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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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tun«, versprach Gustavus. Erneut senkte er den Kopf und nahm dann das Bündel in beide Hände. »Und nun wünsche ich Euch einen guten Abend.« Nach diesen Worten sauste er geradezu auf die Tür zu.
    »Gute Nacht«, rief Mina ihm hinterher.
    Kurze Zeit später, als die Fensterläden ein weiteres Mal am Ende des Tages geschlossen wurden, erzählte sie Etzel von der Begegnung mit dem jungen Alchemisten.
    »Es ist gut gewesen, dass du ihm den Kaffeesatz gegeben hast«, sagte er. »Es hat nichts gekostet, ihn glücklich zu machen. Wir alle sollten so etwas häufiger machen, glaube ich.«
    »Glücklich?«, entgegnete Mina. »Er war völlig begeistert. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als ich ihm das Bündel gegeben habe. Ich habe es nicht übers Herz bringen können, ihm zu erzählen, dass wir für gewöhnlich den Kaffeesatz wegwerfen.«
    »Eine gute Tat erzeugt weitere gute Taten«, erklärte Engelbert. »Daraus wird Gutes entstehen.«
    Und er sollte recht behalten. Am nächsten Tag bekam Wilhelmina kurz vor Geschäftsschluss eine Botschaft von dem jungen Alchemisten.
    Das Schreiben wurde von einem livrierten Diener des Hofes abgegeben, der ihnen mitteilte: »Ich wurde angewiesen, auf eine Antwort zu warten.«
    Wilhelmina nahm die Botschaft entgegen - ein kleines Quadrat aus Pergament, mit einem roten Band zusammengebunden und mit Wachs versiegelt.
    »Ich frage mich, was das sein kann«, meinte sie, drehte das Viereck in ihren Händen und studierte sorgfältig das Siegel.
    »Öffne es, und du wirst es herausfinden!«, drängte sie Engelbert, dessen Augen fröhlich strahlten.
    Sie brach das Siegel auf, faltete das dicke Pergament auseinander und überflog den mit der Hand geschriebenen Text. »Ich kann die Schrift nicht entziffern«, sagte sie und reichte es Etzel. »Lies du es.«
    Der große Mann ergriff das Pergament und hielt es sich nah vor das Gesicht. Dann begann er laut zu lesen, hielt jedoch bald inne, um auszurufen: »Es ist vom kaiserlichen Audienzmeister!« Er starrte auf das Pergament, und seine Augen wurden immer größer. »Hast du verstanden? Wir sind für den morgigen Tag zum Palast zitiert worden - zum Ersten Oberalchemisten des Kaisers, um seinen Dank zu empfangen. Uns wird eine Ehre gewährt.«
    Mina drückte ihre Verwunderung über die Vorladung aus und fragte: »Was für eine Art von Ehre?«
    Etzel las erneut das Blatt, diesmal sehr sorgfältig. »Das steht hier nicht.« Er blickte zum wartenden Boten, dann zu Mina. »Was sollen wir ihnen antworten?«
    »Sag ihnen natürlich, dass wir erfreut sind, ihnen aufzuwarten«, erwiderte sie.
    Etzel gab diese Antwort an den Boten weiter, der eine kleine Verbeugung ausführte und ihnen mitteilte, dass eine Kutsche sie abholen werde. Zudem sollten sie sich angemessen kleiden, denn sie könnten davon ausgehen, dass sie mit dem Gefolge des Kaisers dinieren würden.
    »Das ist wegen deines Geschenks«, sagte Etzel, als der Bote gegangen war. »Du hast Freunde am Hofe gewonnen - hochgestellte Freunde.«
    »Glaubst du das wirklich?«, fragte Mina, die sich geschmeichelt fühlte und zugleich auch beeindruckt war.
    »Ungelogen«, erwiderte er ernst. »Was sonst kann diese Einladung bedeuten?«

SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL

    B is zum Sonnenaufgang würde es immer noch eine ganze Weile dauern, doch Burleigh konnte spüren, wie die nächtliche Kühle dahinschwand und die Hitze des Tages aufzusteigen begann - als ob irgendwo jenseits des Horizonts ein Ofen angezündet worden wäre und nun geschürt würde. Wieder einmal würde es eine Affenhitze geben, was kein Wunder hier wäre; immerhin hatte er sich, so gut er konnte, darauf vorbereitet und war entschlossen, den Tag zu genießen. Er hatte einen Anzug aus kamelfarbenem Leinen erworben, der locker herabhing, und vervollständigt wurde seine Bekleidung durch einen Tropenhelm sowie eine Kufiya, ein in der arabischen Welt von Männern getragenes Kopftuch, mit dem er seinen Nacken vor der Sonne schützte.
    Nun saß er im Fond von Lord Carnarvons Reisewagen, der nach dessen Wünschen angefertigt worden war. Das Automobil fuhr eine unmarkierte Piste entlang und wurde dabei kräftig durchgeschüttelt. Während Burleigh die bleichen, ausgedörrten Hügel beobachtete, die an seinem offenen Fenster vorüberzogen, fragte er sich, was der Tag wohl bringen würde. Gewiss war sein Gastgeber in einer außergewöhnlichen Hochstimmung.
    Der Ort des Grabmals wurde als ein Geheimnis bewahrt, über den man sich ausschwieg. Obwohl

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