Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann
Übliche, Söhne, die groß geworden waren und nun selbst Gatten und Väter. Aha. Vetter und Base, seit Jahren getrennt und einander fremd geworden. Ja, das passte. Sie hatte erzählt, dass Verwandtschaft von ihr in dieser Gegend ansässig war und so gut wie eingestanden, dass sie über die Alte Macht verfügten. Der Rest ergab sich, als er Fürst Leuenfarb schilderte, wie alles gekommen war.
Rehgesell und Arno waren nur einen Sommer mit Lutwin geritten. Beide waren zornig und empört darüber gewesen, wie die vom Alten Blut behandelt wurden. Nachdem Lutwins Schwester gestorben war, hatte er sich der Sache seines Volkes verschrieben und nach und nach Anhänger um sich geschart. Er hätte nichts als das eigene Leben zu verlieren, und Veränderung, hatte er ihnen erklärt, war nur durch Opfer zu erreichen. Es wäre an der Zeit, dass die vom Alten Blut den Platz einnahmen, der ihnen rechtmäßig zustand. Er gab ihnen das Gefühl, stark und kühn zu sein, diesen Söhnen und Töchtern vom Alten Blut, die sich stolz erhoben, um dreist zu nehmen, wonach ihre Eltern sich fürchteten zu greifen. An ihnen war es, die Welt zu verändern. Zeit war es, hohe Zeit, wieder als geeinte Volksgruppe in eigenen Gemeinden zu leben: Zeit, dass ihre Kinder offen ihre Magie zeigen konnten. Zeit für Veränderung. »Aus seinem Mund klang alles so vernünftig. Und so ehrenhaft. Richtig, wir würden zu extremen Mitteln greifen müssen, aber schließlich forderten wir nicht mehr als unser gutes Recht. Ein Leben in Frieden, und Anerkennung als Bürger dieses Landes, das war alles. Ist das zu viel verlangt?«
»Das Ziel scheint mir gerecht«, bemerkte der Fürst. »Doch seine Mittel, es zu erreichen, sind …« Er überließ es ihnen, den Satz zu beenden. Abscheulich. Grausam. Unmoralisch. Allein, dass man nach Worten suchen musste, brachte die ganze Erbärmlichkeit ihres Tuns zu Bewusstsein.
Einen Moment herrschte Stille. »Ich wusste nicht, dass Peladine in der Katze war«, verteidigte sich Rehgesell. Er schaute sich beinahe ärgerlich nach den Eltren um. »Ich weiß, ihr denkt, ich hätte es spüren müssen, aber ich habe es nicht gemerkt. Vielleicht bin ich nicht so gut unterwiesen worden, wie es nötig gewesen wäre. Oder vielleicht war sie geschickter darin, sich zu verbergen, als ihr euch vorstellen könnt. Aber ich schwöre, ich wusste nichts von ihr. Arno und ich brachten die Katze zu den Bresingas. Dort wusste man, es war ein Geschenk von uns vom Alten Blut, für Prinz Pflichtgetreu bestimmt, um ihn unserer Sache gewogen zu machen. Doch ich gelobe bei meinem Alten Blut, das war alles, was sie wussten. Oder ich. Andernfalls hätte ich mich nicht dafür hergegeben.«
Die alte Heilerin schüttelte den Kopf. »Das sagen viele, nachdem ihr unrechtes Tun entdeckt wurde«, äußerte sie bedeutungsvoll. »Eins verstehe ich nicht. Du weißt, eine Nebelkatze muss als Welpe der Mutter weggenommen werden, und dass sie nur für den jagt, der sie aus dem Bau genommen hat. War das für dich nicht Anlass, dich zu wundern?«
Rehgesell schoss das Blut ins Gesicht. »Ich wusste nicht, dass Peladine in der Katze war«, beharrte er. »Ja, sie waren verschwistert gewesen. Aber Peladine war tot. Ich dachte, die Katze wäre einsam und schrieb ihr merkwürdiges Verhalten der Trauer zu. Was sollte aus ihr werden? Sie konnte nicht allein in den Hügeln umherstreifen, sie wusste nichts vom wilden Leben. Deshalb brachte ich sie zu den Bresingas, als Geschenk für einen Prinzen. Ich hielt es für möglich …«, und ein kurzes Stocken verriet ihn, »dass sie sich vielleicht erneut verschwistern wollte. Das war ihr Recht. Doch als der Prinz zu uns stieß, dachte ich, es wäre aus dem Grund, den Lutwin uns nannte. Dass er aus freien Stücken zu uns käme, um unsere Sitten und Gebräuche zu lernen. Glaubt ihr, ich hätte geholfen, ihn zu entführen? Glaubt ihr, Arno hätte sein Leben geopfert für Peladine?«
Manche, denke ich, müssen seine Geschichte ebenso fadenscheinig gefunden haben wie ich. Doch es war nicht die Zeit für Beschuldigungen. Alle ließen es auf sich beruhen, und er fuhr fort:
»Arno und ich ritten mit Lutwin und den Gescheckten, als Eskorte für den Prinzen. Unsere Absicht war, ihn nach Sefferswald zu bringen, wo er unter Gescheckten wohnen könnte und sehen, wie sie leben. Das wurde uns von Lutwin gesagt. Als Arno in Hallerby vor dem Gescheckten Prinzen von der Menge ergriffen wurde, war uns klar, dass wir um unser Leben reiten mussten. Es
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