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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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konnten.
    Einmal haben wir es getan, erinnerte mich Nachtauge. Einmal haben wir es getan und es war gut. Ich glaube nicht, dass mein unwillkürlicher Blick den Narren aufmerksam machte, aber vielleicht waren wir uns näher, als er ahnte, denn er hob die Hand und zog den feinen Stoffhandschuh ab. Vor langer Zeit streiften bei einer achtlosen Bewegung seine Finger Veritas von der Gabe durchdrungene Hände. Davon wurden seine Fingerspitzen silbern und fortan erkannte er die Geschichte von Dingen einfach dadurch, dass er sie berührte. Ich betrachtete die Innenseite meines Handgelenks, wo verschwommene graue Abdrücke von einer solchen Berührung zeugten. Eine Zeitlang waren wir auf geistiger Ebene verbunden gewesen, fast als bildeten er und Nachtauge und ich eine echte Gabenkordiale. Aber das Silber an seinen Fingerspitzen war verblasst, ebenso wie die Spuren an meinem Handgelenk und das Band zwischen uns.
    Er hob den Zeigefinger, wie zur Warnung. Dann drehte er seine Hand um und hielt sie mir hin, als offerierte er an den ausgestreckten Fingerspitzen ein unsichtbares Geschenk. Ich schloss die Augen, um mich gegen die Versuchung abzuschirmen. »Es wäre nicht weise«, sagte ich mit belegter Stimme.
    »Erwartet man von einem Narren, dass er weise ist?«
    »Du bist immer das weiseste Geschöpf gewesen, das ich kenne.« Ich hob die Lider und begegnete seinem ernsten Blick »Es drängt mich danach, wie es mich drängt zu atmen. Nimm die Hand weg, ich bitte dich.«
    »Wenn du sicher bist – nein, genug des grausamen Spiels. Schau her, die Gefahr ist gebannt.« Er streifte den Handschuh über, hob die Hand, um sie mir zu zeigen und umfasste sie dann mit der unverhüllten linken.
    »Ich danke dir.« Ich nahm einen großen Schluck aus meinem Becher und schmeckte einen Sommergarten und summende Bienen im warmen Sonnenschein über den reifen, herabgefallenen Früchten. Honig und Aprikosen umschmeichelten meine Zunge. Ein lasterhaft guter Tropfen. »Etwas so Erlesenes habe ich noch nie gekostet«, bemerkte ich, froh das Thema zu wechseln zu können.
    »Ach ja. Ich fürchte, ich habe mich verwöhnt, seit ich mir von allem das Beste leisten kann. Eine stattliche Ladung davon wartet in Bingtown auf Nachricht von mir, wohin man sie verschiffen soll.«
    Ich neigte den Kopf zur Seite, versuchte zu ergründen, ob er mich vielleicht auf den Arm nehmen wollte. Langsam dämmerte mir, dass er die Wahrheit sprach. Die kostbaren Kleider, der Vollblüter, exotischer Kaffee und jetzt dies … »Du bist reich?«, folgerte ich messerscharf.
    »Die Vokabel wird der Wahrheit nicht ganz gerecht.« Seine bernsteinfarbenen Wangen bekamen einen rosigen Schimmer. Fast schien ihm die Tatsache peinlich zu sein.
    »Erzähl!«, verlangte ich gespannt.
    Er schüttelte den Kopf. »Eine viel zu lange Geschichte, ich will sie für dich kurz zusammenfassen. Freunde bestanden darauf, einen unerwarteten Reichtum mit mir zu teilen. Ich bezweifle, dass sie selbst den vollen Wert all dessen überblickten, was sie mir aufdrängten. Eine Freundin in einer Handelsstadt verkauft die exquisiten Stücke nach und nach für einen angemessenen Preis und schickt mir die Kreditbriefe nach Bingtown.« Er hob ein wenig hilflos die Hände. »Ganz gleich wie ich es verschwende, es scheint immer noch mehr Geld da zu sein.«
    »Ich freue mich für dich«, sagte ich aufrichtig.
    Er lächelte. »Ich wusste, du gönnst mir das Glück. Das Merkwürdigste daran ist, dass es nichts ändert. Ob ich auf gesponnenem Gold schlafe oder auf Stroh, mein Schicksal bleibt dasselbe. Wie das deine auch.«
    Also waren wir wieder beim Thema angelangt. Ich sammelte all meine Kraft und Entschlossenheit. »Nein«, sagte ich fest, »ich lasse mich nicht wieder in politische Machenschaften hineinziehen. Ich habe jetzt ein eigenes Leben, und das ist hier.«
    Er neigte den Kopf zur Schulter und ein Schatten seines alten Schelmenlächelns spielte um seine Lippen. »Ach Fitz, du hast immer schon ein eigenes Leben gehabt. Genau genommen ist das dein Problem. Du hast von Geburt an eine Bestimmung gehabt. Und ob sie nun hier ist …« Er warf einen Blick durch die Stube. » Hier , das ist nichts weiter als die Stelle, wo man gerade steht. Oder sitzt.« Er holte tief Atem. »Ich bin nicht gekommen, um dich in irgendetwas hineinzuziehen, Fitz. Die Zeitläufte haben mich hergeführt. Und dich. Genau wie sie Chade hergebracht haben und andere Wendungen deines Schicksals letzthin bewirkten. Habe ich Recht?«
    Er hatte

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