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Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Titel: Dienstanweisungen für einen Unterteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Lewis
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bewußteren und verantwortungsvolleren Art verbunden. Die ganze Geschichte entpuppt sich tatsächlich nur als ein weiterer Kunstgriff, um die Liebe hineinzuschleppen.
    Nun aber kommt der Witz. Der Feind beschrieb ein verheiratetes Paar mit dem Ausdruck „ein Fleisch“. Er sagte nicht „ein glücklich verheiratetes Paar“ oder „ein Paar, das heiratet, weil sie verliebt waren“; aber Du kannst die Menschen das vollkommen übersehen lassen. Du kannst sie auch vergessen lassen, daß der Mann, den sie Paulus nennen, die Benennung „ein Fleisch“ nicht nur auf verheirat e te Paare beschränkte. Für ihn ist der bloße Geschlechtsverkehr schon „Ein-Fleisch-Werden“. Du kannst deshalb die Menschen so weit bringen; daß sie das, was in Wirklichkeit eine ungeschminkte Beschreibung der tatsächlichen Bedeutung des Geschlechtsverkehrs ist, als rhetorische Verherrlichung des „Verliebtseins“ hinnehmen. In Wahrheit verhält es sich so: Wo immer ein Mann bei einer Frau liegt, da wird, ob es ihnen so angenehm ist oder nicht, eine übersinnliche Verbindung zwischen ihnen geschaffen, deren sie sich entweder ewig freuen oder die sie ewig erdulden müssen. Man kann die Menschen dazu bringen, aus der wahren Feststellung, daß diese übersinnliche Verbindung dazu bestimmt ist, echte Zuneigung und die Familie zu bewirken und zu schaffen (was sie auch, wenn im Gehorsam eingegangen, nur zu oft tun), die falsche Meinung abzuleiten, daß das Gemisch von Zuneigung, Angst und Verlangen, das sie „Verliebtsein“ nennen, die einzig richtige Grundlage für eine glückliche oder heilige Ehe sei. Dieser Irrtum kann sehr leicht inszeniert werden, denn das „Verliebtsein“ geht, ganz besonders im westlichen Europa, der Ehe voraus, die im Gehorsam gegen den Willen des Feindes, das heißt mit der Absicht der gegenseitigen Treue, der Fruchtbarkeit und des guten Willens geschlossen wird; gerade wie das religiöse Gefühl sehr oft, wenn auch nicht immer, die wirkliche Bekehrung begleitet. Mit andern Worten: Die Menschen sollen dazu angespornt werden, als Grundlage der Ehe eine in den schönsten Farben schillernde, verzerrte Darstellung dessen anzusehen, was der Feind eigentlich als ihr Ergebnis verspricht. Zwei Vorteile ergeben sich daraus. Erstens: Die Menschen, die die Gabe der Enthaltsamkeit nicht besitzen, können davon abgehalten werden, die Ehe als die für sie mögliche Lösung zu suchen, weil sie sich nicht „verlieben“ können und dank unseren Bemühungen den Gedanken an eine Ehe aus andern Motiven unwürdig und zynisch finden. Ja, wirklich, so denken sie! Sie betrachten den Vorsatz zur Treue in einer Gemeinschaft gegenseitiger Hilfe, in der die Keuschheit bewahrt wird und der Fortpflanzung des Lebens dient, als sittlich niedriger als einen vorüberziehenden Gefühlssturm. (Vergiß auch nicht, Deinem Mann einzuflößen, die kirchliche Trauung sei etwas sehr Anstößiges.) Zweitens: Jedwede geschlechtliche Betörung, solange sie mit der Absicht auf eine spätere Heirat betrieben wird, wird als „Liebe“ hingestellt, und diese „Liebe“ muß herhalten, den Mann von seiner Schuld freizusprechen und ihn vor allen Konsequenzen einer Heirat mit einer ungläubigen, dummen oder verschwenderischen Frau zu schützen. Doch mehr davon in meinem nächsten Briefe.
    Dein Dich liebender Oheim
    Screwtape

XIX
    Mein lieber Wormwood,

    Ich habe mir die Frage in Deinem letzten Briefe reiflich überlegt. Wenn, wie ich Dir deutlich zu zeigen versuchte, alle Ich-Wesen, ihrer Natur entsprechend, in stetem Existenzkampf stehen und daher die Idee des Feindes von der Liebe ein Widerspruch in sich ist, was wird dann aus meiner so oft wiederholten Warnung, daß Er dieses menschliche Geschmeiß wirklich liebt und tatsächlich seine Freiheit und seine dauernde Existenz wünscht? Ich hoffe, mein lieber Junge, daß Du meine Briefe niemand gezeigt hast. Nicht daß es irgendwie etwas ausmachen würde. Jeder wird ohne weiteres sehen, daß die scheinbare Ketzerei, der ich, ohne es selbst zu bemerken, verfallen bin, ganz zufällig ist. Nebenbei gesagt, ich hoffe, Du hast verstanden, daß die scheinbar unfreundlichen Bemerkungen über Slubgob nicht ernst gemeint waren. Ich habe wirklich die höchste Achtung vor ihm. Und selbstverständlich waren meine gelegentlichen Andeutungen, ich werde Dich vor den obersten Behörden nicht schützen, nichts weiter als ein Schreckschuß. Daß ich unbedingt für Dich einstehen werde, das kannst Du mir ruhig glauben. Es wird

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