Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
hatte. Also waren die Männer in Sicherheit.
»Haben Sie gesehen, was passiert ist?«
»Natürlich, Mr. Waters.« Auch ohne Blickkontakt konnte Jerry den Mann in sich hinein lächeln sehen. »Offenbar sind wir da unten nicht willkommen.«
»Wo ist die Mannschaft?«
»In Sicherheit. Das Shuttle war glücklicherweise noch nicht auf dem Rückflug, als wir die Warnung erhielten.«
»Eine Warnung, von wem?«
»Vom Mutterschiff. Bei dieser Art Missionen gehört es zur Routine, das Operationsgebiet überwachen zu lassen. Unsere Freunde waren allerdings ziemlich ungehalten wegen der Unterbrechung.«
Wieder konnte Jerry den Piloten lächeln sehen.
»Aber inzwischen haben sie ihre Meinung geändert?«
»In der Tat. Ich fürchte allerdings, dass die Miss ion damit beendet ist. Von der Ausrüstung ist nicht viel übrig, und was die Stimmung anbetrifft, na ja ...«
Jerry grinste. »Das wird die Leandros-Leute b estimmt nicht glücklich machen.«
»Mag sein, aber das ist nicht mein Problem. Ihres im Übrigen auch nicht. Sie werden uns doch sicher b egleiten?«
»Nein, ich habe hier noch etwas zu erledigen.«
Jerry war sich bewusst, dass er damit seine Lebensversicherung aufkündigte, aber seine Entscheidung stand fest.
»So etwas Ähnliches hatte ich befürchtet. Ich nehme an, dass Ihnen die Konsequenzen klar sind.«
»Natürlich. Aber wenn es jetzt wegliefe, würde mich die Sache verfolgen wie eine Melodie, der der Schlussakkord fehlt. Und ich hasse unvollendete Stücke.«
»Das verstehe ich. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
»Ja«, sagte Jerry nach einigem Zögern. »Das Messer: Sie sagten, Sie hätten so etwas schon einmal gesehen. Wo?«
Der Lautsprecher blieb für Sekunden stumm, aber dann rang sich der Pilot doch noch zu einer Antwort durch: »In der Kabine des Passagiers, von dem ich Ihnen erzählt habe. Er hat die Waffe wohl mitg enommen, als er hier gelandet ist, und danach habe ich sie nicht mehr gesehen.«
»Und Sie wissen nicht, was es damit auf sich h aben könnte?«
»Nein ...« Der Pilot zögerte, »obwohl ich nicht an einen Zufall glaube. Aber ich fürchte, es gibt noch ein anderes Problem.«
»Welches?«
»Der Angriff auf die Expedition wird sich heru msprechen, und noch einmal werden sich die Militärs nicht vertrösten lassen.«
»Und das heißt?«
»Dass Manaos nach Lage der Dinge nicht mehr viel Zeit bleibt.«
»Es gibt keine Möglichkeit, den Angriff zu ve rhindern?«
»Doch, aber das ist kein Job für einen Musiker, Mr. Waters.«
»Aber vielleicht für einen Narren, den niemand ernstnimmt?«
»Natürlich könnte der Überraschungseffekt eine Rolle spielen, aber werde Ihnen bestimmt nicht zur aten ... «
»Danke, Sir. «
»Viel Glück, Jerry.«
Der Zaun war knapp drei Meter hoch, aus grob behauenen Stämmen gefertigt – und vollkommen sinnlos. Für sprungkräftige Raubtiere wie »Mama« stellte er kein Hindernis dar, und vermutlich konnte selbst ein gereizter Büffel das fragwürdige Konstrukt zum Einsturz bringen. Was der Feuerdrache damit anstellen würde, stand ohnehin fest. Das Holz würde brennen wie Zunder...
Dennoch hatten die Erbauer viel Zeit und Mühe aufgewendet, was die Schlussfolgerung zuließ, dass ihre Motive eher psychologischer Natur waren. Der Zaun suggerierte Sicherheit und gab den Bewohnern die Illusion, ihrer Umwelt nicht völlig ausgeliefert zu sein.
»Keiner zu Hause?!«, rief Jerry. Als niemand auf sein Klopfen reagierte, trommelte er mit beiden Fäusten auf das Tor ein. Schließlich öffnete sich eine winzige Klappe, und durch das Guckloch starrte ihn ein Auge entgegen, dessen gelbliche Färbung auf einen veritablen Leberschaden schließen ließ.
»Ach du Scheiße!«, krähte eine Stimme. »Hey Leute, ihr glaubt nicht, wer da draußen steht. Sieht aus, wie der verrückte Jerry himself, wenn’s nicht irgendein verdammter Doppelgänger ist.«
Drinnen entstand Unruhe. Spöttische Rufe mischten sich mit Fragen und Gelächter.
»Mach Platz, Joe«, ließ sich eine kräftige Bas sstimme vernehmen. Kurz darauf starrte Jerry ein anderes Auge an, gefolgt von einem fast triumphierenden Ausruf: »Verdammt, es stimmt! Macht auf, Leute, und lasst den Meister rein!«
Jerry kannte die Stimme. Sie gehörte Simon M cKenna, bis zu seinem Verschwinden vor ein paar Jahren Drummer bei den legendären »Abaddon Hammers« und zweifellos einer der größten Rabauken der SoundoWar-Szene.
Kaum hatte sich das Tor so weit geöffnet, dass Simon seinen massigen
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