Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diese Nacht darf niemals enden

Diese Nacht darf niemals enden

Titel: Diese Nacht darf niemals enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
Vom Netzwerk:
Moment später jedoch erhielt sie die Erklärung.
    „Ich wollte Ihnen persönlich danken“, fuhr Madame de Rochemont fort. „Für das Portrait, das Sie von Guy angefertigt haben. Er hat es mir letzten Monat zu meinem Geburtstag geschenkt. Ich bin sehr glücklich damit.“
    „Das … das freut mich“, brachte Alexa heraus.
    „Und ich bin ebenfalls“, die Stimme hatte einen anderen Ton angenommen, „sehr dankbar.“
    Als Alexa Guys Mutter ansah, erwiderte Madame de Rochemont ihren Blick für einen langen Moment stumm, und Alexa hatte das Gefühl, als würde sie in eine Waagschale gesetzt und abgewogen werden. Dann zerstob der Moment.
    „Wie ich hörte, waren Sie auf Reisen?“, hob Madame de Rochemont wieder an. „Im Mittleren Osten. Das ist ein höchst ungewöhnliches Reiseziel für eine junge Frau.“
    „Ich … ich wollte etwas anderes sehen.“ Nach wie vor konnte Alexa sich nicht vorstellen, weshalb Guys Mutter sich die Mühe gemacht haben sollte, herauszufinden, wo sie in den letzten Wochen gewesen war.
    „In der Tat. Allerdings reisen junge Frauen nur selten allein in diesen Teil der Welt“, bemerkte Madame de Rochemont.
    Darauf klaubte Alexa so viel Haltung zusammen, wie sie nur konnte, um etwas Passendes zu erwidern. „Mir wurde der größte Respekt entgegengebracht, Madame . Ich habe darauf geachtet, dass ich keine Aufmerksamkeit auf mich ziehe, und meine Gastgeber waren die Höflichkeit in Person.“
    „Sie haben sich länger dort aufgehalten?“
    „Ich habe gearbeitet, Madame . Gemalt. Die Wüste besitzt eine ganz eigene Schönheit.“
    „Natürlich. Sagen Sie, planen Sie, Ihr Werk auszustellen?“
    Alexa schüttelte den Kopf. „Mein Talent ist nur mäßig. Die Portraitmalerei hat mir einen angenehmen Lebensstandard ermöglicht, dafür bin ich dankbar.“ Erstaunlich, dass es ihr gelang, höflich Konversation zu betreiben, während in ihrem Kopf die Gedanken umherwirbelten.
    „Sie sind zu bescheiden, Mademoiselle .“
    Der Tonfall ließ sich absolut nicht deuten. Alexas Blick ging automatisch zu einem exquisiten Claude aus dem siebzehnten Jahrhundert, der über dem Kamin hing. Das Gemälde zeigte eine mythische Landschaftsszene. „Es braucht oft nur ein einziges großes Werk, Madame , um alles andere unmöglich zu machen.“
    Darauf neigte Guys Mutter langsam nickend den Kopf. „Bescheidenheit geht nicht selten Hand in Hand mit einem beträchtlichen Talent. Das Portrait, das Sie von Guy gemalt haben, ist Beweis dafür. Sie haben ihn sehr gut getroffen.“ Während sie sprach, lag ihr Blick durchdringend auf Alexas Gesicht.
    Als sie sich an die Zeit erinnerte, in der sie das Portrait fertiggestellt hatte, musste Alexa um Fassung ringen. Sie dachte an den Schmerz, verursacht durch den Mann, der ihr das Herz gebrochen hatte. Da sie Guys Mutter nicht ansehen konnte, senkte sie den Blick zu Boden. „Danke.“
    „Ich frage mich, Mademoiselle , ob Sie vielleicht von mir ein Portrait anfertigen können, so wie Sie es für meinen Sohn gemacht haben.“
    Abrupt hob sie die Augen zum Gesicht der Älteren. Madame de Rochemont sah sie fragend an.
    „Es tut mir leid, aber nein“, platzte Alexa heraus. Die Absage klang viel zu heftig, viel zu unhöflich, selbst in ihren eigenen Ohren.
    Die kürzeste aller Pausen entstand. „Wären Sie so nett, mir den Grund zu nennen, Mademoiselle ?“ Es war eine höflich gestellte Frage, dennoch hörte Alexa deutlich den Dünkel. Sie konnte sich denken, dass eine Grande Dame wie Madame de Rochemont nicht daran gewöhnt war, eine derart rüde Absage zu bekommen, vor allem nicht für einen Auftrag, der extrem schmeichelhaft und zudem lukrativ war.
    Mit zusammengepressten Lippen suchte Alexa nach einer Antwort. „Ich male keine Portraits mehr, Madame . Es tut mir wirklich leid.“
    „Ich verstehe. Gehe ich dann recht in der Annahme, dass das Portrait meines Sohnes das letzte seiner Art ist?“
    Der dämonische Zwilling des Bilds stand Alexa plötzlich vor Augen. „Der letzte kommerzielle Auftrag, richtig“, erwiderte sie. „Ich habe ihn nur angenommen, um Geld zu verdienen“, fügte sie tonlos hinzu.
    „Natürlich“, erwiderte Guys Mutter. „Warum sonst sollten Sie meinen Sohn auch malen wollen, nicht wahr, Mademoiselle ?“
    Alexa wandte den Blick rasch ab und schaute wieder auf den Claude über dem Kamin. Sie erkannte die Figuren, so winzig im Vergleich zu der weiten Landschaft. Eine davon war Daphne, die ihren Vater auf ihrer Flucht vor Apollo gebeten

Weitere Kostenlose Bücher