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Die Zeitreisenden in Callahans Saloon

Titel: Die Zeitreisenden in Callahans Saloon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spider Robinson
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Fleischwolf gedreht wird wie ich. Doch ich tue es nicht aus Schuldbewußtsein, sondern weil es mir ein Bedürfnis ist.« Er sah Callahan an. »Ich habe meine Absolution schon hier bekommen.«
    Callahan leerte sein Glas und schlug ihm auf die Schulter. »Gut gesprochen, Tony«, und wir hoben unsere Gläser und prosteten ihm zu. Als wir fertig waren, explodierte der Kamin vor Geschossen.
    »Sobald ich sein Schäferkostüm sah«, sagte der Doc, »habe ich gewußt, daß er ein Veterinär ist.« Allgemeines Stöhnen folgte auf diese Feststellung, aber die Spannung löste sich.
    Bevor ich meinen Senf dazugeben konnte, packte Mickey Finn Callahan so fest an der Schulter, daß dieser zusammenzuckte – etwas, das niemand anderer geschafft hätte.
    »Mein Freund Mike«, sagte Finn eindringlich. »Die Person dort drüben im grünen Kostüm – es ist kein Kostüm. Er ist nicht menschlich.«
    Callahan blinzelte, und alle Unterkiefer in meiner Sichtweite klappten herunter. Wenn jemand anderer als Finn diese Bemerkung gemacht hätte – und nicht in Callahans Saloon –, hätten wir ihn für verrückt oder betrunken gehalten.
    »Ich sehe im Infrarotbereich besser als die Menschen«, fuhr Finn hastig fort. »Während ich Ihnen zugehört habe, beobachtete ich die Muster, die die Hitzewellen vom Kamin in der Luft erzeugen ... und dann habe ich bemerkt, daß sie der Mann in Grün auch beobachtet. Ich habe ihn daraufhin gemustert und festgestellt, daß sein Fell und sein Gesicht echt sind. Freunde, er ist ein Außerirdischer.«
    Wir starrten den Grünen an und warteten darauf, daß er die Maske abnahm und ein paar erklärende Worte sprach. Er sah recht menschlich aus – ich meine, er besaß die übliche Anzahl von Armen und Beinen. Erst jetzt fiel mir auf, daß sein Mund etwas zu breit geraten war, und das Fell sah tatsächlich fürchterlich echt aus. Und falls die spitzen, übergroßen Ohren angeklebt waren, konnte ich die betreffende Stelle nicht entdecken.
    Er erwiderte unsere Blicke, stellte sein Glas hin und zuckte die kräftigen Schultern. »Es hat keinen Sinn, es zu leugnen, Gentlemen. Ich bin kein Mensch. Ich bin nämlich heute abend eigens hierhergekommen, um Ihnen zu erzählen, wie unmenschlich ich bin. Was ich bis jetzt gehört habe, hat mich in meinem Entschluß bestärkt, aber ich habe dennoch ... gezögert. Nachdem mich jetzt ein anderer Außerirdischer durchschaut hat, werde ich wohl sprechen müssen. Wollen Sie mir zuhören?«
    Callahan antwortete für uns alle. »Wenn Sie Schwierigkeiten haben, Mister, dann befinden Sie sich hier genau am richtigen Ort. Reden Sie.«
    Der grüne Außerirdische nickte. Seine Augen blickten zutiefst unglücklich.
    »Ich heiße Brutsieben-Unter-Zwei-Raksha, soweit man es in Ihre Sprache übersetzen kann. Ich bin ... na ja, diesen Beruf gibt es hier eigentlich nicht, aber meine Arbeit spielt in die Soziologie, Psychologie, Strategie und Land- und Forstwirtschaft hinein. Mein Volk heißt Krundai, und mein Heimatplanet Krundar ist so weit von der Erde entfernt, daß Ihre Instrumente seine Sonne bis jetzt noch nicht entdeckt haben. Es gibt über zwei Dutzend Krundai auf Ihrem Planeten, und dieses Team befindet sich seit über zweitausend Jahren hier ... ich bin sein letztes Mitglied.« Er schwieg unsicher.
    »Was tun Sie eigentlich so bei uns?« erkundigte sich Callahan.
    »Genau das wollte ich Ihnen heute erzählen«, meinte der Fremde zögernd. »Es ... es fällt mir nicht leicht. Ich habe beinahe dreißig Jahre gebraucht, um meine Erkenntnisse zu formulieren und jemanden zu finden, dem ich sie mitteilen kann. Fünfzehn Jahre genügten, um zu erkennen, daß meine Krundai-Kollegen als Vertrauenspersonen nicht in Frage kommen; weitere zehn Jahre überlegte ich, ob ich mein Herz wirklich einem Menschen gegenüber ausschütten kann. Da ich keine Antwort auf diese Frage fand, verbrachte ich die letzten fünf Jahre damit, Menschen zu suchen, denen ich mich anvertrauen könnte. Ich fand auf Ihrem Planeten insgesamt nur zwei- oder dreitausend Personen, die mich vielleicht verstehen und mir helfen könnten, und fünfunddreißig von ihnen sind jetzt in diesem Raum anwesend. Alle Personen an diesem Tisch gehören zu ihnen.«
    Wir sahen einander an und fragten uns, ob wir wirklich etwas Besonderes oder nur alle gleich verrückt waren. Ich kam mir bestimmt nicht wie etwas Besonderes vor.
    »Ich habe das Problem eigentlich noch immer nicht gelöst«, fuhr Raksha fort. »Ich muß eine sehr ähnliche

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