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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht, von der Gabe Gebrauch zu machen. Vielleicht hatte ich nach all den vielen Jahren endlich gelernt, dass in diesem Hinausgreifen kein Trost lag für meine Einsamkeit.
    Das Wetter blieb auch weiterhin schön, jeder Morgen ein kühles, frisches Geschenk. Die Abende, überlegte ich, während ich das Räucherhaus ausräumte, waren als Geschenke noch kostbarer. Sie waren verdientes Ausruhen nach erfüllter Pflicht. Sie brachten Zufriedenheit, wenn ich es zuließ. Der Fisch war so geworden, wie ich ihn gern hatte: außen glänzend rot und fest, innen noch saftig und würzig. Ich ließ den letzten in einen Netzbeutel fallen. Vier solcher Netze hingen bereits an den Dachbalken im Haus. Mit diesem hier hatten wir, das wusste ich aus Erfahrung, ausreichend Vorrat für den Winter. Der Wolf folgte mir nach drinnen und schaute zu, wie ich auf den Tisch stieg, um den Beutel zu den anderen zu hängen. Ich fragte über die Schulter: »Sollen wir Morgen ganz früh aufstehen und sehen, ob wir ein Wildschwein finden?«
    Ich habe kein Wildschwein verloren. Du etwa?
    Ich schaute verdutzt zu ihm hinunter. Es war ein Nein, humoristisch verpackt, aber ein Nein. Ich hatte wilde Begeisterung erwartet. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich selbst hatte wenig Lust auf die Strapazen einer Wildschweinjagd. Ich hatte Nachtauge einen Gefallen tun wollen. In letzter Zeit war mir eine gewisse Lustlosigkeit bei ihm aufgefallen, und ich vermutete, dass er Harm vermisste. Der Junge war ihm ein allzeit bereiter Jagdgefährte gewesen, und im Vergleich dazu fürchtete ich, dass er sich bei mir langweilte. Er spürte meine Frage, als ich ihn musterte, doch er hatte sich in die innere Kammer seines Bewusstseins zurückgezogen, und ich traf nur auf einen vagen Schleier von Gedanken.
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte ich ihn besorgt.
    Er wandte ruckartig den Kopf zur Tür.
    Jemand kommt. »Harm?« Ich sprang vom Tisch.
    Ein Pferd.
    Ich hatte die Tür offenstehen lassen. Er ging hin und spähte nach draußen, die Ohren gespitzt. Ich stellte mich zu ihm. Eine Minute verging, dann hörte ich den Hufschlag eines Schritt gehenden Pferdes. Merle?
    Nicht die heulende Hündin. Seine unverhohlene Erleichterung versetzte mir einen Stich. Erst in letzter Zeit hatte ich erkannt, wie groß seine Abneigung gegen sie gewesen war. Ich sagte nichts, dachte auch nicht zu ihm hin, aber er wusste es. Nach einem entschuldigenden Blick huschte er aus der Tür.
    Ich trat auf die Veranda und wartete lauschend. Ein gutes Pferd. Auch spät am Tag war der Schritt noch federnd. Als Ross und Reiter in Sicht kamen, holte ich beim Anblick des Tieres tief Atem. Eine reinweiße Stute. Jede ihrer Linien verriet Rasse und edelstes Blut. Schneeige Mähne und Schweif wehten seidig, wie eben erst gebürstet. Schwarze Seidentroddeln in der Mähne passten zu Schwarz und Silber des Zaumzeugs. Klein und zierlich, lag trotzdem Feuer in der Art, wie sie ein wissendes Auge und wachsames Ohr dem Wolf zuwandte, der neben ihr durchs Unterholz lief. Sie hob die Hufe etwas höher, wie um Nachtauge zu versichern, dass sie noch genügend Kraft hatte, um entweder zu kämpfen oder zu fliehen.
    Der Reiter war seines Pferdes in jeder Weise würdig. Er saß gut im Sattel, man spürte einen Mann im Einklang mit seinem Tier. Seine Kleidung war schwarz, mit Silber verbrämt, wie auch die Stiefel. Es wäre ein Trauergewand gewesen, hätte nicht silberne Stickerei in verspielter Üppigkeit seinen Sommerumhang gesäumt und Silber die weiße Spitze an Hals und Handgelenken eingefasst. Silber hielt das blonde Haar aus der hohen Stirn. Feine schwarze Handschuhe umschlossen seine Finger wie eine zweite Haut. Er war ein schlanker Jüngling, doch ebenso wie der leichte Bau seines Pferdes Schnelligkeit nahelegte, vermittelte seine grazile Gestalt eher den Eindruck von Behändigkeit denn von Zerbrechlichkeit. Seine Haut hatte eine Färbung wie von der Sonne geküsstes Gold, ebenso sein Haar, das die feingeschnittenen Züge umrahmte. Der lohfarbene Mann näherte sich geräuschlos, bis auf das rhythmische Klingen der Pferdehufe. Als er herangekommen war, brachte er sein Tier mit einer Berührung zum Stehen und schaute aus seinen bernsteinfarbenen Augen vom Sattel auf mich hinunter. Er lächelte.
    Mein Herzschlag setzte aus.
    Ich befeuchtete die Lippen, fand aber keine Worte und auch nicht den Atem, etwas auszusprechen. Mein Herz sagte mir, was der Verstand leugnete.
    Langsam erlosch das Lächeln in seinem Gesicht und in

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