Die Zweierbeziehung
werden muss, desto extremer fällt der gegenläufige Kompensationsversuch im (ehelichen) Verhalten aus.
Die interindividuelle Balance Balance, intraindividuell, interindividuell
Neben der intraindividuellen Balance, der Bestimmung des ehelichen Verhaltens eines Individuums durch seine innere Dynamik, gibt es eine interindividuelle Balance, d.h. eine Bestimmung des ehelichen Verhaltens durch die Wechselwirkung der Partner.
Interindividuell wird das Verhalten des Einzelnen von der Paardynamik umso ausgeprägter bestimmt, je stärker:
das Paar ein in sich geschlossenes System bildet und
das Paar unter inneren oder äußeren Stress gerät und dabei sozial funktionsfähig und selbsttragend bleiben will.
Vorläufig möchte ich die Paardynamik unter der Annahme betrachten, dass diese zwei Bedingungen erfüllt sind.
Die Bestimmung des Verhaltens des Einzelnen durch das Verhalten der anderen findet sich übrigens nicht nur in der Ehe, sondern in jeder Gruppe, am ausgeprägtesten in institutionalisierten Gruppen, bei denen gewisse Rollenerwartungen das Verhalten der Funktionsträger weitgehend festlegen. Die Gruppe bildet ein Ganzes, in dem die Verhaltensweisen der Einzelnen aufeinander abgestimmt und voneinander abhängig sind.
Wenn wir das Paar als ein in sich geschlossenes System betrachten, ist das Verhalten des einen immer nur so weit möglich, wie es das Verhalten des anderen zulässt. A kann intradyadisch («innerpaarlich») nur so viel geben, wie B von ihm nimmt, und B kann nur so viel nehmen, wie A gibt. Die Summe des Gegebenen ist gleich der Summe des Bekommenen. Oder A kann in der Dyade nur so weit führen, wie B ihm folgt. B kann sich nur so weit führen lassen, wie A zu führen bereit ist. Die Summe der Führungsakte ist gleich der Summe der Gehorsamsakte. Oder A kann in der Dyade nur so weit mütterlich pflegen, wie B sich pflegen lassen will. B kann nur so viel Pflege erhalten, wie A zu pflegen bereit ist.
In der Regel gilt in Wechselwirkung: je aktiver der eine, desto passiver der andere; je selbstbezogener der eine, desto altruistischer der andere; je führender der eine, desto gefügiger der andere; je «männlicher» der eine, desto «weiblicher» der andere; je haltloser und nachlässiger der eine, desto kontrollierender der andere; je depressiver der eine, desto strammer der andere; je sanftmütiger der eine, desto bissiger der andere usw. Das Paar bildet das übergeordnete Ganze, das funktionsfähig gehalten werden muss. Der eine kann das Komplementärverhalten des anderen dadurch erzwingen, dass er dem Partner die Verantwortung für das soziale Genügen des Paares zuschiebt. Das Paar dekompensiert, wenn die Partner sich in Passivität, Triebhaftigkeit, Nachlässigkeit, Verschwendung, Depression usw. überbieten. Das Paarleben ist aber auch unerfreulich, wenn beide sich in betriebsamem Aktivismus, Ausüben von Kontrollfunktionen und Führungsverhalten hochtreiben. A kann intradyadisch nicht mütterlich pflegen, wenn B auch pflegen will. A kann am besten pflegen, wenn B gepflegt werden will. A kann nicht führen, wenn B auch führen will. A kann am besten führen, wenn B geführt werden will.
Innerhalb des Paares wirkt ein ausgleichender Regulationsmechanismus, der die Aktionen der Partner dyadisch aufeinander abstimmt und einseitige Abweichungen ausbalanciert. Unterfunktionieren des einen bewirkt bezüglich derselben Größe ein Überfunktionieren des anderen, und Überfunktionieren des einen bewirkt Unterfunktionieren des anderen.
Dies gilt zumindest der Tendenz nach. Es gibt tendenzmäßig eine Abstimmung des Verhaltens der beiden Partner, das einseitige Abweichungen und Übertreibungen ausbalanciert. Das Übertreiben des Verhaltens des einen wird durch das Verhalten des anderen ausgeglichen. Dieser Ausgleich hält sich in Grenzen als Tendenz. Welches Verhalten in der Interaktion mit dem andern angenommen wird, muss letztlich jeder selbst bestimmen, verantworten und regulieren. Es gibt kein automatisches Beantworten. Es gehört zu den Freiheiten des Individuums, selbst über sein Verhalten bestimmen zu können und ihm Bedeutung zuzumessen.
Das Zusammenwirken der intraindividuellen und interindividuellen Balance Balance, intraindividuell, interindividuell
Wenn nun in einem Paar der eine Partner aufgrund persönlicher Schwierigkeiten ein einseitiges Abwehrverhalten für sich beansprucht, so wird die Bildung eines stabilen Paares begünstigt, wenn sein Partner bereit ist, das ausgleichende
Weitere Kostenlose Bücher