Diesen Cowboy muss ich küssen
meiner Eltern, die wollte, dass ich dieses Wochenende zum Geburtstag meines Vaters komme. Dann ist die Zeit so schnell vergangen, dass ich es irgendwie nicht mehr geschafft habe, sie wieder anzurufen.”
Dana tupfte sich den Mund ab. “Hoffentlich wird deine Mutter nicht böse auf dich.”
Spontan strich er ihr über die Wange. “Keine Sorge. Sie wird euch beide mögen. Sie wird das gute Geschirr rausholen und von morgens bis abends kochen.”
“Da macht sie sich doch viel zu viele Umstände.”
“Sie macht das gern. Und sie kocht immer so viel, dass man eine ganze Armee davon ernähren könnte. Sie ist in einer großen Familie mit acht Kindern aufgewachsen.”
“Acht Kinder?”
“Meine Mutter stammt von polnischen Immigranten ab”, antwortete Will. “Ich habe jede Menge Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen. Die meisten von ihnen sind Akademiker, Ärzte, ein paar Anwälte …”
“Spricht deine Mutter Polnisch?”
“Das hat sie mal.” Will beschloss, es dabei zu belassen.
“Und dein Dad?”
“Er war ein Bauernjunge und hat sich seine gesamte Schulausbildung durch eigene Arbeit selbst finanziert. Da hat er sich dann auch entschieden, Lehrer zu werden. Er und meine Mom haben sich auf dem College kennengelernt und sind dann zusammen nach Austin gegangen, um dort zu unterrichten. Sie sind seit vierzig Jahren verheiratet.”
“Wie schön für sie.”
“Ja. Sie sind schon etwas ganz Besonderes.” Bald würde Dana begreifen, wie außergewöhnlich seine Eltern tatsächlich waren. “Sollen wir weiterfahren?”
“Sicher. Ich gehe nur schnell das Äffchen holen.”
Sie standen gleichzeitig auf. Als Will in Danas blaue Augen schaute, schienen alle Geräusche um sie herum auf einmal weit weg zu sein, und er sehnte sich nur noch danach, Dana zu küssen. Doch bis sie im Haus seiner Eltern waren, würde er sich zügeln müssen.
Um etwas Abstand zu gewinnen, sagte er: “Wir treffen uns dann draußen am Wagen.”
Damit ging er davon, wobei er sich fragte, ob es richtig gewesen war, Dana nicht besser auf die Situation vorzubereiten, die sie erwartete. Aber er war schon immer eher ein spontaner Typ gewesen, was ihn manchmal in Schwierigkeiten brachte. So wie neulich, in jener Nacht, als er seinem Verlangen nach Dana nachgegeben hatte. Denn seit dieser Nacht begehrte er sie nur noch mehr.
Müde schlug Dana die Augen auf, da sie merkte, dass der Pick-up angehalten hatte. Irgendwann in der letzten Stunde musste sie wohl eingeschlafen sein. Nun standen sie vor einem roten Klinkerhaus, das weitläufig von einem hügeligen Gelände mit stattlichen Eichen und üppigem Buschwerk umgeben war.
Will und Callie waren bereits ausgestiegen.
Will öffnete ihr die Beifahrertür. “Kommt erst mal mit rein. Die Taschen hole ich nachher.”
Dana kletterte aus dem Wagen und streckte sich. Ihre Beine waren steif, und ein Fuß war eingeschlafen. Sie blickte zur Tür, in der Erwartung, Wills Eltern dort zu sehen. Aber niemand kam, um sie zu begrüßen. Wie man den dröhnenden Dieselmotor des Pick-ups überhören konnte, war ihr ein Rätsel.
Will ging voran, die Treppenstufen hinauf. Auf der Veranda, die an der gesamten Vorderseite des Hauses entlanglief, standen mehrere Blumenkästen mit rosa Begonien. Es wirkte gemütlich und einladend.
Will drückte die Klinke der Haustür herunter und trat ein. Mit etwas Abstand und ein wenig verlegen folgten Dana und Callie ihm in den Wohnraum. Er war hell und luftig, und ausgestattet mit wunderschönen antiken englischen Möbeln und schmückenden Dingen aus Porzellan und Silber.
Dana war total verblüfft. Sie hatte angenommen, wuchtige Möbelstücke vorzufinden, womöglich gar einen Wagenrad-Couchtisch und Hirschgeweihe über dem Kamin. Eine so elegante Einrichtung hatte sie bestimmt nicht erwartet.
In diesem Augenblick kam eine Frau herein. Sie war groß und schlank, attraktiv, und jedes silberne Haar in ihrem Knoten saß exakt an Ort und Stelle. Ihr Auftreten war anmutig, selbstsicher und gewandt.
Mit ausgebreiteten Armen ging die Frau auf Will zu. “Endlich bist du mal wieder nach Hause gekommen, mein eigensinniger Sohn.” Ihr fröhlicher Ton und die weiche Miene verrieten, wie sehr sie sich darüber freute, ihn zu sehen.
Lächelnd ließ Will sich von ihr umarmen. “Ja, Mom, ich bin wieder da.” Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und drehte sich dann zu Dana und Callie. “Darf ich dir meine Reisegefährtinnen vorstellen? Das sind Callie und ihre Mutter Dana Landry.
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