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Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Monde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Tarenzi
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Hand: Es war kein Zettel dabei und Baci Perugina waren es auch nicht, sie waren exotischer. Und teurer.
    Wenige Sekunden später signalisierte mir mein Handy eine SMS . Ich zog es aus der Tasche: Auf dem Display war der Name von Alex zu lesen. Ich zählte bis zehn, dann las ich die Nachricht. Da stand tatsächlich » ALLES GUTE ZUM VALENTINSTAG «.
    Irene starrte mich fragend an. Ich hielt ihr das Telefon hin, damit sie den Text lesen konnte; ein breites Lächeln überzog ihr Gesicht.
    Alex kam eine Minute später mit dem Stundenklingeln zur Tür herein, und zwar zusammen in Begleitung von Angela, ihren Freundinnen und zwei weiteren Jungs. Er ging zu seinem Platz und setzte sich, ohne auch nur einmal in meine Richtung zu schauen.
    »Warum macht er das?«, flüsterte ich Irene ganz aufgelöst zu.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Seit Elenas Fest benimmt er sich so komisch.«
    »Habt ihr an dem Abend miteinander geredet?«
    »Wenn ich das nur wüsste …«
    Irene legte in der für sie typischen Geste eine Hand auf die meine. »Wenn er dir das geschickt hat, und ausgerechnet heute, dann will er dir ganz offensichtlich etwas sagen.«
    »Ja, aber warum tut er das dann nicht einfach?! Warum redet eigentlich nie jemand klar und deutlich mit mir? …«
    Meine Freundin seufzte und warf einen Blick in Richtung zweiter Reihe. »Wenn ich raten darf, dann würde ich sagen, dass das mit Angela zu tun hat. Alex weiß, dass du bei ihr und ihren Freundinnen nicht beliebt bist, und vielleicht wollte er nicht, dass sie sehen, wie er dir was zum Valentinstag schenkt.«
    Das erschien mir nicht gerade ein Beweis für großen Mut, aber ich verscheuchte den Gedanken. »Vielleicht ist er ja nur so viel mit Angela zusammen, damit niemand merkt, dass er sich in Wirklichkeit für mich interessiert. So wie die andere Frau, die Dante Alighieri in der Vita Nuova vorschiebt, um seine Liebe zu Beatrice zu verbergen.« Ich lachte, ein wenig bemüht, aber Irene verstand, dass ich die Dinge nur etwas leichter zu nehmen suchte, und so lachte sie mit, bis unser Geschichtslehrer uns zur Ruhe mahnte.
    Die beiden letzten Stunden waren die reinste Folter für mich. Wie sollte ich mich Alex gegenüber verhalten? Was sollte ich tun? Auf die SMS antworten? Ihn anrufen? Ihm selber etwas schicken? Verdammt, ich hatte keine Ahnung von Jungs! …
    Eine SMS ? Nein, zu kühl. Ein Anruf? Um was zu sagen? Vielleicht, wenn wir unter vier Augen reden könnten, ganz direkt … Klar: Beim letzten Versuch war ich geflüchtet, während er meine Anwesenheit nicht mal bemerkt hatte.
    Ich presste die Lippen aufeinander. Noch gestern Abend hatte ich es ganz allein mit vier seltsamen Wesen aufgenommen, die wenig Menschliches an sich hatten, und es war mir sogar gelungen, sie in die Flucht zu schlagen: Und jetzt fehlte mir der Mut, einen Jungen anzuquatschen, um ihn um eine Erklärung für sein Verhalten zu bitten?
    Der Gedanke zog eine Flut von weiteren Überlegungen nach sich, die ich eigentlich den ganzen Vormittag aus meinem Kopf verbannt hatte. Jetzt fiel mir unweigerlich wieder ein, dass ich nach der Schule etwas sehr Wichtiges vorhatte.
    Ich fluchte vor mich hin: Wenn ich Alex persönlich sprechen wollte, dann wäre unmittelbar nach Schulschluss die beste Gelegenheit dazu. Und wenn ich das heute nicht tat, würde ich ihn bis Montag nicht sehen, und er würde denken, dass ich ihm nichts zu sagen hatte, oder noch schlimmer, dass sein Geschenk mir lästig war und keine Freude … Ich könnte per SMS ein Treffen vorschlagen, heute Nachmittag oder auch erst am Sonntag? Nein, nein, verdammt, ich hatte ja Hausarrest!
    Es klingelte, bevor ich mich zu einer Entscheidung durchgerungen hatte.
    »Irene, wenn ich dir eine Frage stelle, gibst du mir dann eine ehrliche Antwort?«
    Sie sah mich verdutzt an. »Selbstverständlich.«
    »Bevor ich nach Hause gehe, muss ich noch was erledigen. Es ist wichtig, auch wenn es vielleicht nichts bringt. Wenn ich das jetzt nicht mache, muss ich damit bis Montag warten: Meine Mutter ist zu Hause und wartet auf mich, und wenn ich mit mehr als zehn Minuten Verspätung heimkomme, reißt sie mir den Kopf ab. Allerdings kann ich auch nur jetzt mit Alex reden, aus genau demselben Grund. Ich kann also nur das eine oder das andere tun, für beides habe ich keine Zeit. Was soll ich machen?«
    Sie zögerte keine Sekunde. »Du gehst und erledigst deine wichtige Sache.«
    »Aber …«
    »Kein aber.« Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen. »Die Jungs werden zahmer,

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