
    Simon war allmählich dem Verzweifeln nahe. »Sieh mir in die Augen«, forderte er seinen Freund auf. »Sieh hinein und sag mir, was du siehst. Ich stehe hier als Freund vor dir. Und auch wenn dir alles unglaublich vorkommen muss, was ich dir erzähle,so bin ich doch die einzige Hoffnung, die du hast. Hör auf mich: Geh zurück zu deiner Familie!«
    Lange blickte Basrar Simon an. Dann wandte er sich Moon und Salomon zu. Schließlich kehrte er um und ging durch die Trümmer aus der Ruine heraus.
    »Wo willst du hin?«, riefen ihm Simon und die anderen beiden hinterher.
    »Ich folge meinem Schicksal«, war die knappe Antwort, und mit Schrecken sahen die drei, wie Basrar sich auf der Straße nach rechts wandte: Er ging zurück, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Zum Stadttor hin, dem Schattengreifer direkt entgegen.
    Völlig erschöpft traten nun auch Simon, Moon und Salomon aus der Ruine.
    »Wenigstens haben wir es versucht«, sagte Moon. Aber auch er wirkte niedergeschlagen und Salomon fügte bitter hinzu: »Der Zauber des Schattengreifers ist zu mächtig. Dagegen sind wir machtlos. Alles war umsonst. Wir sollten auf das Schiff zurückkehren.«
    Entmutigt nahmen sie den Weg, den Basrar gegangen war. Sie bogen um die Ecke und sahen den Schattengreifer: Lachend stand er am Stadttor und blickte Basrar an, der ihm entgegenkam.
    Simon hätte aufschreien können vor Wut, und er spürte, dass es seinen beiden Freunden ebenso erging.
    Doch plötzlich bog Basrar an der nächste Straßenecke ab und entfernte sich von dem überraschten Schattengreifer.
    Dieser begriff sofort.
    Er machte keinen Versuch, Basrar zurückzugewinnen. Er hatte verstanden, dass er besiegt worden war, und warf Simonund seinen Freunden noch einen letzten, so finsteren Blick zu, dass es ihnen vor Schreck kalt den Rücken herunterlief. Dann ging er langsam durch das Stadttor hindurch. Eine Krähe, die bisher geduldig auf den Resten einer Säule gesessen hatte, folgte ihm und ließ sich

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