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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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antwortete Rory. »Wie beurteilen Sie die Sache?«
    »Ich würde Ihnen gern versichern, dass es gar nicht schlecht steht. Zumindest dürfte es nicht so sein.« Kurz schien er über den Prozess nachzusinnen, den er in ihrem Namen wegen falscher Anschuldigungen zu führen hoffte. »Aber wenn die Polizei von Ransom River aufs Ganze geht, stecken Sie bis zum Hals in Schwierigkeiten. Sie kann die Beweise manipulieren und Sie unter fadenscheinigen Vorwänden anklagen. Sie hat die Macht, Ihnen das Leben zur Hölle zu machen.«
    »Ich weiß nicht, ob die Cops das alles wirklich glauben. Vielleicht wollen sie mich nur verunsichern, oder sie brauchen einen Sündenbock.«
    »Wir müssen wohl alle drei Möglichkeiten ins Kalkül ziehen.«
    »Die Polizei, dein Freund und Helfer«, knirschte sie.
    »Wenn die Polizei, die Medien oder jemand anders mit Ihnen reden will, verweisen Sie sie an mich«, erklärte Nussbaum.
    »Was können Sie ausrichten?«
    »Ich kann Ihnen Deckung geben. Und ich kann helfen, wenn Sie verhaftet oder für weitere Verhöre festgenommen werden.«
    »Also gar nichts.«
    Nussbaums Miene wurde melancholisch. »Sie schweigen und ziehen den Kopf ein. Ich wehre die heranfliegenden Geschosse ab.«
    »Viel Glück damit.«

28
    Am frühen Nachmittag war Rory wieder zu Hause. Ein seltsames Gefühl, um zwei Uhr hier zu sein statt in einem geschäftigen Büro, in einer zugigen Lagerhalle voller Dokumente oder in einem alten Range Rover mit einem Rucksack und einem Stapel Flüchtlingsakten. Zwei Uhr bedeutete Wie derholungen von Judge Judy und Werbung für Firmen, die zu einem Zehntel des Werts Goldschmuck ankauften. Zwei Uhr Nachmittag war die Zeit, um Liegengebliebenes zu erledigen.
    Allerdings hatte sie das dumpfe Gefühl, dass sie selbst bald erledigt sein könnte. Ein für alle Mal. Sie kniff sich in den Nasenrücken.
    Dann hörte sie ihre Nachrichten ab. Bislang hatte sie sich um zwanzig Stellen beworben: bei Amnesty International, Human Rights Watch und Kanzleien in New York, Los Angeles, San Francisco und zur Sicherheit sogar in Ransom River. Einen lähmenden Augenblick lang sah sie sich als verbrauchte fünfunddreißigjährige Kassiererin im Bettenpalast – in einem stummen Wettbewerb mit Riss, der sich darum drehte, wer die Dekokissen der Kunden am schnellsten scannte. Beim Blick in ihre E-Mails wurde sie wieder munter. Eine Kanzlei in San Francisco wollte ein Telefongespräch mit ihr führen: die erste Ausscheidungsrunde im Job-Jiu-Jitsu. Trotzdem war es ein Anfang.
    Als es an der Tür klopfte, fuhr sie zusammen wie bei einem Stromschlag. Lautlos huschte sie nach oben und spähte durch das Mansardenfenster. Seths Wagen parkte in der Einfahrt, er selbst stand direkt unter ihr. Sie lief wieder hinunter und ließ ihn ein.
    »Wie war das Treffen mit dem Anwalt?«, fragte er.
    »Eine echte Offenbarung – wenn man gern Galle schluckt.«
    Er wirkte enttäuscht, als hätte er gehofft, dass sie ihn mit offenen Armen begrüßen würde. Doch die Welt hatte sich seit damals weitergedreht.
    »Die bewaffneten Gangster … Ich hab noch mal über sie nachgedacht«, begann er.
    Sie führte ihn in die Küche und setzte frischen Kaffee auf. Dabei vermied sie jeden Blick zum Fernseher, als könnte er von selbst anspringen und sie durch den Bildschirm in eine Episode von Dog, der Kopfgeldjäger hineinsaugen. »Mein Gehirn ist wie weich gegart. Schieß los.«
    »Mir geht da ständig so was durch den Kopf. Für den Überfall gab es nicht nur kein privates Motiv, er sollte auch gar nicht zu einer Belagerung werden.«
    Rory hielt zwei Becher in den Händen. »Worauf willst du hinaus?«
    »Church und Berrigan hatten den Auftrag, vier Geiseln zu nehmen und sie wegzubringen. Aber die Sache ist schiefgelaufen.«
    Sie stellte die Becher ab. »Weil dieser Zuschauer angegriffen hat. Das hat alles durcheinandergebracht und sie aufgehalten.«
    »Sie hatten die Order, reinzugehen und dich mit drei anderen ›zufällig‹ ausgewählten Geiseln rauszuholen. Aber sie haben es vermasselt. Waren nicht schnell genug. Bevor sie mit dir und den anderen abhauen konnten, waren die Cops schon da.«
    »Ja, leuchtet mir ein.«
    »Deswegen mussten sich die beiden drinnen verschanzen. Deswegen bist du am Fenster gelandet. Deswegen haben sie mit lächerlichen Forderungen Zeit vergeudet: Diese Forderungen waren gar nicht vorgesehen.« Er verstummte. »Nur eine Entführung.«
    »Meine Entführung.« Auf einmal hob sich diese Erkenntnis für sie messerscharf

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