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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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klopfen.«

27
    Die kühle Brise rüttelte an den Blättern. Rory nahm Petras Arm und führte sie zum Haus. »Hier solltest du nicht bleiben.«
    »Du auch nicht. Kannst du nicht bei deinen Eltern wohnen?«
    Rory schüttelte den Kopf. »Ich will sie da nicht mit reinziehen.«
    Schon bei der bloßen Vorstellung, Mirkovics Handlanger in die Nähe ihrer Eltern zu locken, wurde ihr ganz flau im Magen. Chiba begrüßte sie mit freudigem Bellen, als sie die Tür öffnete. Seth folgte ihnen hinein.
    »Ich fahre übers Wochenende weg«, kündigte Petra an. »Nach Santa Barbara. Könntest du nicht wenigstens in ein Motel ziehen?«
    Rorys Blick wanderte zu Chiba.
    »Du kannst den Hund doch zu deinen Eltern bringen und dich dann verstecken.«
    »Verstecken?« Rory schlug die Tür so heftig zu, dass sie wackelte. »Wie eine Ratte in ihrem Loch, meinst du?« Wütend stapfte sie durch die Küche ins Wohnzimmer. Sie harkte sich mit den Fingern das Haar aus dem Gesicht und blieb schließlich vor dem Kamin stehen.
    Schnell huschte Petra herein und brachte die Keramikfiguren auf dem Sims in Sicherheit. Ihre Gruftikollektion von Hello Kitty. Sie drückte sie an die Brust, außerhalb von Rorys Reichweite.
    »Ich versteck mich nicht, verdammte Scheiße«, knurrte Rory.
    Seth hielt sich im Hintergrund, völlig ruhig. In seinem Gesicht lag ein seltsamer Ausdruck.
    »Was ist?« Sie breitete die Hände aus.
    Er zuckte die Achseln. »Wann hast du den Termin beim Anwalt?«
    Sie schaute auf die Uhr. »In einer Stunde. Warum?«
    »Haben die Richterin und die Polizei gesagt, du darfst das Stadtgebiet nicht verlassen? Oder ging es um den Gerichtsbezirk?«
    Sie merkte, worauf er hinauswollte, und schüttelte den Kopf. »Das klappt nicht. Die Richterin hat sicher nicht gemeint, dass die Geschworenen nach Santa Monica dürfen.«
    »Dann nehme ich das Sofa.«
    »Nein, Seth. Du kannst hier nicht einziehen.«
    »Überleg es dir.«
    In den letzten zwei Jahren hatte sie viel gemacht, aber bestimmt nicht über Seth Colders Bett nachgedacht. Zumindest nicht jede Nacht. Nicht, wenn sie nüchtern und allein war.
    Petra wirkte verlegen. »Am Freitag nach der Schule hau ich ab. Und du solltest wenigstens hier aus dem Haus verschwinden, Rory. Bitte.«
    »Das treibt mich einfach in den Wahnsinn«, antwortete Rory. »Petra, du wohnst hier. Ich explodiere gleich.«
    Bevor sie irgendetwas Zerbrechliches durch die Gegend werfen konnte, nahm Petra eine Schüssel mit Orangen vom Couchtisch und hielt sie Rory hin.
    Rory packte das ganze Ding und pfefferte es an die Wand. Scheppernd stürzte die Schüssel zu Boden, und die Orangen rollten in alle Richtungen.
    »Nicht ganz, was ich mir vorgestellt hatte«, meinte Petra. »Aber schon in Ordnung.«
    Rory wandte sich an Seth. »Was soll ich jetzt tun? Die Namen der Bewaffneten allein bringen nichts. Was sollen wir mit dieser Information anfangen? Was ist der nächste Schritt?«
    »Daran arbeite ich noch.«
    Nervös rieb sich Petra über die Stirn. »Mirkovics Leute haben noch was anderes erwähnt. Dass du anscheinend eine ziemlich verdrehte Auffassung von einem Geschworeneneid hast. Dass du den Lauf der Gerechtigkeit behindern willst und nicht bereit bist, ihnen reinen Wein einzuschenken. Und sie fragen sich, warum du dich bei den anderen Geschworenen einschleimst.«
    »Was meinen sie damit?« Diese Frage hätte sich Rory schenken können, denn sie ahnte es bereits.
    »Sie haben im Gerichtssaal beobachtet, wie du mit den anderen Geschworenen umgehst. Vor allem mit deinen direk ten Nachbarn. Sie haben gedroht, dass sie rausfinden werden, was da los ist. Ihnen ist egal, wer den Mund aufmacht.« Petra wirkte bestürzt. »Entweder du oder jemand anders.«
    Lange stand Rory reglos da und dachte an Frankie Ortega und Helen Ellis. Sie hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen.
    Chiba trottete zu einer Orange, die langsam zur Wand gekullert war, hob sie mit den Zähnen auf und ließ sie Rory vor die Füße fallen. Dann ruhte auch sein Blick auf ihr wie der der anderen.
    D ie Anwaltskanzlei lag im fünfzehnten Stock eines dunklen Glaswolkenkratzers am Santa Monica Boulevard in Century City. Vor dem deckenhohen Fenster erstreckten sich der Los Angeles Country Club und die Santa Monica Mountains mit smaragdgrünen Rasenflächen und millionenteuren Wohnhäusern. Rory, die vor dem Schreibtisch des Anwalts saß, spürte ein Ziehen im Magen. Allein schon dieser Aussicht konnte sie entnehmen, dass der Besuch hier sie eine Stange Geld kosten

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