Diesen Cowboy muss ich küssen
Meine Damen, dies ist meine Mutter Sophia.” Will unterstützte seine gesprochenen Worte mit der Gebärdensprache.
Sophia reichte Dana die Hand. “Willkommen bei uns.” Sie blickte nun Callie an. “Freut mich, dich kennenzulernen, Callie.”
Als Callie die Hand zum Winken erhob, sagte Will: “Meine Mutter kann die Gebärdensprache auch.” Er strich Callie über die Wange. “Diese Kleine hier ist eine Prinzessin, Mom.”
“Eine Feenprinzessin, nehme ich an.”
“Ja, eine Feenprinzessin.”
Als Callie fragend von einem zum anderen blickte, nahm Sophia sie bei der Hand. “Komm, ich erzähle dir die Geschichte.”
Nachdem sie Callie neben sich aufs Sofa gezogen hatte, begann Sophia leise zu sprechen. “Meine Mutter hat mir erzählt, dass kleine Mädchen, die nicht hören können, früher einmal Feenprinzessinnen waren und mit ganz besonderen Kräften ausgestattet sind.”
Wie bei ihrem Sohn flogen Sophias Finger flink und synchron zu ihren Worten, während sie mit ihrer Geschichte fortfuhr. “Die Ohren dieser schönen Feen waren so fein auf die Laute des Zauberwaldes eingestellt, dass den Feen, als sie zu kleinen Menschenmädchen wurden, die lauten irdischen Geräusche in den zarten Ohren zu sehr wehtaten. Aber wenn sie die Welt der Menschen verlassen, werden sie zu Engeln mit weißgoldenen Flügeln und einem wunderschön leuchtenden Schein um ihr Haar.”
Sophia machte eine Pause und beschrieb einen Kreis um Callies Kopf. “Und wenn sie einmal durchs Himmelstor gegangen sind, weißt du, was dann ihre Aufgabe sein wird, Callie?”
Callie schüttelte den Kopf.
Sophia lächelte. “Nun, sie werden natürlich für all die Musik im Himmel zuständig sein.”
Strahlend bewegte Callie ihre Hände wie Engelsflügel.
Dana biss sich auf die Lippen, um die aufsteigenden Tränen abzuwehren. Jetzt wusste sie, woher Will seine Anteilnahme und sein sanftes Wesen im Umgang mit ihrer Tochter hatte.
“Was für eine wunderbare Geschichte, Mrs. Baker”, sagte Dana, nachdem sie sich wieder gefasst hatte.
Doch Sophia reagierte nicht, sondern lächelte Callie weiter an. Dana war von Sophias Geschichte so gefangen gewesen, dass sie erst jetzt merkte, dass sich noch jemand zu ihnen gesellt hatte. Ein großer Mann stand auf einen Stock gestützt an der Tür, in den dunklen Augen lag ein humorvolles Glitzern.
Das war Wills Vater, daran gab es keinen Zweifel. Abgesehen von dem silbrigen Haar sahen sich die beiden sehr ähnlich, was Augen und Gesichtsschnitt und besonders die auffallende Größe betraf.
Will durchquerte den Raum und drückte seinen Vater kräftig an sich. “Wie geht’s, Pop?” Er sprach und machte gleichzeitig Zeichen.
Sein Vater erwiderte etwas in Zeichensprache, sprach jedoch nicht.
Also war Wills Vater gehörlos. Deshalb konnte Will die Gebärdensprache so gut. Aber warum hatte er es ihr nicht gesagt? War es etwas so Schmerzliches für ihn?
Dana trat neben Will und reichte seinem Vater die Hand. “Mr. Baker, ich bin Dana Landry.”
Mit dem linken Arm auf seinen Stock gestützt, nahm er ihre Hand und nickte, als Will ihren Namen buchstabierte.
“Da wir anscheinend eine formelle Vorstellungsrunde haben”, meinte Will dann, “Dana, dies ist Ben, mein Dad.” Er zwinkerte Callie zu. “Und Callie, das ist mein Vater, Ben.” Er buchstabierte den Namen und setzte noch ein Zeichen dazu, das Dana nicht kannte. Callie, Ben und Will lachten, ebenso wie Sophia.
Dana wünschte, sie könnte an dem Scherz teilhaben, doch sie vermutete, dass dies nur der Anfang eines Verständigungsproblems war, das das ganze Wochenende über andauern würde.
Will half seinem Vater zum Sofa und setzte sich in den Sessel daneben. Er, Callie und Sophia fingen an, sich mit den Händen zu unterhalten, während Ben zusah und gelegentlich nickte. Abgesehen von dem Geräusch des Ventilators an der Decke war es in dem Raum vollkommen still.
Dana, die hinter dem Sofa stand, bemühte sich so gut sie konnte, dem Gespräch zu folgen. Sie verstand, dass Callie etwas über Pferde sagte und Will etwas übers Reiten, oder vielleicht auch über sein Training. Sie war nicht sicher. Es waren zu viele Wörter und zu viele Leute, die gleichzeitig miteinander sprachen.
Schließlich setzte sie sich auf den Sessel neben Will und fragte: “Worüber redet ihr?”
Will zeichnete seine Antwort in die Luft, sagte aber nichts. Sie verstand die Zeichen nicht, auch dann nicht, als er sie noch einmal langsamer wiederholte. Während die stumme
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