Dieser Kuß veraendert alles
genau, was er noch für Amy tun musste.
Möglicherweise musste sie genäht werden. Je früher er den Arzt holte, desto besser.
Die Hintertür ging auf, und eine Frauenstimme hallte durchs Haus. "Jemand da?"
"Mrs. Massey", erklärte Amy.
Eine Frau mit Brille erschien in der Schlafzimmertür. Tate wunderte sich, dass Amy nicht erleichterter klang, als sie die Hebamme begrüßte. "Sie haben es gerade verpasst, Mrs.
Massey."
"Das sehe ich." Die stämmige Frau in mittlerem Alter nickte Tate zu und zog ihre Jacke aus. "Haben Sie etwa meine Arbeit gemacht?"
"Ich hoffe, ich habe nichts falsch gemacht."
"Hast du nicht", sagte Amy glücklich. "Du warst wundervoll.
Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte."
"Ich hätte früher hier sein müssen", erwiderte er.
"Ich glaube, das ist mein Spruch", sagte Mrs. Massey. "So, jetzt gehe ich mich erst einmal waschen." Auf dem Weg zur Tür strich sie Jody über den Kopf. "Wie findest du das, Jody? Ein brandneues Baby. Toll, was?"
Tate lächelte Amy an. "Kann ich dir noch etwas bringen?"
"Mrs. Massey wird sich um den Rest kümmern. Und ich möchte dir danken, Tate."
"Wirklich eine Wahnsinnsmethode, einen Mann nüchtern zu machen." Er verstand noch immer nicht, wieso er mit beiden Beinen felsenfest auf dem Boden stand, obwohl er sich wie berauscht fühlte.
Dann sah er zu, wie Mrs. Massey das Baby untersuchte. Zu seinem Erstaunen hüllte die Hebamme es wieder in eine Decke und reichte es ihm.
"Sie und Jody können die Kleine waschen, während ich mich um Amy kümmere..."
"Sie ist so winzig." Und sie wollte kein Bad. Er sah es ihrem zerknitterten Gesicht an. "Sie meinen, ich soll sie mit ganz gewöhnlichem Wasser waschen?"
"Mit körperwarmem", erklärte Mrs. Massey. "Es wird sie beruhigen. Sie schaffen das."
Er ließ seinen Blick von dem Baby zu Amy wandern. Sie sah erschöpft aus, aber sie nickte zustimmend. Trotz allem, was er für sie getan hatte, erstaunte es ihn, dass sie ihre Tochter seinen großen, nicht sehr geschickten Händen anvertraute. "Ich werde vorsichtig sein", versprach er.
"Jody weiß, wo ihre Sachen sind", sagte Amy, und Jody nickte.
"Ich weiß, wo alles ist", sagte er zu Tate und eilte hinaus.
Tate folgte ihm ins neue Kinderzimmer. Jody marschierte zur Kommode und zog zielsicher eine Schublade auf, um einen winzigen weißen Anzug mit pinkfarbenen Lämmern
herauszuholen. "Der ist ganz neu", verkündete er und hielt ihn hoch.
"Ich sehe schon, wir geben ein tolles Team ab, Jody", erwiderte Tate und lächelte das Baby an. "Du hast wirklich Glück, Mädchen."
"Sie ist ganz sauber", sagte Tate und übergab die Kleine ihrer Mutter. "Sie ist hübsch wie ein Vollblutfohlen, und jetzt will sie zu ihrer Mama."
"Komm her, meine Süße", flüsterte Amy.
"Bevor ich gehe, ein paar Anweisungen für die Männer", meldete sich Mrs. Massey zu Wort. "Wenn Mom hier sich ausgeruht hat, muss sie aufstehen und ein wenig gehen, aber sie darf es nicht übertreiben. Ihr Jungs kümmert euch für ein paar Tage ums Kochen und Saubermachen, klar?"
"Ich bin keine Invalide, Mrs. Massey", protestierte Amy.
"Den Spruch bekomme ich auch immer zu hören", sagte Tate.
"Notfalls fessele ich sie an den Bettpfosten."
Die Hebamme sah von Amy zu Tate. "Sie sind der neue Helfer?" Er nickte, und sie lachte. "Na ja, jetzt sind Sie auch noch Geburtshelfer. Ich werde jeden Tag vorbeischauen, aber wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie mich an." Sie sah wieder Amy an. "Sie wissen, was für Blutungen Sie erwarten müssen.
Wenn es schlimmer wird, wenn Ihnen schwindlig wird oder Sie ohnmächtig werden..." Ihr Finger zeigte auf Amy, aber ihr strenger Blick galt Tate. "Ab ins Krankenhaus."
"Verstanden."
"Das Baby darf sie nicht davon abhalten sich auszuruhen.
Haben Sie schon einen Namen für sie?"
"Karen", sagte Amy andächtig. "Karen Marie Becker."
Ein schöner Name, dachte Tate. Er hatte eine Tante namens Karen, aber sie lebte in Texas. Und seine Mutter hatte Mary geheißen. Der Name gefiel ihm. Karen Marie... Becker.
Als Amy den Nachnamen ausgesprochen hatte, war es wie ein Stich gewesen.
Mrs. Massey klopfte ihm kollegial auf den Rücken. "Morgen hat der Storch in Overo Großkampftag. Wie war's? Jetzt, wo Sie Ihre Feuertaufe bestanden haben..."
"Bloß nicht." Tate hob abwehrend die Hände.
Lächelnd ging sie hinaus, und Tate beobachtete durchs Fenster, wie sie in ihren Wagen stieg und davonbrauste.
"Kann ich dir etwas holen?" fragte er Amy. "Ein Glas Milch vielleicht. .. Wow!"
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