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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Mackenzies kleiner Bruder, der Schlingel, der sich ständig in Schwierigkeiten brachte und sich fast immer mit einem Lächeln und einem zerknirschten Achselzucken aus der Affäre zog. Er hatte die Stadt verlassen. Natürlich bloß vorübergehend, so Ambers Behauptung, um zu arbeiten.
    Sam quittierte solche Äußerungen mit einem schmallippigen Lächeln. Sie und Will erwähnten Lee nur im Flüsterton. Und wenn Rory ins Zimmer kam, wechselten sie sofort das Thema. Ihr Dad mit einem verstohlenen Ausdruck, ihre Mom mit einem verlegenen, scheuen Lächeln. Allerdings ließ ihre Mom auch nichts über die Familie kommen. Jedem, der Will oder Rory beleidigte, hätte sie am liebsten »den Kopf abgerissen«. Will nannte Sam seine kleine Marderin. Also redete nie mand schlecht über Lee. Niemand benutzte das Wort verlassen.
    Auch Rory glaubte nicht, dass Lee seine Familie verlassen hatte. Schließlich arbeitete er in Mexiko und schickte Amber Geld. Und er schickte Rory Postkarten. Grüße aus Yucatán. Die Postkarten zeigten azurblaues Meer und Dschungel mit alten Steinpyramiden. Sie malte sich aus, wie er in Mayaruinen nach Schätzen grub.
    Nach dem Schneiden der Fleischtomaten holte sie Ketchup und Senf und stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Brownies im Backofen zu begutachten.
    Ihre Mom lächelte und wischte Rory mit dem Daumen einen Fleck von der Wange. »Sieht nach Senf aus, Liebling. Auf dem T-Shirt auch.«
    Rory fuhr sich mit dem Handrücken übers Gesicht und lief in ihr Zimmer, um sich umzuziehen.
    Als sie eintrat, stand Boone vor ihrer Pinnwand. Mit dem Kinn deutete er auf die drangehefteten Postkarten. »Ich hätte dich gern bei mir.«
    Rory ließ sich nicht ablenken. »Was machst du hier?«
    Mit seinem schlitzäugigen Blick fixierte er eine Stelle am Boden neben ihr. »Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung von dir.«
    »Tut mir leid, dass ich dich als einen Sack stinkende Hundescheiße beschimpft habe.«
    »Wann hast du das gemacht?«
    »Gerade eben.«
    Er drehte sich um und schaute sie direkt an.
    Sie deutete zur Tür. »Ich muss mich umziehen. Ver schwinde.« Sie war bereit, ihn hinauszuwerfen. Innerlich bebend und misstrauisch, aber bereit.
    Er wandte sich zur Tür. Doch statt zu gehen, schloss er sie. »Die Entschuldigung, Aurora.«
    »Raus mit dir, Boone.«
    »Sag, dass es dir leidtut.«
    »Gut, es tut mir leid«, antwortete sie. »Und jetzt raus.«
    Er verschränkte die Arme. »Ich glaub dir nicht.«
    Rory griff nach der Klinke, doch sie konnte die Tür nicht öffnen, weil er sich mit seinem vollen Gewicht dagegen lehnte. Wie aus weiter Ferne hörte sie das Lachen von Frauen und Led Zeppelin. Ihr Dad war für die Musik zuständig.
    »Okay, es tut mir wirklich sehr leid, dass ich dich ins Gesicht getreten habe.« Von wegen.
    »Schon mal ein Anfang«, fand er. »Ganz schön frech von dir. Aber du hast dich sowieso bloß getraut, weil Seth dabei war. Schauen wir mal, wie tapfer du bist, wenn dir niemand helfen kann und du mich gar nicht schlagen musst.«
    »Was redest du da?« Sie spürte ein Flattern in der Magengegend.
    »Eine Mutprobe. Tut nicht weh.«
    Das Ganze gefiel ihr nicht. »Boone, verschwinde aus meinem Zimmer.« Sie versuchte, die Tür zu öffnen. Er schob sie zurück, nicht heftig, aber entschieden.
    »Geh weg da, Boone.«
    Er ließ sie nicht vorbei. Dann hob er die Hände, wie um ein Feuer zu löschen. »Schsch, Rory. Ist doch bloß ein Spiel. Mach dir nicht gleich ins Hemd.« Das verschlagene Lächeln war wie weggewischt. »Du hast mich getreten. Dafür küsst du mich jetzt, und es ist wieder gut.«
    Sie spürte ein Prickeln an Armen und Beinen. »Und das ist alles?«
    »Ja.« Er trat näher.
    Sie wollte bloß, dass er sie endlich in Ruhe ließ. »Gut.« Auf den Zehenspitzen stehend, berührte sie ihn mit den Lippen flüchtig an der Stirn.
    Sein Shirt war warm. Er roch nach Schweiß und Spearmint-Kaugummi.
    »Okay?«, fragte sie.
    »Jetzt bin ich dran.«
    Sie wich zurück. »Boone, du hast es versprochen.«
    Er fasste nach dem Saum ihres T-Shirts. »Ist doch nichts dabei.«
    Sofort stieß sie seine Hand weg. »Nein.«
    Er lehnte sich vor und starrte ihr aus nächster Nähe direkt in die Augen. Wieder zog er an ihrem Shirt. Dann schob er die linke Hand darunter und streichelte sie am Bauch.
    »Hör auf, Boone.«
    »Das ist nur fair. Du fasst mich an, ich fass dich an.« Flach und heiß lag seine Hand auf ihrer Haut. »Es tut bestimmt nicht weh. Alle machen das. Alle Leute auf der

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