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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Königin verscherzte, die seit Generationen von Herrschern als Erste gewillt schien, denen vom Alten Blut Rechte zuzubilligen und Schutz zu gewähren? Nein. Und wenn die Gescheckten den Prinzen entführt hatten, mussten die vom Alten Blut, die redlichen Sinnes waren, ihn befreien und zurückbringen. Das war die einzig mögliche Form der Wiedergutmachung.
    Sie wandte sich von Rehgesell an Fürst Leuenfarb. Ihre Stimme klang bittend. »Wir haben uns bemüht, so schnell wie möglich Hilfe zu holen; es ist nicht die Schuld vom Alten Blut, dass sie weit verstreut und im Verborgenen wohnen müssen. Wir sind von Hof zu Hütte geritten und haben die Eltren gesammelt, die willens waren, ihren Einfluss geltend zu machen und Lutwin zur Vernunft zu bringen. Es war schwierig, denn jemandem Vorschriften zu machen, was er tun und lassen soll, ist nicht Sitte bei denen vom Alten Blut. Bei ihnen ist jeder Mann sein eigener Hüter, jeder Haushalt regiert sich selbst. Nur wenige wollten Lutwin gegenübertreten und von ihm verlangen, dass er von seinem Plan ablässt.« Ihr Blick richtete sich auf die Menschen, die in der Höhle versammelt waren. »Euch allen, die ihr gekommen seid, sage ich Dank. Und wenn es euch recht ist, möchte ich der Königin eure Namen nennen, damit sie weiß, bei wem sie in der Schuld steht.«
    »Und wohin sie den Strick und das Schwert schicken soll?«, fragte die Heilerin nüchtern. »Nein, Kindchen, noch sind die Zeiten nicht danach, dass man Namen preisgeben könnte. Wir kennen deinen. Wenn wir das Ohr der Königin erreichen wollen, wenden wir uns an dich.«
    Die Leute, die Laurel und Rehgesell zusammengeholt hatten, waren vom Alten Blut, aber weder nannten sie sich die Gescheckten, noch fanden deren Methoden ihre Zustimmung. Sie hielten an den alten Lehren fest, erklärte Rehgesell dem aufmerksam lauschenden Fürsten. Er schämte sich, dass er auf Lutwins tönende Reden hereingefallen war. Der Zorn hatte ihn dazu gebracht, versicherte er, nicht ein Verlangen, Tiere zu beherrschen und auszunutzen, wie die Gescheckten es taten. Zu oft hatte er in den letzten zwei Jahren erleben müssen, wie Altes Blut gehängt und gevierteilt worden war, ein Übermaß an Gräueln, sodass ein Mann vor Hass blind werden konnte. Doch er hatte eingesehen, dass der Weg der Gescheckten der falsche war, Eda sei Dank. Und Dank auch an Laurel, und er hoffte, seine Base würde ihm die Grausamkeiten der Kindertage vergeben.
    Die Unterhaltung schwappte gegen mich wie gleichmäßiger Wellenschlag. Ich gab mir Mühe, wach zu bleiben und zu begreifen, was geredet wurde, aber wir waren so müde, mein Wolf und ich. Nachtauge lag neben mir, und ich konnte nicht unterscheiden, wo seine Schmerzen aufhörten und meine anfingen. Es störte mich nicht. Selbst wenn Schmerz das Einzige gewesen wäre, was wir noch teilen konnten, hätte ich es hingenommen. Wir waren zusammen und hatten einander.
    Der Prinz war weniger glücklich. Ich drehte den Kopf, um ihn anzusehen, doch er schlief noch tief und fest. Sein Atem ging seufzend ein und aus, als verfolgte der Kummer ihn bis in seine Träume.
    Ich fühlte mich zwischen Wachen und Schlafen auf und ab gewiegt. Der tiefe Schlummer des Wolfs zog an mir, ein verführerisches Locken. Schlaf ist der große Heiler, hatte Burrich immer gesagt. Ich betete, dass er damit Recht hatte. Wie die Töne einer Musik aus weiter Ferne spürte ich Nachtauges Träume vom Jagen, aber noch durfte ich meinem Verlangen, sie zu teilen, nicht nachgeben. Der Narr mochte Laurel und Rehgesell und ihren Genossen vertrauen, ich tat es nicht. Ich gedachte, wachsam zu bleiben.
    Ich drehte mich ein wenig wie im Schlaf, um sie zu beobachten. Mir fiel auf, dass Laurel, zwischen Rehgesell und Fürst Leuenfarb, dichter bei dem Fürsten saß als bei ihrem Vetter. Man schien inzwischen von Erklärungen zu Verhandlungen übergegangen zu sein. Ich lauschte aufmerksam den maßvollen, bedächtigen Worten des Fürsten.
    »Ich fürchte, man ist sich hier nicht ganz darüber im Klaren, in welcher Position die Königin sich befindet. Selbstverständlich kann ich nicht behaupten, in ihrem Namen zu sprechen. Ich bin ein Gast am Königshof, ein Neuankömmling und dazu noch ein Fremdländer. Doch möglicherweise hilft gerade das mir zu erkennen, wofür ihr durch Gewohnheit blind geworden seid. Die Krone und der Name Weitseher werden Prinz Pflichtgetreu nicht davor schützen, dass man ihn als einen Zwiehaften verfolgt. Vielmehr wird es sein, als gösse man

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