Diesen Cowboy muss ich küssen
getroffen, und ich hoffe, ich kann mit deiner Zustimmung rechnen.”
“Wofür?”
“Ich melde sie in einem anderen Internat an. In Washington gibt es ein ausgezeichnetes Lehrprogramm, das von der Universität dort getragen wird. Es ist teuer, aber seinen Preis wert.”
Panik schnürte Dana die Kehle zu. Doch dann gewann ihr Zorn die Oberhand. “Eher friert die Hölle zu, als dass ich zulasse, dass meine Tochter so weit weggeschickt wird.”
“Du bist unvernünftig.”
Tränen der Angst und Wut brannten ihr in den Augen. “Ich bin ihre Mutter, Rob. Und ich mache da nicht mit.”
“Ich habe die Anmeldung schon eingeleitet.”
“Dem Scheidungsurteil zufolge haben wir in Bezug auf Callies Ausbildung beide das gleiche Entscheidungsrecht. Wenn es sein muss, bringe ich dich vor Gericht.”
“Tu, was du nicht lassen kannst, Dana. Aber jeder Richter wird einsehen, dass es sinnvoll ist, Callie auf eine bessere Schule zu schicken.”
“An dem Internat hier ist nichts auszusetzen.”
“Ich mache mir auch nicht unbedingt Sorgen um das hiesige Internat. Ich glaube nur, dass du mit dem Leben, das du momentan führst, kein gutes moralisches Vorbild für sie bist.”
“Meinst du nicht, dass du da erst mal vor deiner eigenen Tür kehren solltest, Robert? Nur weil deine Tochter vor unserer Scheidung Gloria nie in deinem Bett gesehen hat, kannst du dich deshalb noch lange nicht zum Moralapostel aufschwingen.”
“Und wenn du die Beine für einen Cowboy breit machst, kannst du das genauso wenig.”
Glühender Zorn packte Dana. “Du hast nicht das geringste Recht, mir vorzuschreiben, wie ich zu leben habe, verstanden!” Mit dem Zeigefinger stach sie ihm fast ins Gesicht. “Und ich werde mich in dieser Sache gegen dich stellen, darauf kannst du Gift nehmen!” Aus den Augenwinkeln sah sie Callie auf der untersten Treppenstufe sitzen. Tränen tropften auf ihre glänzenden schwarzen Lackschuhe.
Langsam ließ Dana die Hand sinken. “Callie, Schätzchen?” Sie ging zu ihr und schloss sie in die Arme. Ihre Tränen vermischten sich mit denen ihrer Tochter. Tränen der Scham darüber, dass sie die Beherrschung verloren und ihr Kind offenbar erschreckt hatte. “Daddy und ich hatten nur eine kleine Auseinandersetzung, das war alles.”
Callie schniefte, und Dana küsste sie auf die tränenverschmierte Wange. Dann schaute sie zu Rob, der die Brauen missbilligend zusammengezogen hatte.
Er räusperte sich und blickte auf Callie herunter. “Fertig, Süße?”
Callie nickte und griff nach ihrem rosa Köfferchen. Beim Aufstehen sah sie zu Dana hoch und lächelte, als wollte sie sagen: Es ist alles okay, Mom.
Dana unterdrückte ein Schluchzen.
Sobald Callie aus der Tür war, drehte Rob sich noch einmal zu Dana um. “Wenn du sie weiter so übertrieben bemutterst, wird sie nie irgendwelche Fortschritte machen.”
“Was ist daran falsch, sie zu trösten? Sie hatte Angst.”
“Deinetwegen.”
“Na klar, du hattest natürlich nichts damit zu tun.”
Dana wollte die Tür zudrücken, doch Rob hinderte sie daran.
“Ach ja, und übrigens, Dana, du solltest dich ab jetzt lieber in Acht nehmen. Richter stehen Frauen, die in wilder Ehe leben, nicht sehr wohlwollend gegenüber, vor allem, wenn es sich bei den Männern um nutzlose Cowboys handelt.” Rob lächelte selbstgefällig. “Einen schönen Tag noch.”
6. KAPITEL
Nachdem Dana den größten Teil des Tages ziellos durch die Gegend gefahren war, fand sie sich irgendwann auf der vertrauten Auffahrt mit dem weißen Lattenzaun wieder.
Obwohl die Stimme der Vernunft sie warnte, hielt sie vor dem Fachwerkhaus hinter den Ställen an. Eigentlich sollte sie nach Hause zurückfahren. Aber sie musste einfach mit jemandem reden, der sie verstehen würde. Und Will würde verstehen.
Dana stieg aus und ging zum Haus. Die rostige Fliegengittertür quietschte, als sie sie aufstieß. Nach zweimaligem Klopfen erschien Marge in einem abgetragenen Bademantel, in der einen Hand das
Reitpferd-Journal
, in der anderen eine Bierdose.
Neugierig musterte sie Dana von oben bis unten. “Mrs. Landry, was kann ich für Sie tun?” In ihren ausgefransten, abgeschnittenen Jeans und dem ärmellosen Top wirkte sie auf Marge ziemlich ungewohnt.
“Verzeihen Sie, dass ich so spät noch störe, aber ich suche Will Baker. Können Sie mir sagen, wo er wohnt?”
Marge beugte sich aus der verwitterten Tür und zeigte die Richtung an. “Den Feldweg da hoch. Es ist der einzige Wohnwagen dort. Sie
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