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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sich vertraut an, auf eine seltsame Art, als hätte ich etwas aufgehoben, das vor langer Zeit einmal mein Eigentum gewesen war.
    Das Rätsel dieses Fundstücks war eine willkommene Ablenkung von meinen anderen Schwierigkeiten. Ich trug es in der Hand, während ich weiter am Strand entlangwanderte. Ich war noch keine zwölf Schritte weit gekommen, als ich wieder auf etwas trat. Ich hob es auf und befühlte die beiden Gegenstände, um sie zu vergleichen. Sie waren ähnlich, aber nicht vollkommen identisch; der eine war etwas länger als der andere.
    Der dritte Fund war schon keine echte Überraschung mehr. Ich klaubte ihn aus dem Sand und wischte ihn ab. Dann stand ich still, wie erstarrt. Mich beschlich eine unheimliche Ahnung, von einer beobachtenden, wartenden Präsenz. Sie verharrte wesenlos, unfähig, ohne mein Zutun Gestalt anzunehmen. Ich hatte das Gefühl, am Rand einer Klippe zu stehen. Ein Schritt, und entweder stürzte ich mich zu Tode oder entdeckte, dass ich fliegen konnte.
    Ich trat zurück. Ich drehte mich um und kehrte zu dem heruntergebrannten Lagerfeuer zurück. Im Näherkommen erkannte ich Pflichtgetreus Silhouette, die sich vor den Flammen bewegte und sah die Funkengarben aufspritzen, als er neues Holz ins Feuer warf. Großartig. Wenigstens so weit war er imstande, für sich selbst zu sorgen.
    Es kostete mich Überwindung, in den Lichtkreis zu treten. Ich wollte mich nicht mit ihm auseinander setzen, wollte seine Fragen oder seine Vorwürfe nicht hören. Mir war nicht danach, die Bürde meines Lebens wieder zu schultern. Doch als ich beim Feuer ankam, hatte Pflichtgetreu sich daneben ausgestreckt und stellte sich schlafend. Er hatte sein eigenes Hemd an, meins hing zum Wärmen und Trocknen auf dem provisorischen Gestell. Ich zog es kommentarlos an. Als ich den Kragen hochschlug, streiften meine Finger Jinnas Amulett. Aha. Das erklärte sein Lächeln und die freundlichen Worte. Bevor ich die Augen zumachte, betrachtete ich mir die drei Gegenstände, die ich gefunden hatte. Es waren Federn. Aus Stein oder Metall, das ließ sich immer noch nicht sagen. Im trügerischen Feuerschein waren sie dunkelgrau. Ich wusste sofort, wozu sie gehörten. Wie die Dinge standen, würden sie nie wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren. Ich legte sie neben mir auf den Boden, schloss die Augen und flüchtete mich in Schlaf.

Kapitel 24 · Konfrontationen
    Kommt Jack da anmarschiert, mit gewaltig großen Schritten, und stellt sich vor den Anderen hin, so frischweg und kühn, dass er von den Fersen auf die Zehen wippt und wieder zurück. »Oho«, sagte er und hält den Beutel mit den roten Kieseln hoch, die er gesammelt hat. »Alles, was an diesem Strand liegt, ist also dein Besitz? Tja, dazu kann ich nur sagen, was ich aufgehoben habe, gehört mir, und wer etwa Lust hat, mir wegzunehmen, was mir gehört, wird es nicht kriegen, ohne dass er mir zum Tausch einen gehörigen Bissen von seinem Fleisch lässt.« Und Jack zeigt dem Anderen seine sämtlichen Zähne, von den weißen vorn bis zu den schwarzen hinten, und auch seine Faust dick und knorrig wie ein Astknoten. »Die geb’ ich dir zu schmecken«, sagte er, »und die Ohren reiße ich dir vom Kopfe, alle zwei beiden. « Und auf mein Wort, er hätte nicht lange gefackelt und es getan, nur dass die Anderen so wenig Ohren haben wie Frösche und Kröten, was jedes Kind weiß.
    Doch wie dem auch sei, der Andere wusste, er würde den Beutel mit den roten Kieselsteinen nicht ohne einen Kampf in seinen Besitz bringen. Und hast du nicht gesehen, rüttelte und schüttelte er sich und roch auch nicht mehr nach totem Fisch, sondern war umhüllt vom Duft der lieblichsten Sommerblumen. Er machte, dass ein Schauder über seine Haut lief, ein Schimmern und Flimmern, und vor Jacks Augen stand plötzlich ein feines Mägdelein, nackend wie ein junges Blatt am Busch, und leckte sich die Lippen, als schmeckte es Honig dort.
    ZEHN REISEN MIT JACK: DIE 4. REISE
    Eine Zeit lang muss ich traumlos geschlafen haben, müde genug war ich auf jeden Fall. Viel zu viel war geschehen und alles viel zu schnell. Schlaf war ebenso Flucht vor dem Denken wie Erholung für den Körper. Doch nach einiger Zeit kamen Träume und zogen mich mit. Ich erklomm die Stufen zu Veritas’ Turmgemach. Er saß mit dem Rücken zu mir am Fenster und dachte hinaus mit der Gabe. Mein Herz tat einen Freudensprung bei seinem Anblick, doch als er sich zu mir umwandte, war sein Gesicht bekümmert. »Du bist meinem Sohn

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