Die Zeitreisenden in Callahans Saloon
Entscheidung wie Mr. Telasco treffen, nur wird sie dadurch erschwert, daß sie unter Umständen meine gesamte Rasse berühren könnte. Die Anwesenheit von Mr. Finn, der genauso nichtmenschlich ist wie ich, kompliziert die Angelegenheit zusätzlich – obwohl er infolge seines Ur
sprungs vermutlich besser imstande sein wird, sich
in meine Lage zu versetzen.«
Er wandte sich an Finn. »Im Weltraum ist Platz für viele Standpunkte, Finn. Sie sehen aus wie ein Reisender, der über weitreichendere Erfahrungen verfügt als diese kurzlebigen Wesen. Werden Sie versuchen, mich zu verstehen?«
Finn sah ihm in die Augen. »Ich werde zuhören.«
Raksha war offenbar mit dieser Antwort nicht ganz zufrieden, aber er nickte und drehte sich zu uns um. »Wollen Sie – Sie alle – schwören, daß kein Wort von dem, was ich Ihnen nun mitteilen werde, den übrigen Krundai zur Kenntnis kommt? Es würde schon genügen, daß Sie mit anderen Menschen darüber sprechen, damit meine Landsleute davon erfahren.«
Diesmal mußten wir uns nicht erst am Tisch umsehen. »Jeder in dieser Runde kann schweigen wie das Grab«, stellte Callahan schlicht fest. »Schießen Sie los.«
Der grüne, behaarte Außerirdische musterte uns noch einmal der Reihe nach, wobei er bei Callahan anfing und bei ihm wieder aufhörte. Als er mir in die Augen sah, bemerkte ich zum ersten Mal die schwach leuchtenden, halbkreisförmigen Linien in seinen Augen – das gleiche Phänomen kann man beobachten, wenn man Kaffee in eine dunkle Tasse gießt. Sie verschoben sich anders als die Flecken in menschlichen Augen, denn sie waren nicht von der Bewegung des Augapfels abhängig. Irgendwie irritierten sie mich weit mehr als das Fell und die spitzen Ohren.
Dann entschloß er sich zu beginnen.
»Ja, Gentlemen, Sie haben recht. Ganz gleich, welche Folgen sich daraus ergeben, ich muß sprechen. Wenn mir jemand helfen kann, dann sind Sie es. Wenn Sie es nicht können, dann sei mir Brut gnädig.«
Ich griff mir ein Glas und leerte es zur Hälfte, bevor Bill und Sam es mir entrissen.
»Zunächst muß ich Sie mit ein paar wesentlichen Fakten über mein Volk vertraut machen«, fuhr der Fremde fort.
»Erstens leben wir viel, viel länger als die Menschen. Der Durchschnitts-Krundai feiert seinen dreitausendsten Geburtstag, bevor er in den Großen Beutel zurückkehrt, und einige von uns haben sogar fünf oder sechs Jahrhunderte länger gelebt. Ich bin über achthundert Jahre alt und der jüngste Krundai auf Ihrer Welt, denn ich wurde hier geboren.«
»Das erklärt, wieso Sie unsere Sprache so gut beherrschen«, unterbrach ich ihn.
»Vier meiner Vorfahren waren an ihrer Erschaffung beteiligt«, bemerkte Raksha trocken.
Daraufhin hielt ich den Mund.
»Zweitens sind wir für Ihre Begriffe, wie Sie sich wohl denken können, ein sehr geduldiges Volk. Selbst unter Berücksichtigung unserer jeweiligen Lebenserwartung bewegen wir uns wesentlich weniger hastig als Sie, und wenn wir Projekte planen, überlegen wir, wie viele Generationen erforderlich sein werden, um sie durchzuführen. Gemäß der Erkenntnisse des Brutmeisters ist für uns der Fortbestand unserer Rasse wichtiger als der des einzelnen Individuums.
Drittens ist uns heftiger Widerwille gegen Töten oder jede Form von Gewalttätigkeit angeboren.«
Das beruhigte mich wieder ein wenig, obwohl ich eigentlich nicht wirklich Angst hatte, solange Finn sich in meiner Nähe befand. Der Kerl war vielleicht fähig, sich mit unserem Planeten eine Zigarre anzuzünden, wenn er dazu Lust hatte. Aber wenn die Krundai uns etwas antun wollten, hätten sie es bestimmt schon vor Jahrhunderten getan.
»Allerdings ist uns klar«, fuhr Raksha fort, »daß es diese Dinge geben muß; es ist eine der wichtigsten Grundlagen des Universums, daß das Leben nur bestehen kann, indem es anderes Leben ißt. Die Kosten für das Essen entstehen zum großen Teil aus dem Widerstand, den das zweite Leben dagegen leistet, daß es gegessen wird. Die Roastbeef-Sandwiches zum Beispiel, die Sie für Ihre Freunde bereitgestellt haben, Mr. Callahan, (übrigens sind sie die dicksten, die ich je in einer Kneipe gesehen habe), sind derzeit sehr teuer, weil der Apparat, der sie uns liefert, so groß und so schwerfällig ist.
Stellen Sie sich vor, daß Sie die Kuh dazu bringen könnten, hierher zu kommen und entgegenkommenderweise neben Ihrem Hackstock tot umzufallen.
Dennoch gibt es überall Leute, die es vorziehen, nicht selbst zu schlachten. Kein Krundai wird es
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