Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diese Nacht darf niemals enden

Diese Nacht darf niemals enden

Titel: Diese Nacht darf niemals enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
Vom Netzwerk:
sie und sah sich Dokumentationen im Fernsehen an, bevor sie schließlich ins Bett ging.
    Als sie zwischen die kühlen Laken glitt, flammten die Bilder der gestrigen Nacht in ihrem Kopf auf und wollten sie schier verbrennen. Mit einer entschiedenen Geste griff sie nach dem Buch über frühzeitliche italienische Kunst, in dem sie gerade las. Gemälde von blassen mittelalterlichen Märtyrern sollten doch ein wirkungsvolles Gegengift für dieses unerwünschte sinnliche Aufbranden sein – und für den Mann, der die Ursache dafür war.
    Noch immer hatte sie nicht die geringste Ahnung, was sie in Hinsicht auf Guy de Rochemont tun sollte.
    Ich verstehe es einfach nicht, war der letzte Gedanke, mit dem sie einschlief.
    Das Gleiche dachte Alexa auch vier Tage später – Tage, in denen sie versucht hatte, ihr normales Leben so weit wie möglich wieder aufzunehmen. Nachdem sie von niemandem gehört hatte, der auch nur im Entferntesten mit Guy de Rochemont zu tun hatte, geschweige denn von ihm selbst, kam sie zu dem einzig logischen Schluss. Seine Worte beim Abschied, die Blumen und der Anruf von seiner Sekretärin besaßen keinerlei Bedeutung. Verstehen tat sie es nicht, und das Unverständnis hielt, bis es am Sonntagmorgen an ihrer Wohnungstür klingelte.
    Guy de Rochemont.
    Benommen ließ sie ihn ein, und benommen hörte sie die Worte über die eigenen Lippen kommen. „Ich verstehe nicht …“
    Er sah sie an, aus amüsierten grünen Augen unter langen Wimpern hervor, und ihr Puls beschleunigte sich sofort. „Ich sagte doch, ma belle Alexa, es ist ganz einfach. So einfach wie das hier.“ Damit zog er sie in seine Arme und küsste sie.
    Und so einfach blieb es auch für die nächsten Wochen und Monate. Alexa ließ es zu, ohne eine bewusste Entscheidung zu treffen. Die Verwunderung schwand. Sie suchte nicht nach Erklärungen, weil es einfacher war zu akzeptieren, dass Guy das hier wollte, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, warum. Carla Crespi tauchte nicht mehr länger in seiner Umgebung auf. Alexa wusste das, weil sie ein Foto des italienischen Filmstars in einem Glamourmagazin beim Friseur gesehen hatte, am Arm eines rundlichen, älteren Mannes. Im Text unter dem Foto hieß es, er sei Regisseur und Carlas Verlobter. Hatte Carla Guy verlassen? Oder war er ihrer müde geworden? Alexa wusste es nicht und fragte auch nicht danach.
    Überhaupt hielt sie sich zurück mit Fragen nach seinem Leben. Warum, hätte sie nicht genau sagen können. Aber ihr Instinkt warnte sie, dass er nicht darüber sprechen wollte.
    Manchmal erhielt sie einen kurzen Einblick, wenn sie zusammen Zeit verbrachten und er überraschend einen Anruf auf seinem Handy entgegennahm. Dann sprach er in allen möglichen europäischen Sprachen, manchmal auch Englisch, wovon sie den einen oder anderen Fetzen auffing. Manchmal reichte sein ungeduldiger oder verärgerter Ton dann bis zu ihr, doch sobald das Gespräch beendet war und er sich wieder Alexa zuwandte, war er wie vorher entspannt und aufmerksam und im Bett leidenschaftlich und zärtlich.
    Dennoch spürte Alexa die Distanz in ihm – umso mehr, weil auch sie einen Teil von sich zurückhielt. Sie war froh, dass Guy keine Anstalten machte, mit ihr auszugehen und sie überall vorzustellen. Es erleichterte sie, sie schätzte seine Diskretion. Denn Alexa verspürte nicht die geringste Lust, überall als die neueste Eroberung von Guy de Rochemont bekannt zu werden. Außerdem war ihre gemeinsame Zeit so knapp bemessen, dass sie sie ausschließlich mit ihm verbringen wollte, wo auch immer sie sich trafen. Sein Terminkalender war geradezu mörderisch voll, und Zeit war für jemanden wie Guy de Rochemont ein unbezahlbares Gut.
    Es würde nicht ewig dauern, das konnte es gar nicht.
    Der Gedanke griff mit eisigen Fingern nach Alexa. Und mit ihm kam die kalte und unerbittliche Erkenntnis.
    Wie und wann es geschehen würde, konnte sie nicht sagen. Aber das es passieren würde, erfüllte sie mit der schrecklichen Vorahnung von Kummer und Leid. Denn irgendwann, ungewollt und unvermutet, während der Zeit mit Guy hatte sie das getan, was sie sich niemals hätte träumen lassen.
    Sie hatte sich in ihn verliebt – hoffnungslos und von vornherein dem Untergang geweiht. Es konnte keine Zukunft mit ihm geben. Ihre Affäre würde eines Tages ebenso ohne erkennbaren Grund enden, wie sie ohne erkennbaren Grund begonnen hatte, und Alexa würde allein zurückbleiben.
    Und sie würde Guy hoffnungslos und hilflos

Weitere Kostenlose Bücher